Erfolgsformel für Aktien-Bullen: Goldilocks-Szenario und sanfte Landung

 | 12.01.2024 07:22

Glaubenssätze, die uns als Wahrheit verkauft werden, gab es auf dem Markt schon immer. Das Internet und jetzt auch die sozialen Medien ermöglichen zusätzlich eine enorm schnelle Verbreitung von Dingen, die wir glauben sollen. Dadurch sind sie omnipräsent und zu starken Einflussfaktoren auf den Markt geworden.

Das Verfolgen von Wirtschaftsdaten, Unternehmensgewinnen, Politik, Weltgeschehen und vielen anderen Faktoren ist für Anleger entscheidend wichtig.

Ebenso wichtig ist es, insbesondere über kurze Zeiträume, zu ermitteln, welche angeblichen Wahrheiten die Märkte am stärksten beeinflussen.

Aktuell herrscht ein wachsender Konsens darüber, dass die Fed eine weiche Landung und ein Goldilocks-Szenario für die Wirtschaft anstrebt. Zur Erinnerung: Damit ist gemeint, dass ein Optimum erreicht werden muss - eine Punktlandung bei mehreren Faktoren. Geht man dieser Idee eines Wirtschaftsoptimums auf den Grund, stellt man fest, dass wir sie der Fed und Jerome Powell zu verdanken haben.

Während die fiskalischen Anreize, die in der Zeit nach der Pandemie für ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum gesorgt haben, auslaufen und die Geldpolitik immer noch sehr restriktiv ist, fragen sich Ökonomen und Anleger, was als nächstes kommt.

Das Szenario, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist das Goldilocks-Optimum.

Das Märchen von Goldlöckchen und den drei Bären beginnt damit, dass Papa-, Mama- und Babybär das Haus verlassen, um spazieren zu gehen, während der Brei abkühlt.

Goldlöckchen betritt ihr Haus und probiert alle drei Schüsseln mit Brei. Papas ist zu heiß, Mamas zu kalt. Der von Babybär ist genau richtig. Goldlöckchen findet auch, dass der Stuhl und das Bett von Babybär genau richtig sind, weder zu hart noch zu weich. Goldlöckchen mag es, wenn die Dinge "genau richtig" sind.

Das wirtschaftliche Goldilocks-Szenario ist eine Verlangsamung auf nachhaltigere Wachstumsraten. Ohne Rezession und ohne hohe Inflation. Für die meisten Anlagemärkte sieht so ihr Traumszenario aus.

Unabhängig davon, was Sie oder ich denken, orientieren sich die Märkte derzeit an Goldlöckchen, zumindest solange, bis die nächste beste Wahrheit die Schlagzeilen übernimmt.

h2 Die Fed hat Goldlöckchen auf den Plan gerufen/h2

Am 1. November 2023 deutete die Fed an, dass ein Goldilocks-Szenario in Sicht ist. In unserem Kommentar nach der Sitzung hieß es:

Der Vorsitzende Powell betonte: "Die finanziellen Bedingungen haben sich in den letzten Monaten aufgrund der Entwicklung der Zinssätze am langen Ende der Kurve deutlich verschärft." Außerdem, so sagte er, werden der stärkere Dollar und die schwächeren Aktienkurse das Wirtschaftswachstum belasten.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Solange diese Bedingungen anhalten, ist eine Zinserhöhung durch die Fed unwahrscheinlich. Nach dem gestrigen Nachmittagshandel scheinen sich die Aktien- und Anleihemärkte einig zu sein, dass die Fed ihren Zinserhöhungszyklus wahrscheinlich abgeschlossen hat.

Sollte sich die Wirtschaftstätigkeit tatsächlich verlangsamen, wird der Markt zunehmend auf Zinssenkungen setzen.

Ab November wurde eine "Zinspause" eingelegt. Wie von uns vorhergesagt, richtete sich die Aufmerksamkeit des Marktes auf den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung durch die Fed. Auf der folgenden Sitzung am 13. Dezember wurde das Goldlöckchen-Märchen zum Programm. In unserem Kommentar am nächsten Morgen hieß es:

Auf dieser Sitzung wurden die vierteljährlichen Wirtschafts- und Zinsprognosen der Fed sowie Vergleiche mit dem September vorgestellt.

Wie wir zeigen, geht die Fed im Median von drei Zinssenkungen um 25 Basispunkte im nächsten Jahr aus. Ein Teilnehmer rechnet mit einem Rückgang der Zinssätze um 1,25 % bis Ende nächsten Jahres. Das Protokoll und die Projektionen sind dovisher als der Markt erwartet hatte.

Die Aktien- und Anleihemärkte explodierten, als Zinssenkungen und das Ausbleiben einer Rezession, d. h. das Goldlöckchen-Szenario dazu führt, das die Leute kauften, kauften und nochmals kauften.

Seit dem 1. November 2023 sind der S&P 500 (SPY) um 12 % und der (NASDAQ:TLT) um über 15 % gestiegen.