Investing.com | 14.06.2022 12:35
Die Rendite der maßgeblichen 10-jährigen US-Staatsanleihen stieg am Montag um mehr als 20 Basispunkte auf 3,37 %. Denn Bondinvestoren wetten nun darauf, dass die US-Notenbank (Federal Reserve) die Zinsen noch aggressiver anheben muss.
Neben den erwarteten Anhebungen um jeweils 50 Basispunkte diese Woche und im Juli macht sich der Konsens breit, dass im September eine vierte Erhöhung in dieser Größenordnung erforderlich sein wird.
Die Verzinsung zweijähriger US-Staatsanleihen, die sich enger am Leitzins der Fed orientieren, legten ebenfalls kräftig zu und rentierten in der Spitze mit 3,28 %. An einem Punkt kletterte die Zweijahresrendite sogar über die Rendite der 10-jährigen Papiere, ein Phänomen, das als Inversion der Renditekurve bekannt ist und bei längerer Dauer eine Rezession signalisieren kann.
Dieser Zustand hielt jedoch nicht lange an, denn die 10-jährige Rendite zog stärker an, so dass die Zinskurve wieder eine normalere Form annahm.
Doch die alarmierten Investoren rechnen nun eindeutig mit dem Schlimmsten, zumal die Inflation kaum Anzeichen einer baldigen Beruhigung zeigt. In der vergangenen Woche stieg der Verbraucherpreisindex im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 % und im Monatsvergleich um 1,0 %. Der Kern-VPI betrug im Jahresvergleich 6,0 % und im Monatsvergleich 0,6 %.
Barron's ermittelt seinen eigenen Verbraucherpreisindex, in dem Lebensmittel, Wohnraum, Gas und Versorgungsleistungen stärker gewichtet werden - viele dieser Posten sind nicht im Kernverbraucherpreisindex enthalten. Laut Barron's stiegen die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17 % und im Vergleich zum Vormonat um 2,5 % - alarmierende Steigerungsraten, die auch durch Zinserhöhungen der Fed kaum zu bremsen sind.
Aussagen, wonach der Höhepunkt der Inflation erreicht sei, erweisen sich als ebenso zuverlässig wie die Behauptungen über Peak-Oil. Investoren sollten daher solchen Äußerungen gegenüber skeptisch bleiben.
h2 Europäische Märkte auf Talfahrt - Renditen steigen/h2Auch die Investoren am europäischen Aktien- und Anleihemarkt treibt die Angst vor einer Rezession um. Am Montag wurden beide Märkte von einer massiven Verkaufswelle erfasst: Der Aktienmarkt brach um mehr als 2 % ein, und die Anleiherenditen in den schwächeren Volkswirtschaften stiegen drastisch an.
Italiens 10-jährige Anleihe rentierte erstmals seit 2014 über 4 %, was den Spread zur deutschen 10-jährigen Rendite auf 240 Basispunkte vergrößerte. Dies ist der größte Renditeabstand seit Mai 2020.
Auch die Erwartungen an Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank sind gestiegen. Nachdem die Anleger auf der Grundlage früherer EZB-Prognosen in diesem Jahr nur mit zwei Anhebungen um jeweils einen Viertelpunkt gerechnet hatten, erwarten sie nun bis Oktober eine Anhebung um 125 Basispunkte, möglicherweise mit zwei 50 Basispunkte-Anhebungen im Juli und September und einer anschließenden Erhöhung um einen Viertelpunkt.
Dies widerspricht der noch letzte Woche von EZB-Präsidentin Christine Lagarde abgegebenen Prognose, nachdem sie von ihrer früheren Haltung, dass mehrere Zinserhöhungen in Europa nicht notwendig seien, etwas abgewichen war.
Die Anleger sorgen sich außerdem über das Fehlen jeglicher Maßnahmen zur Unterstützung von Anleihen, insbesondere derjenigen der schwächeren Volkswirtschaften. Das aktuelle Kaufprogramm für neue Anleihen läuft aus, damit endet die seit 2014 andauernde Unterstützung für Staatsanleihen.
Das Ergebnis dürfte eine weitere Ausweitung der Spreads sein, was eine gefährliche Fragmentierung zur Folge hat. Am Montag torpedierte Italien einen Plan des Chefs der Eurogruppe und irischen Finanzministers Paschal Donohoe, wonach die Bestände der Banken an Staatsanleihen begrenzt werden sollten. Italien ist in dieser Hinsicht besonders verwundbar.
Auch die Rendite französischer Staatsanleihen ist am Montag kräftig gestiegen, nachdem der erste Wahlgang der Parlamentswahlen gezeigt hat, dass der französische Präsident Emmanuel Macron möglicherweise keine Mehrheit im Parlament erhält. Nach den Ergebnissen der ersten Runde könnte Macrons zentristisches Bündnis 260 bis 295 Sitze gewinnen, für eine Mehrheit wären 289 erforderlich.
Das gegnerische Linksbündnis unter der Führung von Jean-Luc Mélenchon könnte auf 160 bis 210 Stimmen kommen, doch das tatsächliche Ergebnis in der zweiten Runde am kommenden Sonntag wird von der Direktwahl der Kandidaten in den einzelnen Bezirken abhängen. Die Rendite der französischen 10-jährigen Anleihe stieg am Montag um 15 Basispunkte auf 2,24 %.
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