Erdgas: Der Frühling kommt früher und das bringt neues Unheil für Gas

 | 30.01.2020 11:50

Der Winter 2020 hat noch sieben Wochen vor sich, und in den meisten erdgasbeheizten Regionen der USA war das Wetter in letzter Zeit kalt genug. Was jedoch ein weiterer Schock für Investoren sein könnte, die auf höhere Gaspreise warten, warnen die Meteorologen jetzt davor, dass es zu Beginn dieses Jahres wärmeres "frühlingshaftes" Wetter geben könnte.

Die Futures auf Erdgas aus den USA haben innerhalb von drei Wochen insgesamt 16% verloren, wenngleich der Gaskontrakt am vordern Ende der Kurve eine gewisse Unterstützung erfuhr und zuletzt bei 1,87 Dollar pro mmBtu gegenüber dem Vierjahrestief von 1,80 pro mmBtu, das am 19. Januar erreicht wurde, notierte.

Erdgas-Futures im Wochenchart

Da die US-Energiebehörde EIA in der Woche bis zum 24. Januar eine größere Entnahme aus den Gasspeichern erwartet, sind die Erwartungen der Gasbullen in den letzten Tagen gestiegen, dass der Frontkontrakt auf über 1,90 Dollar steigen und sich auch oberhalb des Niveaus halten könnte - und vielleicht auf das psychologisch wichtige Niveau von 2 Dollar zurückkehren könnte.

Milde Bedingungen nach dem Kälteeinbruch dieser Woche prognostiziert

Doch diese Hoffnungen werden durch neue Prognosen enttäuscht, die am Mittwoch veröffentlicht wurden und zeigen, dass es in den wichtigsten gasbeheizten Gebieten wieder etwas wärmer werden könnte.

Einige Analysten wetten sogar darauf, dass die frühe "Frühlingsstimmung" in einigen Gegenden bis zum NFL-Superbowl am Sonntag, dem 2. Februar, zu spüren sein könnte. Der Frühling beginnt offiziell erst am 19. März.

"Vergessen Sie das Murmeltier", schrieb Phil Flynn, Chefanalyst für Energie bei der Price Futures Group in Chicago, in einer Notiz am Mittwoch. "Das Murmeltier sagt für den Superbowl-Sonntag einen frühzeitigen Frühling voraus."

Der Meteorologe Bret Walts von BAMWX erklärte, dass, obwohl die Kaltwetterlage seit mehr als einem Monat anhält, "wir im Allgemeinen erwarten, dass die Daten in den nächsten Tagen weiterhin einen wärmeren Trend aufweisen werden".

Der Geruch nach Frühling

Walts fügte hinzu:

"Wir sehen im Moment keine Signale dafür, die eine längere Kälteperiode unterstützen, und wir sehen wärmere als normale Temperaturen für den Osten der USA, die bis Mitte Februar anhalten. Einige Gebiete im Südosten der USA bis zum Ohio Valley könnten Anfang nächster Woche eine wohl temperirte Wärme von 60 – 70 Grad nach Fahrenheit erleben und damit den Geruch des Frühlings erfahren!"

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Zwei andere Analysten - Dan Myers von der in Houston ansässigen Gas-Risikoberatung Gelber& Associates und Dominick Chirichella vom Energy Management Institute in New York - haben ähnliche Ansichten.

"Die Wettervorhersagen für den nächsten Monat gehen derzeit von einer milden ersten Februarhälfte aus, insbesondere in den Bevölkerungszentren im Osten der USA", sagte Myers am Mittwoch. "Ohne die Zusicherung einer signifikanten Kältewelle am Horizont und dank eines bisher milden Winters reichlich Gas in den Lagern zu haben, wird das Ende der Hochsaison vom Markt weiter vernachlässigt".

Chirichella sagt, dass, während die Wettermodelle einige extreme Kälteanomalien im Inneren des US-Westens und der Hochebene zeigten, "das Modell in den östlichen USA etwas wärmer tendierte und mehr signifikante warme Anomalien zeigte".

Das Risiko für den Gaspreis ist abwärts gerichtet

Was bedeutet das also für die Gaspreise?

David Thompson, Vizepräsident von Powerhouse, einer energieorientierten Forschungs- und Handelsgruppe in Washington, glaubt, dass die Gaspreise bis auf 1,60 Dollar fallen könnten, bevor der Winter vorbei ist.

"Wir haben immer wieder tiefere Tiefs erreicht", sagte Thompson in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit naturalgasintel.com. "Es war den ganzen Winter über ein ungebremster Rückgang."

Aus technischer Sicht sagte Thompson, dass die Bullen das jüngste Tief von 1,83 Dollar verteidigen wollen. Aber ein Durchbruch darunter "öffnet die Tür auf 1,60 Dollar, dem Tief von 2016", so Thompson.

Kleine Erholung dank Speicherbericht

Trotz des vorherrschenden Pessimismus könnte die Gassorte Henry Hub nach der Veröffentlichung des wöchentlichen Gaslagerbestandsbericht, der um 16.30 Uhr (MEZ) auf der Agenda steht, etwas an Fahrt auf der Oberseite aufnehmen.

Die Analysten sind sich einig, dass die EIA in der Woche bis zum 24. Januar einen Rückgang der Gasbestände um 195 Mrd. Kubikfuß melden dürfte.

Das wäre mehr als doppelt so viel wie in der Vorwoche (92 Mrd. Kubikfuß). Es würde auch den Verbrauch von 171 Mrd. Kubikfuß in der gleichen Woche von vor einem Jahr und die durchschnittliche Entnahme von 143 Mrd. Kubikfuß über einen Zeitraum von fünf Jahren (2015-2019) übertreffen.

Myers erklärte, es bestehe sogar die Möglichkeit, dass aufgrund des plötzlichen Anstiegs des Heizbedarfs in der vergangenen Woche und der erwarteten Verringerung der Gasproduktion ein Abzug von bis zu 200 Mrd. Kubikfuß möglich sei.

"Nach dieser massiven Entnahme dürfte es jedoch erneut zu kleineren Lagerabbauten kommen, denn das das milde Wetter wird sich bis Anfang Februar fortsetzen".

Danach wird der Lagerabbau aber wieder enttäuschen...

Für die laufende Woche zeigte eine Reuters-Umfrage, dass die Erdgaslagerbestände womöglich nur um 105 Mrd. Kubikfuß zurückgehen werden, nach 228 Mrd. Kubikfuß in der gleichen Woche im Vorjahr und 143 Mrd. Kubikfuß im Fünfjahresdurchschnitt.

Auch die US-Gasproduktion hat sich von den jüngsten Rekordhochs der letzten Woche schätzungsweise auf nur 94,1 Mrd. Kubikfuß pro Tag in den unteren 48 Bundesstaaten zurückgezogen, nach 94,6 Mrd. Kubikfuß in der Vorwoche.

Trotz der Kältewelle, des größeren Gasverbrauchs und der geringeren Produktion wurde die Gesamtmenge des in der letzten Woche noch in den Lagern verbliebenen Gases immer noch höher geschätzt als im Vorjahr und im historischen Fünfjahresdurchschnitt.

Schätzungen zufolge würden die gesamten Gasvorräte, wenn die EIA die vom Markt erwartete Entnahme von 195 Mrd. Kubikfuß angibt, immer noch bei 2,752 Billionen Kubikfuß liegen - 7,8 % über dem Fünfjahresdurchschnitt und 23,9 % über der gleichen Woche vor einem Jahr.

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