Eskalation im Nahen Osten: Depot umschichten oder Ruhe bewahren?

 | 15.04.2024 10:08

Die Kursverluste an den globalen Märkten am Freitag und heute Morgen in Asien und Europa sind rationale Schritte zur Risikostreuung, bedenkt man, dass die erschütternden Ereignisse im Nahen Osten das Potenzial haben, mehrere wichtige Glieder der globalen Versorgungskette zu destabilisieren.

Die Hauptsorge gilt derzeit der Gefahr eines erheblichen Ölpreisanstiegs, ein Szenario, das durch eine Eskalation der Spannungen in der Straße von Hormus ausgelöst werden könnte. Diese Wasserstraße, die für die globale Handelskette von entscheidender Bedeutung ist, grenzt auch an den Oman, wo die Spannungen ebenfalls zunehmen. Diese Situation veranlasst Investoren, sich in Erwartung einer möglichen Schließung dieses wichtigen Korridors mit Öl einzudecken.

In diesem Sinne stellt das aktuelle Szenario eine größere Bedrohung für die globalen Energieversorgungsketten dar als der andauernde Konflikt zwischen Israel und der Hamas, der keine entscheidenden Ölpipelines direkt betrifft.

Die mit diesem Szenario einhergehenden Risiken werden aus Sicht der Aktienmärkte noch durch die hartnäckige Inflation in den USA verstärkt, wie der jüngste Bericht zum Verbraucherpreisindex zeigt.

Ein deutlicher Anstieg der Ölpreise könnte den aktuellen Zinszyklus der US-Notenbank verlängern, was aus makroökonomischer Sicht weitreichende Folgen haben könnte.

Noch wichtiger ist jedoch die Diskussion über eine breitere Verschiebung in der geopolitischen Landschaft der Welt, die das Potenzial hat, den Welthandel, an den wir uns gewöhnt haben, zu verändern.

Nach Jahrzehnten zunehmender Annäherung zwischen den Volkswirtschaften der Welt deuten jüngste Entwicklungen wie Chinas Verschiebung der Wirtschaftsmatrix nach COVID, der Einfluss Russlands und der Nearshoring-Boom in Lateinamerika darauf hin, dass die Welt möglicherweise bedeutende Schritte in Richtung einer entglobalisierten Perspektive unternimmt.

Es ist kein Zufall, dass der Vorstandsvorsitzende von JP Morgan, Jamie Dimon, in seinem jährlichen Brief an die Investoren vor den potenziellen Risiken warnte, die diese Entwicklungen für die langfristigen Aussichten der Weltwirtschaft mit sich bringen.

"Die jüngsten Ereignisse können durchaus Risiken schaffen, die alles seit dem Zweiten Weltkrieg in den Schatten stellen könnten - wir sollten sie nicht auf die leichte Schulter nehmen", so der CEO.

Während die aktuelle Situation aus rein wirtschaftlicher Sicht an sich schon inflationär ist, hat sie die Zentralbanken weltweit auch dazu veranlasst, die Qualität der ihren Bilanzen zugrunde liegenden Vermögenswerte zu überdenken. So hat beispielsweise China so schnell wie noch nie in der Geschichte US-Staatsanleihen gegen Gold getauscht, was dazu beigetragen hat, die Realzinsen auf einem sehr hohen Niveau zu halten.

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In Anbetracht all dieser Risiken ist es nur folgerichtig, dass Investoren einen Teil ihrer Investments in Vermögenswerte umschichten, die traditionell als weniger risikoreich gelten - dazu gehören Gold, andere Rohstoffe mit begrenztem Angebot (wie Öl selbst), der US-Dollar und der Japanische Yen sowie Immobilien.

In den letzten Jahren hat sich auch Bitcoin als Alternative entwickelt. Allerdings haben sich Kryptowährungen als sehr zinssensitiv erwiesen, was diesen Plan erschweren könnte.

Innerhalb des Aktienmarktes dürfte der Verteidigungssektor aufgrund des wahrscheinlichen Anstiegs der Militärausgaben in verschiedenen Ländern zunehmend an Interesse gewinnen.

Während die Situation für die Menschen erschütternd ist und schnelles und unmittelbares Handeln für den Frieden erfordert, müssen die Anleger aus reiner Investitionsperspektive Ruhe bewahren.

In diesem Sinne sprechen die oben genannten Faktoren eher für einen risikoausbalancierten Anlageansatz als für die dringende Notwendigkeit, die Portfoliozusammensetzung vollständig zu ändern oder das Risiko grundsätzlich zu meiden.

Wie Dimon in seinem Jahresbrief treffend feststellte, "neigen wir dazu, die Auswirkungen schrecklicher Ereignisse auf die Weltwirtschaft zu überschätzen".

Die langfristige Anlageempfehlung bleibt zwar unverändert, doch ist es ratsam, die makroökonomischen Risiken innerhalb des eigenen Portfolios kontinuierlich zu überwachen und zu berücksichtigen, um einen soliden und zukunftsorientierten Ansatz für die Anlagestrategie zu gewährleisten.

Disclaimer: Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten oder Meinungen von Investing.com wider.


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