EUR/USD - wann ist die Talsohle erreicht?

 | 28.08.2022 15:40

  • Der EUR/USD hat die 2016 gebildete wichtige Unterstützungslinie unterschritten
  • Die Konjunkturbedingungen bleiben ungünstig für die Gemeinschaftswährung
  • Auch charttechnisch sieht es nicht viel besser aus
  • Eine der größten Stories in diesem Jahr ist der massive Anstieg des USD gegenüber anderen Leitwährungen, insbesondere dem Euro. Tatsächlich beträgt die Jahresperformance des EUR/USD -12,3 %, womit die europäische Währung zu den schwächsten Performern des Jahres gehört.

    Es gibt vier zwingende Gründe für diese Entwicklung:

    h2 1: Konjunkturelle Risiken/h2

    Das Risiko einer weltweiten Rezession treibt die Anleger in sichere Werte, zu denen traditionell auch der Dollar gehört.

    Aus technischer Sicht ist die US-Wirtschaft bereits in eine Rezession eingetreten, da sie zwei Quartale in Folge ein negatives Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verzeichnete.

    Offiziell wird eine Wirtschaftsperiode in den USA jedoch erst dann als rezessiv deklariert, wenn dies vom NBER (National Bureau of Economic Research) verkündet wird. Der Grund dafür ist, dass die Organisation neben dem BIP-Wachstum viele andere Indikatoren für die Wirtschaftstätigkeit auswertet, wie z. B. die Beschäftigung, das Einkommen der Privathaushalte, die realen privaten Konsumausgaben, die industrielle Produktion und den PMI für das verarbeitende Gewerbe - sowie die Koordinaten des wirtschaftlichen Abschwungs (Tiefe, Tragweite und Dauer).

    Derzeit bewegen sich die meisten dieser Indikatoren im grünen Bereich, wobei das verarbeitende Gewerbe der schwächste Faktor ist. Dem NBER zufolge befinden wir uns also noch nicht in einer Rezession.

    h2 2: Rezession in Europa/h2

    Um beim Thema Rezession zu bleiben: Die Europäische Union wird schon bald in eine Rezession abgleiten. Russlands Krieg mit der Ukraine belastet die Eurozone aufgrund ihrer geografischen Nähe und der gesamten Problematik der russischen Gas- und Rohstoffexporte in die Region wesentlich stärker als die USA.

    Die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone bewegt sich mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren, und die tristen Konjunkturaussichten scheinen sich noch zu vertiefen.

    h2 3: Zinssätze/h2

    Die unterschiedlichen geldpolitischen Strategien der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank treiben Carry-Trader in Richtung US-Dollar. Die Fed erhöht die Zinssätze schneller und stärker als die EZB, und wir wissen, dass höhere Zinsen die Währung eines Landes steigen lassen.

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    Die Fed könnte die Leitzinsen auf der September-Sitzung nicht um 75, sondern um 50 Basispunkte anheben, vorausgesetzt, die anstehenden Beschäftigungs- und Inflationsdaten fallen günstig aus.

    Auch die EZB dürfte am 8. September ihre Schlüsselzinsen um jeweils 50 Basispunkte anheben. Doch auch wenn sich diese Divergenz zwischen den beiden Zentralbanken verringern sollte, ändert sich der übergeordnete Trend für das Währungspaar nicht. Selbst eine drastische Zinserhöhung würde den Euro wahrscheinlich nicht wesentlich stärken.

    h2 4: Short-Positionen/h2

    Die Hedgefonds haben ihre Short-Positionen auf den Euro auf ein Drei-Wochen-Hoch erhöht.