Erste Leitzinssenkungen erst im Juni? – Egal?

 | 17.01.2024 10:44

In der gestrigen Ausgabe der Stockstreet Marktberichte war bereits zu lesen, dass sich die Aktienmärkte derzeit tendenziell schwach entwickeln, weil mehrere Stimmen vor verfrühten Zinssenkungen gewarnt haben. Und dadurch wird mittlerweile deutlich, dass eine Zinswende weder in den USA noch in Europa unmittelbar bevorsteht.h2 Fed rechnet nur noch mit einem langsamen Rückgang der Inflation/h2

Am Sonntag sagte zum Beispiel der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic, dass die Inflation „wippen“ könnte, wenn die Zinsen zu früh gesenkt werden. Und er warnte, dass sich der Abstieg der Inflation in Richtung des 2 %-Ziels der US-Notenbank in den kommenden Monaten wahrscheinlich verlangsamen wird.

Am Mittwoch zuvor hatte der Chef des Notenbankbezirks New York, John Williams, bereits geäußert, dass er es noch für zu früh hält, um Zinssenkungen zu fordern. Die Federal Reserve (Fed) habe noch einen weiten Weg vor sich, um die Inflation wieder auf ihr 2%-Ziel zu bringen. Er erwarte, dass die Fed noch einige Zeit einen restriktiven politischen Kurs beibehalten müsse, um ihre Ziele vollständig zu erreichen.

h2 EZB: Der Inflationsausblick muss bei 2 % fest verankert sein/h2

Sehr ähnliche Töne waren auch aus Richtung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu hören. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sagte ebenfalls, es sei zu früh, um über Zinssenkungen zu diskutieren. Und der österreichische Zentralbankchef Robert Holzmann warnte sogar davor, noch in diesem Jahr mit einer Zinssenkung zu rechnen. Das sieht sein französischer Kollege allerdings etwas anders. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sagte: „Sofern es keine großen Überraschungen gibt – wir blicken in den Nahen Osten – wird unser nächster Schritt eine Senkung sein, wahrscheinlich dieses Jahr.“ Wichtig für eine Entscheidung, die Zinsen herabzusetzen, sind ihm zufolge die Inflationsaussichten. „Wir müssen den Inflationsausblick bei um die 2 % verankert haben“, so Villeroy. Und dies müsse fest und nachhaltig der Fall sein.

h2 Inflationserwartungen der Verbraucher liegen noch deutlich oberhalb von 2 %/h2

Allerdings rechnen die Verbraucher in der Euro-Zone einer EZB-Umfrage zufolge damit, dass die Inflation binnen 12 Monaten bei 3,2 % liegen wird, wie die Zentralbank gestern mitteilte. Bei der vorangegangenen Oktober-Umfrage lag der Wert noch bei 4,0 %, so dass die sich die Inflationserwartungen in die richtige Richtung bewegen. Bei 2 % „verankert“ haben sie sich aber noch längst nicht. Selbst binnen 3 Jahren erwarten die Verbraucher noch eine Inflation von 2,2 %, nach 2,5 % in der Oktober-Umfrage. Die Erwartungen liegen damit zwar auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2022, aber immer noch oberhalb des EZB-Ziels.

h2 Erste Zinssenkung wahrscheinlich erst im Juni/h2
Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Man kann daher davon ausgehen, dass die EZB erst eine Zinssenkung vornehmen wird, wenn sie über genügend Daten verfügt, die näher am 2%-Ziel liegen. Dazu gehören auch die Informationen zur Lohnentwicklung. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane zufolge liegen diese zur geldpolitischen Sitzung am 6. Juni vor. Die Währungshüter werden daher laut Lane bis Juni eine Entscheidungsgrundlage für mögliche Zinssenkungen haben. Frühere Zinssenkungen erscheinen somit aktuell wenig wahrscheinlich.

h2 Zinssenkungsspekulationen lassen kaum nach/h2

Geändert hat sich dadurch an den Finanzmärkten aber relativ wenig. Vor allem in den USA lassen die Zinssenkungsspekulationen kaum nach. Für März steht die Wahrscheinlichkeit für einen ersten Zinsschritt aktuell bei 63,3 %.