EU "IT-Airbus" gewinnt Komtur - EZB sendet klares Signal!

 | 05.06.2020 09:35

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1346 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1193 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,87. EUR-CHF oszilliert bei 1,0842.

EU "IT-Airbus" gewinnt Komtur!

Voller Demut sind wir glücklich, dass die EU begonnen hat, sich von nicht tolerierbaren Abhängigkeiten zu emanzipieren. Nur wer seine Daten kontrollieren kann, ist souverän! Der europäische "IT-Airbus" gewinnt an Komtur. Zu den Fakten:

Das deutsch/französische Projekt Gaia-X hat unter anderem zum Ziel, Daten auf Servern in Europa zu speichern. Wirtschaftsminister Altmaier und sein französischer Kollege Le Maire gaben gestern den Startschuss. Anfang 2021 soll Gaia-X operativ am Markt sein und europäischen Firmen eine Alternative zu Anbietern der USA oder China geben. 

Der Chef der IT-Beratungsfirma Atos betonte: "Wir haben den Kampf um die Daten der Verbraucher verloren. Die nächste Welle, die vor und nicht hinter uns liegt, sind die Unternehmensdaten." Zum Start des europäischen Cloud-Projekts Gaia-X sprach sich der Deutschlandchef von Hewlett Packard (NYSE:HPE) für eine bessere Datenhoheit in Europa aus. Wir stimmen zu. Es geht um Datensicherheit und um Datenvermarktung. 

Gaia-X basiert auf einer deutsch-französischen Initiative. Treibende Kräfte sind SAP (DE:SAPG), die Deutsche Telekom (DE:DTEGn), Siemens (DE:SIEGn), Bosch und Atos. 20 Arbeitsgruppen arbeiten an Anwendungen. Dazu gehören die Bereiche Industrie, Gesundheitswesen, Finanzen und Energie. Man erwartet, dass Staaten am Anfang große Auftraggeber sein werden, um das Projekt in Schwung zu bringen. BDI-Expertin Plöger sagte, Gaia-X müsse so schnell wie möglich ein gesamteuropäisches Projekt werden.

Dieses Projekt kann nur der Anfang sein. Kontinentaleuropa hat alle Ressourcen, sehr viel mehr in diesem Sektor zu leisten. Es ist bitter notwendig!

Die EZB sendet ein klares Signal:

Die EZB hat die Leitzinsen erwartungsgemäß unverändert belassen (Leitzins 0,00%, Anlagezins -0,50%). Ein positiver Grenznutzen ist aus weiteren Zinssenkungen nicht ableitbar. Ganz im Gegenteil hätte das kontraproduktive Wirkungen auf das Finanzsystem und die Potenz der Transmissionsmechanismen der Finanzbranche in die Realwirtschaft. Es war smart von der EZB, an dieser Stelle auf eine Zeichensetzung zu verzichten.

Die EZB hat weiter umfängliche Möglichkeiten bei quantitativen Maßnahmen. Diese hat sie fraglos genutzt. Das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) wurde von 750 auf 1350 Mrd. Euro erweitert. Der Zeitraum der Ankäufe wurde bis Juni 2021 ausgeweitet. Fälligkeiten im Portfolio werden bis Jahresende 2021 ersetzt. 

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Das sind Maßnahmen, die über den Erwartungshorizont des Finanzmarktes hinausgingen. Von daher können wir von einem klaren Signal der EZB an Gesellschaft und Finanzmarkt sprechen. 

Damit wird aus unserer Sichtweise seitens der EZB sichergestellt, dass Kapitalmarktrenditen niedrig verankert bleiben. Das eröffnet eine günstige Refinanzierungsbasis für die Ausweitung der öffentlichen Defizite, die durch die verfügten Stabilisierungs- und Konjunkturprogramme auf nationaler und supranationaler Basis Raum greifen werden.

Hintergründe dieser EZB-Maßnahmen sind augenfällig negativ angepasste Wachstumsprognosen. So soll der Einbruch 2020 laut EZB bei 8,7% (März-Prognose +0,8%) des BIP liegen. Für die kommenden Jahre 2021 und 2022 geht die EZB von einer spürbaren Erholung der Konjunkturlage aus. Für das laufende Jahr erwartet die EZB eine Belebung im 2. Halbjahr. 

Ohne uns auf quantitative Größenordnungen festzulegen, ist dieser von der EZB skizzierte Konjunkturverlauf grundsätzlich nachvollziehbar.

