Erdogans AKP verliert Mehrheit, NFPs, OPEC-Entscheidung

 | 08.06.2015 15:09

Am Freitag wurden die mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktzahlen veröffentlicht, und sie lagen diesmal mit deutlich über 280.000 über den Erwartungen, während die Märkte nur 226.000 neu geschaffene Arbeitsplätze im Mai erwartet hatten. Es dauerte daher nicht lange, bis US-Enthusiasten behaupteten, dass die weltweit größte Wirtschaft endlich wieder Tritt gefasst hätte und bereit sei, die starken Leistungen aus den zweiten und dritten Quartalen 2014 mit einem Wachstum auf Quartalsbasis von 4% zu wiederholen. Die Märkte erwarten nun (wieder), dass die Federal Reserve die Zinsen im September erhöhen wird, nachdem sie zuvor von einer Verschiebung in die ersten Monate des Jahres 2016 ausgegangen waren. Die Dollar-Bullen finden sich durch das starke Lohnwachstum bestätigt, nachdem die durchschnittlichen Stundenlöhne im Mai auf Monatsbasis um 0,3% zugelegt hatten (Konsens war 0,2%). Unserer Meinung nach ist die Lohnentwicklung wichtiger als gute NFP-Zahlen, da diese hilft, den Aufbau der Inflation zu fördern. Mit einer Inflationsrate nahe an dem anvisierten Ziel von 2% ist nun eine Zinserhöhung sehr wahrscheinlich. Die einzige Wolke am Horizont war die Arbeitslosenquote, die auf 5,5% gestiegen war im Vergleich zu 5,4% im April.

Trotz dieser starken Arbeitsmarktzahlen war der Rest der Wirtschaftsindikatoren für Mai im Großen und Ganzen gemischt, was darauf hindeutet, dass die vorübergehende Schwäche länger andauert als von der US-Notenbank und dem Markt erwartet, und nicht unbedingt anzeigt, dass die US-Wirtschaft auf Erholung eingestellt ist. Wir denken daher, dass stärkere Beweise für eine Erholung in den USA nötig sind, um die Dollar-Bullen aufzuwecken. Der EUR/USD hat bereits am Freitag teilweise seine Verluste wieder wettmachen können und bewegt sich derzeit leicht über dem Niveau von 1.11. Leider hält der Wirtschaftskalender in den USA in dieser Woche nur wenige Termine bereit, und es werden nur wenige Indikatoren veröffentlicht werden. Dementgegen wird es in der nächsten Woche (15. bis 21. Juni) spannender werden, da dann die FOMC-Sitzung ansteht, die Zahlen zur Industrieproduktion im Mai, die Inflationsdaten für Mai und die abschließende Revision des BIP aus dem ersten Quartal.

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OPEC verteidigt ihren Marktanteil (von Yann Quelenn)

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Auf dem am vergangenen Freitag in Wien stattgefundenen OPEC-Gipfel wurde beschlossen, die Produktionsniveaus unverändert beizubehalten (trotz Bedenken eines Überangebots von einigen Mitgliedern). Die OPEC-Förderquote verbleibt auf einem Niveau von 30 Millionen Barrel pro Tag trotz sinkender Ölnachfrage während des letzten Jahres. Es scheint, dass die OPEC immer noch mit ihrer Strategie beschäftigt ist, ihren Marktanteil von 40% der Weltölversorgung zu verteidigen. Doch die Aufrechterhaltung der Produktion auf diesem hohen Niveau setzt die boomende US-Schieferöl-Industrie unter Druck. Die Strategie beruht auf der Annahme, dass hohe Produktionskosten die US-Bohrungen verlangsamen. Es gibt zunehmende Anzeichen dafür, dass diese Niedrigpreisstrategie tatsächlich funktioniert, da die US-Bohrstellen um rund 1% in der vergangenen Woche zurückgegangen sind. Im vergangenen Jahr sind 50% der US-Bohrstellen geschlossen worden.

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Nach dem OPEC-Treffen hat der Iran bekräftigt, dass er mehr Rohöl verkaufen will. Zur Zeit befindet sich der Iran immer noch unter Embargo. Sollten jedoch im Rahmen der Nuklearvereinbarungen die Sanktionen aufgehoben werden, hat sich der Iran dafür ausgesprochen, trotz sinkender Preise mehr Öl zu exportieren. Dies alles hat im Ergebnis den Ölpreis gedrückt, und wir sehen für Brent die Marke um 60 Dollar pro Barrel als mittelfristiges Ziel an.

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Erdogans AKP verliert Mehrheit im Parlament (von Peter Rosenstreich)

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Während der Parlamentswahlen am Wochenende konnte die AKP unerwarteterweise nicht die absolute Mehrheit gewinnen. Die AKP erhielt nur 41% der Stimmen oder 259 Sitze. Für eine Mehrheitsregierung wären 550 Sitze erforderlich. Daher verliert sie vorübergehend ihren Einfluss im Parlament. Ein zusätzlicher Schlag gegen die AKP-Dominanz war der Aufstieg der Volksdemokratischen Partei oder HDP, einer liberalen Partei mit einer starken Basis unter der türkisch-kurdischen Minderheit, die mehr als 10% gewonnen hat und jetzt in das Parlament einzieht. Die HDP hatte stark gegen Erdogan und die AKP Stimmung gemacht. Die neue Lage bedeutet nun, dass Erdogan einen Koalitionspartner finden muss und seine Ambitionen zu Verfassungsänderungen nun erstmal hintanstellen muss. Mit diesem Wahlergebnis macht sich unter den Journalisten und Kommentatoren in der Türkei das Gefühl breit, dass dies ein klares Signal an die Politiker für die Einleitung eines demokratischen/weltlichen Prozesses ist. Es bleiben aber erhebliche Unsicherheiten darüber, wie die nächste Regierung aussehen wird. Die meisten Parteien sehen den autoritären Führungsstil der AKP sehr kritisch und bezweifeln, dass es schnell zur Bildung einer neuen Koalitionsregierung kommen wird. Erdogan wird Davutoglu 45 Tage Zeit geben, um eine Vereinbarung zu finden. Für die AKP sind die MHP oder HDP die wahrscheinlichsten Koalitionspartner (doch viele Zugeständnisse werden gemacht werden müssen).

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Die politische Unsicherheit hat die Investoren ganz offensichtlich erschreckt. Präsident Ergogan und die AKP waren zunehmend feindlicher gegenüber ausländischen Investoren eingestellt, so dass die heutige Aufregung für türkische Anlagen positiv sein sollte. Allerdings hat dieses Wahlergebniss zu einem außergewöhnliches Maß an Unsicherheit geführt, so dass alles Mögliche passieren kann. Diese Unsicherheit war und wird der Auslöser für Kursbewegungen in der nächsten Zukunft sein. Der USD/TRY eröffnete mit einer Lücke von fast 10 fetten Punkten, von 2,66 bis 2,75, und ist auf 2,80 gestiegen. Die Renditen der türkischen 10-Jahres-Staatsanleihen sind auf 9,64% gestiegen und bleiben auch weiterhin gut geboten. Der türkische Aktienindex hat zur Eröffnung -8,0% verloren. Kommentare von den türkischen Politikern werden den TRY-Handel volatil halten. Wir hatten vorausgesehen, dass angesichts der aktuellen politischen Unsicherheiten in einem Land mit einer schwachen gesamtwirtschaftlichen Lage (großes Leistungsbilanzdefizit) die TRY-Vermögenswerte weiterhin verkauft werden. Anleger sollten kurzfristig einen Anstieg des USD/TRY bis 2,90 im Auge haben.

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