EU vs. Big Tech: Parlament zieht Daumenschrauben an

 | 07.07.2022 15:13

Lange Zeit konnten große Tech-Unternehmen in Europa in vielerlei Hinsicht ohne spezifische Vorgaben ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen. Zu schnell war die technologische (Weiter-)Entwicklung, zu träge hingegen die der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Nun hat das EU-Parlament gleich zwei Gesetzesentwürfe verabschiedet, um das Treiben der Plattformbetreiber zukünftig besser regulieren zu können. Zuvor hatten sich Unterhändler des Parlaments sowie der EU-Staaten auf diese Entwürfe geeinigt. Während der Digital Services Act (kurz: DSA) unter anderem festlegt, dass die Internetgiganten mehr Verantwortung im Hinblick auf Hassrede, Hetze und Ähnlichem übernehmen müssen, soll im Rahmen des Digital Markets Acts (DMA) gegen die Vormachtstellung großer Technologiekonzerne vorgegangen und somit ein fairer Wettbewerb ermöglicht werden. Verstöße gegen die am 1. Januar 2024 in Kraft tretenden Regelungen will das EU-Parlament offenbar mit Strafen in Höhe von 6 (DSA) bis 10% (DMA) des jeweiligen Jahresumsatzes ahnden, was für die Big Tech-Player Summen in zweistelliger Milliardenhöhe bedeuten würde.

Gegen Hassrede, Desinformation und Co: der Digital Services Act

Der Digital Services Act rückt inhaltliche Aspekte auf der Nutzerseite in den Fokus: So werden Technologie-Unternehmen, die die Funktion als Vermittler einnehmen und dementsprechend im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ihren Kunden Zugänge zu Inhalten, Dienstleistungen oder Produkten bereitstellen, dazu verpflichtet, mehr Verantwortung hinsichtlich der Identifikation und Beseitigung von illegalen Inhalten wie beispielsweise Hassrede, Fake News oder Terrorpropaganda zu übernehmen. Zudem wurde im Zuge des DSA festgelegt, dass Betreiber digitaler Plattformen zukünftig die expliziten Parameter ihrer jeweiligen (Empfehlungs-)Algorithmen transparent kommunizieren müssen.

Der Digital Market Act soll Monopolstellungen aufbrechen

Dementgegen konzentriert sich der Digital Marktes Act auf das Aufbrechen etwaiger Monopolpositionen der Big Tech-Player und demnach auf das Ermöglichen eines fairen Wettbewerbs. Hierbei zielen die neu auf den Weg gebrachten Regelungen vor allen Dingen auf die sogenannten Gatekeeper, zu Deutsch: Türsteher, ab. Als Gatekeeper werden in diesem Zusammenhang Internetplattformen bezeichnet, die eine starke Marktstellung aufweisen, jährlich mehr als €6.5 Milliarden umsetzen oder über eine Marktkapitalisierung jenseits von €65 Milliarden verfügen. Weiter müssen Gatekeeper per Definition EU-weit monatlich mehr als 45 Millionen Nutzer bedienen und mit mehr als 10.000 gewerblichen Anbieter zusammenarbeiten. Betroffen wären somit vor allen Dingen die Unternehmen Apple (NASDAQ:AAPL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Meta (NASDAQ:META).

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