In der Tat ist eine Erholung nur durch Lockerungen des "Lockdown" möglich. Die ersten zarten Lockerungen greifen im Verlauf des 2. Quartals. April wird wohl den Tiefpunkt der administrierten Rezession darstellen. Diese administrierte Rezession kann auch nur durch administrierte Lockerung verlassen werden. 

Diese Rezession hat nichts mit endogener Schwäche der Wirtschaft zu tun (Manche suggerieren das!), sondern sie ist Ausdruck einer politischen Güterabwägung im Rahmen der Corona-Krise. Mit der Rücknahme des "Lockdown beginnt dann auch die wirtschaftliche Belebung. Fraglos sind mindestens die massiven Stabilisierungsmaßnahmen zur Erhaltung der Grundstrukturen politische Pflicht in einer politisch administrierten Rezession. 

Die verfügten und zu verfügenden Konjunkturprogramme mit weitgehend investivem Charakter, der auch strukturelle Neuausrichtungen forcieren, sind vor dem Hintergrund der Investitionsschwäche der letzten 10 Jahre in Kontinentaleuropa für die Zukunft der Menschen, für das wirtschaftliche Wohlergehen und für politische Stabilität förderlich.
Die EZB liefert, was sie leisten kann - "Chapeau!"

Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:

Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der Johns-Hopkins-Universität lediglich eine Annäherung an die reale Lage liefert. 

Das Thema der Exit-Strategien aus den Extremmaßnahmen bestimmt das Bild. Das gilt vor allen für die Länder, in denen sich Entspannungen ergeben. Es gilt aber auch für Länder, die noch von Verspannung geprägt sind. Zwischen den Zeilen wird daran deutlich, dass das Risikopotential von Covid-19 seitens der Politik als weniger dramatisch eingestuft wird.

In Asien setzt sich die Entspannung (und die wirtschaftliche Erholung) fort. In China liegen 118 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 889. In Japan liegt sie bei 1.215. In Singapur sind es 12.994.

In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf die Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 7.928. Österreich liegt bei 418 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 392. In Italien sind es noch 38.429. Irritierend sind die Genesungszahlen aus den Niederlanden (180!), Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden (0!).

Die Problemländer sind weiter die USA (1.279.447), das UK (241.873), Brasilien (325.957) und Russland (230.965).  

Datenpotpourri der letzten 72 Handelsstunden:

Eurozone: Daten implizieren Tiefpunkt per April

Der IHS Einkaufsmanagerindex für den Konsumsektor stieg per Mai von zuvor 15,1 (Allzeittief) auf 39,4 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit Februar (52,5).

Die Einzelhandelsumsätze sanken per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 11,7% (Prognose -15,0%) nach zuvor -11,1% (revidiert von -11,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 19,6% (Prognose -22,3%) nach zuvor -8,8& (revidiert von -9,2%).

In Deutschland sank der Auftragseingang der Industrie per April im Monatsvergleich um 25,8% (Prognose -19,7%) nach zuv0r -15,0% (revidiert von -15,6%). 

USA: Daten implizieren Tiefpunkt per April

Laut Challenger Report erfolgten per Mai Entlassungsankündigungen in einem Volumen von 397.061 nach zuvor 671.129. Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 30. Mai auf 1.877.000 (Prognose 1.800.000) nach zuvor 2.126.000 (revidiert von 2.123.000). Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat April ein Defizit in Höhe von 49,4 Mrd. USD (Prognose -49,0 Mrd.) nach zuvor 43,3 Mrd. USD (revidiert von -44,4 Mrd.) aus. Die Produktivität sank laut Revision per 1. Quartal um 0,9% (Prognose -2,7%).

Russland: Reserven marginal gesunken

Die Devisenreserven stellten sich per Berichtswoche 29. Mai auf 563,9 Mrd. USD nach zuvor 565,3 Mrd. USD.

Japan: Daten ermutigend

Die Gesamtausgaben der privaten Haushalte fielen per April im Jahresvergleich um 11,1% (Prognose -15,4%) nach zuvor -6,0%. Im Monatsvergleich kam es zu einem Rückgang um 6,2% (Prognose -8,7%) nach zuvor -4,0%. Japans Devisenreserven stellten sich per Mai auf 1.378,2 Mrd. USD nach zuvor 1.368,6 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros. 

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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