Geoff Considine, Ph.D | 11.05.2022 06:45
Das Wichtigste in Kürze
Was alles in einem Jahr geschehen kann. Vor einem Jahr notierte LYFT (NASDAQ:LYFT) bei 50,07 USD und erreichte dann am 2. Juli 2021 das 12-Monats-Hoch von 62,79 USD. Das Unternehmen meldete am 3. Mai seine Ergebnisse für das 1. Quartal. Dabei wurden die Erwartungen des Marktes übertroffen, allerdings ist die Aktie seitdem stark gesunken. Sie notiert derzeit bei 20,51 Dollar, 67 % unter ihrem 12-Monats-Hoch und im bisherigen Jahresverlauf 52 % niedriger.
(Quelle: )
Trotz des Kurseinbruchs befindet sich LYFT mit drei aufeinanderfolgenden Quartalen mit positiven (wenn auch geringen) Earnings auf einem stabilen Weg zur Rentabilität. In Anbetracht der schwierigen Geschäftsbedingungen der letzten Jahre gebührt dem Management des Unternehmens daher großer Respekt.
(Quelle: E-Trade)
Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld mit hohen Benzinpreisen, steigenden Löhnen in der Dienstleistungsbranche und der Unzufriedenheit der Fahrer (ähnlich den Problemen aufgrund der hochschießenden Spritkosten und höherer Stundenlöhne in anderen Branchen) hat LYFT (wie auch Uber (NYSE:UBER)) erhebliche negative Effekte beschert.
Die Geschäftsleitung bemüht sich um die Einstellung neuer Fahrer und die Rückgewinnung derer, die ihre Arbeitszeit gekappt oder das Unternehmen ganz verlassen haben.
Der Markt ist derzeit ziemlich unempfänglich für irgendwelche Wachstumsschwächen. Bei Lyft haben die Zahlen zum ersten Quartal gleich zwei besorgniserregende Aspekte ans Tageslicht gebracht. Erstens waren die Umsätze pro aktivem Fahrgast im ersten Quartal 2022 niedriger als im vierten Quartal 2021. Zweitens ist die Zahl der aktiven Fahrgäste nun schon in zwei aufeinander folgenden Quartalen gesunken.
Eine weitere Herausforderung für LYFT und andere wachstums- und ertragsstarke Unternehmen besteht in den steigenden Kapitalmarktzinsen, die sich unverhältnismäßig negativ auf die Bewertungen von Aktien auswirken. Der Diskontsatz, der bei der Berechnung des Fair Value einer Aktie auf die geschätzten künftigen Erträge zur Anwendung kommt, nimmt mit den Zinssätzen zu. Je höher beim Wert einer Aktie der Anteil weit in der Zukunft liegenden Erträgen ist, desto mehr sinkt die Bewertung bei steigenden Zinsen.
Ich habe bisher noch nicht über LYFT geschrieben, habe aber im Rechte der Arbeitnehmer , die Möglichkeit, sich gewerkschaftlich zu organisieren, usw.
Bei der Analyse einer Aktie stütze ich mich auf zwei Arten von Konsensprognosen. Die erste besteht aus der allgemein bekannten Konsensbewertung und dem Kursziel der Wall Street-Analysten. Die zweite ist das Konzept der marktimplizierten Prognose , die den impliziten Konsens der Käufer und Verkäufer von Optionen in Bezug auf eine Aktie aggregiert. Für Leser, die mit dem Konzept der vom Markt implizierten Prognose nicht vertraut sind, ist eine kurze Erklärung erforderlich. Der Preis einer Aktienoption spiegelt die übereinstimmende Einschätzung des Marktes über die Wahrscheinlichkeit wider, dass der Aktienkurs bis zum Ablauf (dem Verfall) einer Option höher (Call-Option) oder niedriger (Put-Option) als ein bestimmtes Niveau (der Ausübungspreis der Option) sein wird. Die Analyse der Preise von Kauf- und Verkaufsoptionen mit unterschiedlichen Strikes (Ausübungspreisen), die aber alle das gleiche Verfallsdatum haben, ermöglicht eine probabilistische (auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhende) Preisprognose unter Einbeziehung von Preisen im Optionsmarkt. Dieses Konzept wird als marktimplizite Prognose bezeichnet.
Ich habe bei der Überprüfung von LYFT die marktimplizite Prognose bis Januar 2023 berechnet und mit den aktuellen Konsensaussichten der Wall Street verglichen.
h2 Konsenserwartungen der Wall Street für LYFT/h2E-Trade berechnet den Wall-Street-Konsens mit einer Zusammenfassung der Bewertungen und 12-Monats-Kursziele 18 renommierter Analysten, die in den letzten drei Monaten Einschätzungen veröffentlicht haben. Die Konsensbewertung ist wie schon wie in den letzten 12 Monaten optimistisch, das Konsenskursziel liegt bei 45,20 Dollar, 120 % über dem aktuellen Aktienkurs. Die Streuung der einzelnen Kurszielen ist extrem hoch, wobei das höchste mehr als dreimal so hoch ist wie das niedrigste. Wenn die Kursziele für eine Aktie weit auseinander liegen, besteht in der Regel eine negative Korrelation zwischen dem Konsenskursziel und den entsprechenden Renditen. Der Konsensausblick der Wall Street für LYFT deutet auf eine eher rückläufige Einschätzung hin.
