EUR-Abverkauf nimmt nach Draghis Rede zu

 | 06.03.2015 15:19

Die BoE und die EZB haben bei ihrer März-Sitzung ihren Status quo beibehalten. Im Vereinigten Königreich sind es nun ganze sechs Jahre, dass die BoE ihren Rekordzinssatz von 0,5% hält, und sie hat aufgrund des disinflationären Drucks keinen Grund schnell zu einer Normalisierung überzugehen. Während die nächste Maßnahme der BoE höchstwahrscheinlich eine Zinssatzerhöhung sein wird (auch wenn sie nicht vor dem 1. Quartal 2016 erwartet wird), so sollten die unterschiedlichen Geldpolitiken der EZB, BoJ, BoC und RBA, aber auch die Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken der EM (angeführt von Indien und China) das Pfund Sterling stützen, sobald die unruhigen Zeiten vor den Wahlen am 7. Mai vorbei sind.

Zur Zeit liegt der Fokus der Händler zunehmend auf den politischen Diskussionen. Die politischen Unsicherheiten sollten sich in den kommenden Wochen auf das GBP auswirken. Der GBP/USD fiel unter den gleitenden 50-Tagesdurchschnitt (1,5266) zurück, während sich der EUR/GBP nach der Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi von seinem neuen Tief bei 0,72197 erholen konnte. Es besteht eine gute Chance, dass wir den Boden gesehen haben, falls nicht, sollten solide Gebote Unterstützung bei 0,70/0,72 bieten. Am Futures-Markt preisen die 1-3-monatigen Futuresmärkte niedrigere Präferenzen für den GBP gegenüber dem EUR und USD ein.

Bei seiner monatlichen Pressekonferenz in Nicosia hat die Rede von EZB-Präsident Draghi kurzfristig Volatilität auf den Devisenmärkten ausgelöst. Der EUR/USD stieg zunächst auf 1,1114 an, nachdem Draghi erklärt hatte, dass sich die Kreditbedingungen deutlich verbessert hätten - dank der positiven Auswirkungen des Anleihenkaufprogramms - und dass die Vorteile der Maßnahmen auf die reale Wirtschaft übertragen werden konnten. Während die Inflation wohl für die kommenden Monate negativ bleiben wird, haben die Anreize "die Öleffekte der zweiten Runde deutlich gedämpft" und haben auch den Rückgang in den Inflationserwartungen gestoppt, so Draghi. Die Währungshüter der EZB sehen die Inflation der Eurozone für 2015 wieder bei 0% (gegenüber 0,7%), mit einer erwarteten Beschleunigung des realen BIP auf 1,5% (gegenüber 1,0%). Der optimistische Ton konnte eine kurzfristige Erholung beim EUR/USD entfachen, doch wurden Kurse jenseits von 1,11 schnell zum Einstieg in neue Shortpositionen genutzt.

Was hat den EUR-Händlern nicht gefallen?

Zum ersten wird die EZB ab Montag dem 9. März bis September 2016 - und falls erforderlich auch länger -Staatsanleihen im Wert von 60 Mrd. pro Monat kaufen. Konkret verpflichtet sich die EZB, das QE-Programm so lange aufrechtzuerhalten, bis die Inflation auf dem Weg in Richtung des Ziels bei 2,0% ist. Diese unbefristete QE bedeutet, dass der Gesamtumfang der Anleihenkäufe möglicherweise 1,14 Bio. Euro überschreiten könnte, und das sind keine guten Neuigkeiten für den EUR. Auch die Aussicht, dass die Inflationserwartungen keine weiteren Käufe von Staatsanleihen erforderlich machen sollten, (CPI wird wohl in 2015 auf 0% steigen, auf 1,5% 2016 und 1,8% im Jahr 2017!), konnte die allgemeine Verunsicherung der Händler über die Wirtschaftsprognosen nicht beseitigen.

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Zweitens und noch schlimmer wird die EZB Schulden mit negativen Renditen kaufen. Auch wenn die Käufe Papiere ausschließen, die eine niedrigere Rendite als der Einlagensatz haben, wird diese Flexibilität sehr wahrscheinlich die Nachfrage für Anleihen mit längeren Laufzeiten verstärken und die Laufzeiten von Anleihenportfolios verzerren.

"EZB ist die Zentralbank Griechenlands"

Zuletzt führen die Zweifel gegenüber dem griechischen Bailout dazu, dass die Spannung an den EUR-Märkten anhält. Präsident Draghi sagte, dass die griechischen Banken gut in Form seien und es ist wichtig, dass sie gesund bleiben. Die "EZB ist die Zentralbank Griechenlands" so Draghi, da die an Griechenland geliehenen 100 Mrd. Euro 68% des BIPs des Landes ausmachen. Die EZB ist bereit, einen erneuten Verzicht für die Eignung der griechischen Anleihen als Sicherheit in Erwägung zu ziehen, doch gewisse Bedingungen sollten erfüllt werden.

Griechenland muss in den kommenden 3 Wochen 6,5 Mrd. Euro Schulden und Zinsen zurückzahlen, andernfalls wird ein weiterer Ausfall sicherlich ein massiver Schaden für die Bonität des Landes sein und Griechenland automatisch aus dem QE-Programm ausschließen. Am Montag wird sich Finanzminister Varoufakis mit seinen EZ-Partnern treffen, um eine Lösung für die Freischaltung von weiteren Geldmitteln zu finden. Draghi betonte, dass die Entscheidungen der Eurogroup für die EZB "extrem" wichtig sind. "Kommt es zur Übereinstimmung, würde sich unser Hintergrund komplett ändern, und wir wären in einer besseren Lage, um positive Entscheidungen für Griechenland zu treffen", fügte er hinzu.