EU-Anleihen als Konkurrenz für Treasuries?

 | 22.12.2020 12:12

Die Aussicht auf einen umfangreichen Verkauf von EU-Anleihen in den nächsten Jahren belebt den europäischen Staatsanleihenmarkt, nachdem das Debüt der SURE-Anleihen im Oktober mit 233 Mrd. Euro an Kauforders für die verfügbaren 17 Mrd. Euro massiv überzeichnet war.

In der Zwischenzeit sind fast 40 Mrd. Euro der Anleihen zur Unterstützung der EU-Notfallhilfe für Arbeitslose verkauft worden. Der im Dezember erzielte Kompromiss zum EU-Haushaltsrahmen machte den Weg frei für die Ausgabe von Anleihen zur Finanzierung des Konjunkturprogramms in Höhe von 750 Mrd. Euro, während weitere 60 Mrd. Euro für SURE bereitstehen.

Die Handelsvolumina in EU-Anleihen sind jetzt ein Vielfaches von dem, was sie einmal waren, und ziehen gleich mit denen von Frankreich oder Italien. Der robuste Markt hat das Potenzial, eine Alternative zu US-Treasuries zu schaffen, wenn auch nicht gerade ein ernsthafter Gegenspieler. Die Bid-Ask-Spreads bei EU-Anleihen haben sich durch die zusätzliche Liquidität deutlich verringert.

h2 Anleihenboom verändert Marktstruktur/h2

Allerdings sind die ausstehenden EU-Anleihen nur ein Bruchteil der deutschen Bundesanleihen. Die derzeitige Benchmark-Anleihe in Europa ist ebenfalls wieder auf dem aufsteigenden Ast, nachdem die Durststrecke von Berlins ausgeglichener Haushaltspolitik einer Flut von pandemiebedingten Kreditaufnahmen von Europas größter Wirtschaft gewichen ist.

Deutschlands Kreditaufnahme im Jahr 2020 stieg auf mehr als 400 Mrd. Euro, ein Rekord und fast das Doppelte der ursprünglichen Planung für dieses Jahr.