(Quelle: E-Trade)
Investing.com berechnet den Konsensausblick der Wall Street für LYFT durch eine Kombination der Bewertungen und Kursziele von 43 Analysten. Die Ergebnisse sind mit einem optimistischen Rating, einem Kursziel, das 124 % über dem aktuellen Kurs liegt, und einer großen Streuung zwischen den einzelnen Kurszielen der Analysten denen von E-Trade sehr ähnlich.
(Quelle: )
Als Faustregel gilt, dass ich das Konsens-Kursziel kritisch bewerte oder sogar ganz ignoriere, wenn die Spanne zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kursziel größer als das Doppelte ist. Weiterhin war die Konsensbewertung während des gesamten Kursrückgangs im letzten Jahr optimistisch, was nicht gerade vertrauenserweckend ist. Daher interpretiere ich den Konsensausblick für LYFT als eher bearish.
h2 Marktimplizierte Prognose für LYFT/h2Ich habe die marktimplizierte Prognose für LYFT für den 8,4-Monats-Zeitraum von heute bis zum 20. Januar 2023 mithilfe der Kauf- und Verkaufsoptionen Optionen berechnet, die zu diesem Termin auslaufen. Ich habe dieses Verfallsdatum gewählt, um einen Überblick über die Erwartungen bis Ende 2022 zu erhalten und weil die im Januar-Kontrakte in der Regel am aktivsten gehandelt werden.
Die Standarddarstellung der marktimplizierten Prognose ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kursrendite, wobei die Wahrscheinlichkeit auf der vertikalen und die Rendite auf der horizontalen Achse abgebildet wird.
(Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Die marktimplizierten Aussichten weisen eine hohe positive Schiefe (Skewness) auf, wobei die höchsten Wahrscheinlichkeiten mit negativen Renditen bis Anfang 2023 einhergehen. Die Maximalwahrscheinlichkeit der Ergebnisse entspricht einer Kursrendite von -28 %. Darin spiegelt sich ein bärischer Ausblick wider. Die aus dieser Prognose berechnete annualisierte Volatilität beträgt 68 %. Auffallend ist auch, dass die Wahrscheinlichkeit bei einer Rendite von -100 %, die einem Totalverlust entsprechen würde, eine kleine Spitze aufweist. Ein solches Ergebnis ist bei Aktien mit sehr hoher Volatilität nicht ungewöhnlich.
Zahlreiche Lotterielos "-Renditepotenzial bevorzugen, d. h. sehr hohe Renditen bei sehr geringer Erfolgswahrscheinlichkeit.
Um den direkten Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen zu erleichtern, habe ich die negative Renditeseite der Verteilung um die vertikale Achse gedreht (siehe nachfolgender Chart).
(Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Diese Betrachtung unterstreicht die pessimistische Tendenz der marktimplizierten Prognose. Die Wahrscheinlichkeiten negativer Renditen sind in einem breiten Spektrum der wahrscheinlichsten Ergebnisse viel höher als die Wahrscheinlichkeiten positiver Renditen in der gleichen Größenordnung. (Die gestrichelte rote Linie liegt im überwiegenden Teil der linken zwei Drittel des obigen Charts deutlich über der durchgezogenen blauen Linie).
Die Theorie weist darauf hin, dass die marktimplizierte Prognosen durch eine negative Verzerrung gekennzeichnet ist, da Anleger tendenziell risikoscheu sind und dazu neigen, mehr als den fairen Wert für den Schutz vor Abwärtsrisiken zu zahlen (wie z. b: Put-Optionen). Das hier beobachtete Ausmaß an Pessimismus in Bezug auf LYFT ist im Vergleich zu den Aktien, die ich mit dieser Methode analysiert habe, ziemlich extrem, was mich von der pessimistischen Interpretation überzeugt.
Fazit zu LYFT
Das Geschäftsmodell der Fahrdienstvermittlung mit Fahrern auf Abruf ist gereift, und die Herausforderungen dieses Konzepts werden immer offensichtlicher. Die derzeitige Wirtschaftslage könnte für dieses Modell so etwas wie ein perfekter Sturm sein. Steigende Stundenlöhne im Dienstleistungsbereich und hohe Kraftstoffpreise machen es für LYFT schwieriger, Fahrer zu rekrutieren und zu halten. Dazu kommt, dass Anleger weniger geduldig sind, weil die steigenden Zinsen den Gegenwartswert von LYFT herunterziehen.
Schließlich gibt es eine Reihe von aufsichts- und arbeitsrechtlichen Fragen, die die Rentabilität der Plattformen beeinträchtigen könnten. LYFT hat zwar stetige Fortschritte auf dem Weg in die Gewinnzone gemacht, doch das reicht den Anlegern möglicherweise nicht aus. Das Konsensrating an der Wall Street ist optimistisch - und zwar mit einem Konsens-Kursziel für die nächsten 12 Monate, das mehr als doppelt so hoch ist wie der aktuelle Aktienkurs, allerdings ist schon der Grad der Uneinigkeit zwischen den Analysten bedenklich. Die marktimplizierte Prognose für Anfang 2023 ist ebenfalls pessimistisch und zeichnet sich durch eine hohe Volatilität aus. Mein Urteil zu LYFT lautet "Sell".
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