Europäischer IT-Airbus oder US-IT-Boeing? - Powell Vollkasko - "Special"

 | 23.06.2021 09:49

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1922 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1881 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132,05. EUR-CHF oszilliert bei 1,0962.

Am Finanzmarkt dominiert ein positiver Grundton. Die Verbalakrobatik Powells vor dem US-Kongress konnte die nervösen Gemüter am Finanzmarkt zunächst beruhigen. Aktienmärkte zeigen sich entspannt. Der USD ist stabil. Zinsen sind wenig verändert. Die Währung ohne Fehl und Tadel wirkt angeschlagen (Gold).

Europäischer IT-Airbus oder US-IT Boeing?

Bundeswirtschaftsminister Altmaier will bei seiner am Mittwoch beginnenden USA-Reise das europäische Cloud-Projekt Gaia-X mit den USA verhandeln. Es seien viele US-Unternehmen in dem Bereich Dateninfrastruktur aktiv. Es käme darauf an, dass Synergien ermöglicht würden.

Theoretisch ist das richtig. Aber warum brauchen wir den IT-Airbus? Weil die USA ihre Machtposition nachweislich gegen Europa und zum Schaden Europas durch politische Vereinnahmung dieses US-Unternehmenssektors missbraucht haben! Sie haben sogar mindestens ein europäisches Land (Dänemark) zum Verrat an Europa erfolgreich angestiftet. Es geht hier um europäische Datensouveränität! Daten sind perspektivisch eine der wichtigsten Güterklassen der Zukunft.

Nach Snowden stellt sich die Frage, inwieweit US-Konzernen vertraut werden kann. Die Rechtslage mit dem latent möglichen Missbrauch der US-Rechtsbegrifflichkeit der "Nationalen US-Sicherheit" offeriert Drittstaaten nicht ansatzweise Rechtssicherheit, wie sie in einer Demokratie verankert sein muss. Vor diesem Hintergrund den "IT-Airbus" zu einer "IT-Boeing" mutieren zu lassen, entspräche nicht der Wahrnehmung der Interessen europäischer Bürger.

Gaia-X liefert noch die Chance auf europäische Datensouveränität, noch Herr Altmaier. Blauäugigkeit verbietet sich vor dem Hintergrund der jüngsten Erfahrungen.

Ja, die neuerdings mindestens nach außen entspannte Beziehung mit den USA ist erfreulich, nur ist sie auch belastbar und real?

Der Griff in die europäische "Datenkasse" lief unter den Präsidenten und Vizepräsidenten, die hier als "Freunde" definiert wurden (Obama/VP Biden/VP Clinton/Bush)! Herr Altmaier, Sie sehen mich äußerst irritiert! Ist Europa ein beliebiger US-Basar? Nehmen wir unsere europäischen Interessen bezüglich des geistigen Eigentums und der Privatsphäre (Verfassung) wirklich ernst?

Kongress-Anhörung. Powell geduldig und locker

Fed-Chef Powell sagte gestern vor dem Corona-Unterausschuss des US-Kongresses, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht präventiv erhöhen würde. Man übe sich in Geduld und sieht das aktuelle Bild der Inflation als Ergebnis einer temporären ungewöhnlichen Situation im Rahmen der abklingenden Pandemie. Powell führte aus, dass man noch "etwas Geduld" benötige, um zu sehen, was sich wirklich tue. Die zu beobachtenden Effekte sprächen nicht für eine weitgehend angespannte Wirtschaft, die höhere Zinsen erfordern würde.

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Nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve hatte Powell signalisiert, dass ein Plan zum Abschmelzen der Anleihenkäufe bei einem anhaltenden Aufschwung auf den kommenden Sitzungen zum Thema werden dürfte. Dieses Thema belegte die US-Notenbankerin Mary Daly (Fed San Francisco). Ihrer Ansicht nach könnten die quantitativen Maßnahmen (derzeit 120 Mrd. USD monatlich) ab Ende des Jahres wegen des Aufschwungs verringert werden.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die US-Notenbank eine umfängliche Vollkaskoversicherung für Wirtschaft und Staat liefert. Diese Vorfestlegungen, die uns erreichen, sind ernst zu nehmen, da die US-Notenbank bei abrupten Neuausrichtungen zukünftige Marktmacht wegen erheblicher Reputationsverluste verlieren würde.

Sie erkennen, dass wir sie in diesem Format in den letzten Tagen sehr gut auf diese Verbalakrobatik seitens Powells vorbereitet haben.

"Special": Hintergrund

Ich möchte Ihnen heute Caitlin Johnson näherbringen. Sie ist eine interessante Journalistin australischer Herkunft (Link). Sie hat einen in meinen Augen sehr lesenswerten Artikel (englisch) verfasst, der sich mit meinen Erkenntnissen in weiten Teilen deckt. Er widmet sich dem Thema des Missbrauchs von westlichen NGOs und der damit verbundenen Naivität in der westlichen Öffentlichkeit (Link).

Das Thema ist wichtig, weil damit Geopolitik und Geowirtschaft implementiert wird, die dann Wirkung auf die Finanzmärkte hat. Anders ausgedrückt: Wo manche Staaten unter Umständen so genannte "Trolle" im Netz zur Manipulation einsetzen, wird hier offengelegt, dass es viel direktere Wege mit erkennbar höherem Wirkungsgrad im Westen gibt. Die Einbindung des Themas (Rahmen) über persönliche Erfahrungen ihres Privatlebens ist stilistisch bezüglich psychologischer Wirkungen charmant.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Verbraucher zuversichtlich - Italiens Industrie kraftvoll

In Italien stieg der Absatz der Industrie im Monatsvergleich per Berichtsmonat April um 3,3% nach zuvor 1,7% (revidiert von 1,6%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 105,1% nach zuvor 37,9% (revidiert von 38,1%).

Der Index des Verbrauchervertrauens der Eurozone verzeichnete per Berichtsmonat Juni einen Anstieg von zuvor -5,1 auf -3,3 Zähler (Prognose -3,0) und erreichte den höchsten Wert seit Oktober 2018.

UK: CBI-Auftragsindex auf Höchstwert seit 1988

Der vom CBI ermittelte Index des britischen Auftragseingangs legte per Berichtsmonat Juni von zuvor 17 auf 19 Punkte zu (Prognose 18) und markierte den höchsten Indexstand seit Mai 1988.

USA: Insgesamt weiter positive Entwicklung

Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien sank in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung per Mai von zuvor 5,85 auf 5,80 Millionen Objekte (Prognose 5,72 Mio.). Der Richmond Fed Composite Index stieg per Berichtsmonat Juni von zuvor 18 auf 22 Punkte und markierte den höchsten Indexwert seit Oktober 2020.

Japan: Gemischtes Bild

Der von der Jibun Bank ermittelte Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes fiel laut Erstschätzung per Juni von zuvor 53,0 auf 51,5 Punkte. Der Index der gesamten Geschäftsaktivitäten (Buisness Activity Index) legte gemäß Erstschätzung per Juni von zuvor 45,7 auf 47,2 Zähler zu.

Australien: Abnehmende Dynamik

Die Erstschätzung des Composite Einkaufsmanagerindex per Juni lieferte einen Rückgang des Index von zuvor 58,0 auf 56,1 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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