Erholte Märkte – Ökonom Südekum warnt – IFO-Index der Exporterwartungen schwächer

 | 29.08.2023 08:22

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0836 (05:50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0800 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,38. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,62. EUR-CHF oszilliert bei 0,9566.

Blick auf den Markt: Erholung

Die Finanzmärkte zeigten sich in den letzten 24 Handelsstunden losgelöst von den begleitenden Wirtschaftsdaten, die für die freundliche Verfassung keinen stichhaltigen Anlass boten, in einer erholten Verfassung, allen voran die Aktienmärkte.

Faktisch belastend war insbesondere die prekäre Entwicklung der Geldmenge M-3 der Eurozone (siehe Datenpotpourri). Auch das "Eindampfen" der BIP-Prognose für das deutsche BIP per 2023 von +0,25% auf bis zu -0,50% seitens des IW in Köln hatte kein Wirkungen. Gleiches gilt für den erneut schwächeren IFO-Exporterwartungsindex für Deutschland (siehe unten).

Positiv ist anzumerken, dass heute das Kabinett das Wachstumschancengesetz billigen wird. Global bedeutender ist die tentative Annäherung der USA an China, die aber zunächst nicht mehr als Hoffnungswerte begründet. Die USA und China haben sich auf eine gemeinsame Arbeitsgruppe für den Informationsaustausch über Ausfuhrkontrollen verständigt. Diese solle als Plattform dienen, um Missverständnisse über die Sicherheitspolitik der USA abzubauen. Der Begriff „Missverständnisse“ seitens der USA ist euphemistisch (beschönigend, verhüllend).

Aktienmärkte reüssierten in "grün". Das gilt sowohl für die Märkte Europas, der USA als auch heute früh der Märkte in Fernost. Ein Hintergrund ist das grundsätzlich hohe Absicherungsniveau der Aktienbestände an den Terminmärkten (Futures). Damit fehlt es in Abwärtsbewegungen an nachhaltiger "Munition". Ein weiteres Argument für die freundliche Verfassung ist darin zu sehen, dass die Unternehmen sich der Lage anpassten. Die Quartalsergebnisse der Unternehmen liefern im Durchschnitt keinen Anlass für aggressive Abverkäufe. Im Hinblick auf die Saisonalität (historisch betrachtet sind August und September schwache Monate am Aktienmarkt) ist die Widerstandskraft bemerkenswert.

An den Rentenmärkten ergeben sich widersprüchliche Signale innerhalb der etablierten Bandbreite der Renditen. Während die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe bei 2,56% reüssiert (Vortag 2,55%) ), kam es bei 10 jährigen US Staatsanleihe zu einem Renditerückgang von gestern 4,23% auf aktuell 4,19%.

Gold und Silber legten gegenüber dem USD zu. Der EUR gewann gegenüber dem USD an Boden.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Ökonom Südekum warnt vor verschärfter Wirtschaftskrise und fordert Industriestrompreis

VWL Professor Südekum der Universität Düsseldorf, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung, warnte gestern vor einer Verschärfung der Wirtschaftskrise. Er konstatierte, er fürchte, dass sich die Krisenzeichen in der zweiten Jahreshälfte noch mehren würden. Irgendwann würden die Auftragsbestände abgearbeitet sein und dann würde die Investitionsschwäche noch deutlicher werden. Südekum blickt pessimistisch Richtung Herbst und Winter. Spätestens dann müsste sich die Regierung die Frage stellen, ob sie Deutschland aus der Krise herausbekommen wolle mit einem Kurs, der sich als oberste Priorität an die Schuldenbremse klammert. Aus seiner Sicht ginge das nicht.

Kommentar: Professor Südekum ist beizupflichten, sowohl in der Darstellung der Ist-Situation der Wirtschaft (Krise) als auch in der zukünftigen Situation der Wirtschaft (verschärfte Krise). Die dargestellte Begründung ist unter zyklischen Gesichtspunkten griffig, sie deckt aber nicht die Komplexität des Problems (Strukturen und vergangene Politikausrichtungen) ab.

Südekum sprach sich für einen Industriestrompreis aus und forderte eine Erweiterung des Empfängerkreises. Der Strompreis sei für Investitionsentscheidungen zentral. Wenn sich die Unternehmen darauf verlassen könnten, dass der Strompreis nicht über sechs Cent ginge, dann würden sie ihre Investition auch in Deutschland tätigen. Dabei ginge es nicht darum, dass nur BASF (ETR:BASFN) & Co Geld bekomme. Es gehe auch darum, den Mittelstand miteinzubeziehen und die Liste der bisher rund 2000 potenziellen Empfänger zu erweitern.

Kommentar: Meines Erachtens sollten die Energiesteuern für Unternehmen und Haushalte drastisch gesenkt werden. Die dann noch offene Differenz der Strompreise, um internationale Konkurrenzfähigkeit zu etablieren, sollte über den Industriestrompreis gewährleistet werden bis das "grüne Preismodell" konkurrenzfähig ist. So kann man größte Teil der uns tragenden Strukturen (Kapitalstock) erhaltenund für die Zukunft Investitionsanreize setzen. Warum für die Zukunft? Der angerichtete Vertrauensschaden ist immens. Es wird dauern, das Vertrauen wiederzubeleben. Vertrauen gibt es nicht nach Belieben auf dem "politischen Grabbeltisch".

IFO: Index der Exporterwartungen leicht gesunken

Der Index der Exporterwartungen der Unternehmen in Deutschland lieferte per Berichtsmonat August einen leichten Rückgang von zuvor -6,0 auf -6,3 Punkte. Entscheidend waren getrübte Aussichten im Sektor des Maschinenbaus und der Metallbranche.