Philip Hopf | 15.02.2023 16:24
In den letzten Jahren konnte ein schwungvoller Anstieg der Investitionsvolumen von ETFs, die Kurzform von Exchange Traded Funds, beobachtet werden. Im Speziellen der ETF-Sparplan etablierte sich zu einer beliebten Art des langfristigen Vermögensaufbaus. Ein börsengehandelter Indexfonds verfolgt im Gegensatz zum klassischen Investmentfonds nicht das Ziel, mittels eines Fondsmanagers einen bestimmten Markt zu übertreffen. ETFs bilden passiv die Wertentwicklung eines Index ab und werden an der Börse gehandelt. Entsprechend entfällt das aktive Fondsmanagement. Passiv nachgebildet werden eine Vielzahl von Anlageklassen wie beispielsweise Aktienindizes, Rohstoffe oder auch Körbe aus Unternehmen, die sich an nachhaltigen Praktiken orientieren oder bestimmten Branchen wie Gesundheit, Energie oder Technologie angehören. ETFs folgen demnach einem Index, wie dem Deutschen Aktienindex oder dem S&P 500 und bilden dessen Wertentwicklung ab. Je nachdem wie sich der abgebildete Index entwickelt, steigt oder fällt der Kurs des börsengehandelten Fonds. Übrigens: Auch wir analysieren mit dem GDX (NYSE:GDX) und dem GDXJ (NYSE:GDXJ) im Rahmen unseres Minen-Pakets zwei ETFs aus dem Edelmetall-Segment.
Der nach Fondsvolumen größte ETF ist der iShares Core MSCI World UCITS ETF (ETR:EUNL), welcher in USD gehandelt wird. Jener investiert in ein Portfolio von Aktien, das den MSCI World Index repliziert, einem globalen Aktienindex, welcher knapp 1 600 Aktien aus 23 Industrieländern vereint. In den letzten zehn Jahren konnte eine jährliche Rendite von knapp elf Prozent eingefahren werden. Im Gegensatz zum Investment in eine Einzelaktie weist ein ETF durch seine breite Streuung ein geringeres Risiko auf. Das Vermögen wird obendrein als Sondervermögen behandelt. Daraus resultiert, dass das investierte Kapital gesetzlich geschützt ist vor der Insolvenz der Fondsgesellschaft. Ferner sind sie meist kostengünstiger als traditionelle Investmentfonds, da sie weniger Kosten für Management und Verwaltung verursachen. ETFs haben bewiesen, dass sie mehr sind als eine flüchtige Modeerscheinung. Lange sind diese unter dem Radar geblieben, da Banken und Finanzberater mit ihnen nur geringe Vertriebsprovisionen generieren konnten und sie deswegen nicht in der Beratung eingesetzt haben. Dabei reicht die Idee der Reduktion des Verlustrisikos durch eine breite Anlagestreuung zurück bis in das Jahr 1900.
Schöpfer der Idee für die Entwicklung von ETFs waren Louis Bachalier, Harry Markowitz und William Sharpe. Bachalier, französischer Mathematiker, formulierte als erstes die theoretische Grundlage für die Funktionsweise. Seine Untersuchungen ergaben, dass die Chancen, den Markt zu schlagen, bei 50% liegen. Er sagte: „Das Auf und Ab an der Börse ist so willkürlich wie der Schlingerkurs eines Besoffenen”. Harry Markowitz war von den Erkenntnissen von Bachalier, für welche er zunächst belächelt wurde, inspiriert und implementierte jenen Ansatz in seine preisgekrönte Portfoliotheorie. Er agierte nach dem Leitsatz: Nicht die Maximierung der Rendite sollte bei den Anlegern im Vordergrund stehen, sondern die Reduktion des Verlustrisikos. William Sharpe, ein nordamerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, belegte später den Vorteil der Diversifikation im Portfolio. Der Stein kam ins Rollen. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde dann der erste Indexfonds aufgelegt. Geeignet war dieser nur für institutionelle Anleger. Erste kurze Zeit später, im Jahr 1976, wurde der erste Indexfonds für Privatanlegende entwickelt: der Vanguard 500. Streng genommen war dieser jedoch noch kein ETF, da er nicht börsennotiert war.
Eine Entscheidung, die bei der Wahl des ETFs getroffen werden muss, ist die Art der Indexabbildung. Dies kann entweder durch eine physische oder synthetische Indexabbildung erfolgen. Jener Mechanismus ist dafür verantwortlich, dass sich der ETF wie der zugrunde liegende Index entwickelt. Beeinflusst werden durch die Wahl der Replikation obendrein die Kosten, die Sicherheit und die Performance der Anlage. Beide Varianten haben demgemäß Vor- und Nachteile.
Bei der physischen Replikation kauft der ETF sämtliche Wertpapiere des jeweiligen Index und gewichtet diese eins zu eins zum entsprechenden Börsenbarometer. Dabei entstehen zumeist für die Fondsgesellschaften höhere Kosten, da dies mit mehr Aufwand verbunden ist. Auch kann es zwischen dem Referenzindex und dem ETF zu Performance-Differenzen kommen. Ein Grund dafür ist das sogenannte Sampling-Verfahren, welches auch als optimiertes physisches Replikationsverfahren bezeichnet wird. Das Wort „sample“ stammt aus dem englischen und bedeutet Stichprobe. Statt alle im Index vorhandenen Werte zu berücksichtigen, wird nur in die „wichtigsten“ Werte investiert. Maßgebend hierbei ist die relative Gewichtung der Wertpapiere. Hintergrund ist, dass die vollständige Nachbildung eines „kleineren“ Index, wie dem DAX, weniger problematisch ist. Bei einem Aktiengiganten wie dem MSCI World (ETR:X010) hingegen, welcher auch illiquide Aktien enthält, wird es schon schwieriger.
In der synthetischen Replikation werden Indizes mittels eines Swaps künstlich nachgebaut. Ein Swap ist ein Finanzinstrument, bei dem zwei Parteien vereinbaren, zukünftige Zahlungsströme miteinander zu tauschen. Die Vereinbarung wird getroffen zwischen dem Emittenten des ETFs und einer Bank. Der Kontrahent verpflichtet sich entsprechend, die Performance des Referenzindex beispielsweise gegen die Rendite des Aktienkorbs zu tauschen. Ein daraus resultierender Nachteil ist das Kontrahentenrisiko des Anlegers. Dieses beschreibt das Risiko, dass der Anbieter des Swaps seinen Verpflichtungen im Insolvenzfall nicht mehr nachkommen kann.
Fazit
Zusammengefasst vereinen ETFs die Potenzialität, das eigene Portfolio um eine Vielzahl von Anlageklassen zu erweitern, ohne sich dabei auf einen Einzelwert festlegen zu müssen. Aus dem passiven Management resultieren geringere Kosten beziehungsweise Gebühren als bei einem aktiven Fonds. ETFs werden als Sondervermögen verwaltet, was bedeutet, dass sie rechtlich getrennt vom Vermögen des Emittenten gehalten werden. Im Falle einer Insolvenz gehören jene nicht mit zur Insolvenzmasse. Ein ETF sollte stets langfristig betrachtet werden und das Risiko einer Geldeinlage durch Diversifikation aufteilen. Die breite Verfügbarkeit, die einfache Handhabung über Börsen und das transparente und liquide Marktumfeld machen ETFS zu einer attraktiven Wahl für viele Anleger. Auch in Zukunft sollten weitere Branchen, Regionen und Themen erschlossen werden, in welche mittels eines Indexfonds investiert werden kann.
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