Entwicklungen auf dem deutschen Silbermarkt

 | 12.05.2015 16:16

Das Silver Institute veröffentlichte seinen Jahresbericht zur Silbernachfrage. Wie sieht es auf dem deutschen Silbermarkt aus?

Für Silber war das Jahr 2014 nicht ganz so dramatisch wie das Jahr zuvor. Dies geht aus dem neuen „World Silver Survey 2015“ hervor, den das in Washington ansässige Silver Institute in Zusammenarbeit mit Thomson Reuters GFMS nun veröffentlichte.

Demnach gaben die durchschnittlichen Jahrespreise für Silber im vergangenen Jahr um 20% nach und setzen somit den 25-prozentigen Preissturz von 2013 fort. Im letzten Jahr lag der durchschnittliche Silberpreis bei 19,08 USD je Feinunze, im Vergleich zu 23,79 USD im Vorjahr. Auch die weltweite Nachfrage ging um 4% zurück.

Silbermünzen und Barren

Aufgrund des niedrigen Preises blieben die weltweiten Investitionen in Silbermünzen und Barren zwar auch in 2014 auf einem hohen Niveau, fielen jedoch im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Fünftel und verzeichneten 196 Millionen Feinunzen. Doch der Rückgang entspricht nur etwa 4,5% der weltweiten Gesamtnachfrage nach Silber. Ferner liegt die Menge der weltweit verkauften Silbermünzen und Barren immer noch auf der dreifachen Höhe des Stands vor zehn Jahren.

In Europa verlief die Herstellung von Silbermünzen recht schleppend und trug wesentlich zum weltweiten Rückgang der Silbermünzproduktion bei. Die Gesamtmenge der produzierten Münzen ging um 53% auf 9,3 Millionen Feinunzen zurück. Eine wichtige Rolle dabei spielten auch die geringen Absatzzahlen aus Österreich, deren Münzprägeanstalt traditionell einer der stärksten Verkäufer ist. Laut Schätzungen von GFMS gingen deren Münzverkäufe im Vergleich zum letzten Jahr um rund 67% auf 4,8 Millionen Feinunzen zurück, das niedrigste Niveau seit 2007.

Als Hauptgrund für den Rückgang wird die erhöhte Mehrwertsteuer auf Silbermünzen in Deutschland betrachtet. Seit Januar 2014 wird auf Silbermünzen eine Mehrwertsteuer von 19% erhoben und nicht mehr nur 7% wie davor. Der Hintergrund ist das Gesetz zur „Mehrwertsteuer für den Kunsthandel“, das auch den Handel von Silbermünzen regelt. Deutschland gilt als einer der größten Märkte für Gold- und Silbermünzen.

Deutschland, der ehemals zweitgrößte Silbermünzen-Produzent Europas, verbrauchte auch im letzten Jahr lediglich wieder 0,6 Millionen Feinunzen zu Herstellung von Münzen, hauptsächlich Gedenkmünzen. Noch vor zehn Jahren betrug die hierfür verwendete Menge 9,7 Millionen Feinunzen. Verantwortlich für den Rückgang dürfte in erster Linie das Preismodell der deutschen Regierung sein, das besagt, dass bei Gedenkmünzen der Wert des Silbergehalts dem Nennwert entsprechen muss. Von daher wurde seit 2011 die Reinheit des Silbers schrittweise von ursprünglich 92,5% auf nun 62,5% reduziert. Dies hatte zur Folge, dass bei der gleichbleibenden Prägemenge deutlich weniger Edelmetall verwendet wird. Wenn man diese Argumentation weiterverfolgt, müsste der Rückgang des Silberpreises in den vergangenen drei Jahren allerdings auch wieder zu einem Anstieg des Silbergehalts in Münzen führen.

Silberware und Schmuck

Die globale Nachfrage für Silberwaren wie Besteck, Tabletts und Kerzenleuchter wuchs auf 60,7 Millionen Feinunzen - den höchsten Stand seit 2006. Und die Nachfrage nach Silberschmuck stieg sogar auf ein Rekordhoch von 3,1 Millionen Feinunzen.

Die Herstellung von Silberschmuck in Deutschland ging um 1,5% zurück, bedingt durch den abflauenden Binnenkonsum. Dies bedeutet aber nicht, dass lokale Hersteller großen Schwierigkeiten ausgesetzt waren, da sich deren Absatzzahlen im Ausland als relativ stabil erwiesen, vor allem in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Italien. Aber auch in Fernost blieben deutsche Schmuckhersteller und Verarbeiter weiterhin gefragt.

Industrie

Der Löwenanteil des Silberbedarfs kommt nach wie vor aus der der Industrie. Allerdings sank dieser mit 594,9 Millionen Feinunzen um 0,5%. Innerhalb der Industrie stieg die Verwendung aus der Photovoltaik-Branche (Solarenergie) um 7% an. Der Höchststand bei der Herstellung von Solarzellen wurde im Jahr 2011 erreicht, was zeitlich mit den Rekordpreisen für Silber zusammenfiel. Silber wird bei einer Vielzahl von industriellen Anwendungen gebraucht, wie beispielsweise bei der Herstellung von Lichtschaltern, beim Löten und bei Legierungen. So finden Silberhartlote und Lötmittel häufig Anwendung bei Heiz-, Belüftungs- und Klimaanlagen.

Die industrielle Verwendung von Silber in Deutschland ging um 2% gegenüber dem Vorjahr zurück und betrug nun 21,0 Millionen Feinunzen (652 Tonnen).

Angebot

Betrachtet man das Angebot, so stieg die globale Minenproduktion im vergangenen Jahr um rund 4% auf ein neues Rekordniveau von 877,5 Millionen Feinunzen. Dem wirkt das geringere Angebot von Altsilber entgegen, das mit 168,5 Millionen Feinunzen auf den niedrigsten Stand in fast zwei Jahrzehnten abrutschte. Dieses Altsilber wird unter anderem durch das Einschmelzen alter Silberware oder beim industriellen Recycling von beispielsweise Katalysatoren gewonnen.

Offiziellen Angaben zufolge nahm in 2014 die Einfuhrmenge von Silber um mehr als 25% zu und erreichte 21,7 Millionen Feinunzen (675 Tonnen). Der größte Lieferant war mit 6,0 Millionen Feinunzen Italien, aber auch die Einfuhrvolumen aus der Schweiz, Polen und Argentinien nahmen deutlich zu. Lediglich die Importe aus Schweden gingen um 30% zurück, da vieles des dort verarbeiteten Edelmetalls nach Indien versandt wurde. Im letzten Jahr kamen noch rund 25% des nach Deutschland eingeführten Silbers aus Schweden. Der Anstieg der Silberimporte in Deutschland wurde auch dadurch bedingt, dass bei der Produktion 17% weniger Altsilber als im Vorjahr verwendet wurde.

Deutschlands Exportzahlen verweisen auf einen Anstieg um 21% auf 50,4 Millionen Feinunzen (1,567 Tonnen). Die Mehrheit des Edelmetalls ging zur Aufbewahrung in Tresore in Großbritannien, die nach dem großen Abgang in 2013 im letzten Jahr wieder ihre Reserven aufstocken wollten.

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