EM-Währungen festigen sich nach schwachen US-Zinsaussichten; europäische

 | 29.06.2016 13:41

Vierteljährlicher Inflationsbericht der BCB veröffentlicht (von Arnaud Masset)

Gestern hat die brasilianische Zentralbank (BCB) ihren vierteljährlichen Inflationsbericht veröffentlicht und ihre Inflations- und Wachstumsprognosen aktualisiert. Die BCB hat ihre Inflationsprognosen für 2016 auf 6,9% nach oben revidiert im Vergleich zu 6,6% zu ihrem Märzbericht. Die Zentralbank erwartet nun, dass die Inflation bis zum Jahresende 2017 auf 4,7% steigen wird im Vergleich zu 4,9% im vorhergehenden Bericht. Auf der Wachstumsseite hat die Bank ihre BIP-Prognosen nach oben revidiert und geht nun von einer Kontraktion in 2016 von nur -3,3% aus im Vergleich von -3,5% vor drei Monaten.

Insgesamt sehen wir, dass die Zentralbank ihren Kampf gegen die ungezügelte Inflation noch nicht gewonnen hat, da es ihr schwer fällt, die Inflation in das Zielband von 2,5% bis 4,5% zu bringen. Ilan Goldfajn, der neue Governor der BCB, scheint jedoch zuversichtlich, dass die Zentralbank die Inflation bis zur zweiten Jahreshälfte 2018 in die Mitte des offiziellen Zielbandes bei 4,5% senken kann. Er sagte während der Pressekonferenz, dass das Ziel sowohl "ehrgeizig als auch glaubwürdig ist". Der Zentralbankchef fügte jedoch hinzu, dass der Erfolg der Geldpolitik der Bank auch von der Einführung steuerlicher und wirtschaftlicher Anpassungen abhänge.

Aktuell hat die BCB dank Goldfajns Vorgänger, Alexandre Tombini, das Vertrauen des Marktes, denn letzterer hatte dafür gekämpft, die Glaubwürdigkeit der Bank wieder herzustellen. Der Markt geht davon aus, dass die Inflation bis zum Jahresende 7,29% erreichen wird, und er erwartet auch keine Senkung der Selic-Rate in diesem Jahr - aktuell liegt der Leitzins bei 13,25% - so die Ergebnisse der wöchentlichen Wirtschaftsumfrage vom Montag.

Der brasilianische Real erholte sich gestern in São Paulo kräftig, da weltweit und in den USA von einem längeren Zeitraum mit niedrigen Zinsen ausgegangen wird. Risikoreiche Anlagen wie Aktien erholten sich stark, und auch die EM-Währungen legten zu. Da die Fed bis Jahresende ziemlich sicher abwarten muss, werden die Anleger den lokalen Entwicklungen in Brasilien wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Daher können die Entwicklungen in der politischen Landschaft durchaus wieder einmal kurzfristige Reaktionen am Devisen- und Zinsmarkt auslösen. Der USD/BRL erholte sich gestern auf 3,3032, der niedrigste Wert seit Juli letzten Jahres, und er sollte diese Erholung fortsetzen, da die Brexit-Sorgen weiter nachlassen.

Belastete europäische Banken von Brexit-Unsicherheiten schwer getroffen (von Yann Quelenn)

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Die Banken gehörten zu den größten Verlierern nach dem Brexit-Referendum. Im Gegensatz zu den britischen Banken befinden sich die europäischen Banken weiter im Sturmzentrum. Einige deutsche und viele italienische Banken mussten seit dem Referendum starke Rückgänge ihrer Marktkapitalisierung hinnehmen. Die Deutsche Bank (DE:DBKGn) und die Commerzbank (DE:CBKG) brachen am Freitag ein, allerdings nicht so stark wie die UniCredit (MI:CRDI), die bisher ca. 30% einbüßte. Einige Banken verloren aufgrund ihres starken Engagements und ihrer Präsenz im Vereinigten Königreich, für andere ist der Rückgang eine direkte Folge der steigenden Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunft der EU.

Auch wenn es derzeit eine unwahrscheinliche Annahme ist, so glauben wir doch, dass der Markt bereits damit begonnen hat, eine mögliche Neuzusammensetzung der EU einzupreisen. Das gilt besonders für Italien, wo die anhaltenden, zugrunde liegenden Schwierigkeiten für den Bankensektor ohne die Unterstützung der EU nicht tragbar wären. Die wahre Natur der Risiken, denen das italienische Bankensystem ausgesetzt ist, könnte tatsächlich offenbaren, dass es insolvent ist. Aktuell scheint ein Bailout von der EU absolut unumgänglich.

Aber die italienischen Banken sind nicht die einzigen, die leiden. Auch die deutschen Banken stehen vor großen Schwierigkeiten. In den letzten Tagen hat George Soros stark gegen die Deutsche Bank gesetzt, genauso wie einige Hedge Funds. Als Folge spiegeln sich die derzeitigen Marktunsicherheiten im Aktienkurs der Bank wider, und wir glauben, dass die EZB weiter Anreize setzten wird, um zu versuchen, diese Unsicherheiten zu vermindern. Für die nächste Zukunft wird der Währungskrieg weitergehen und möglichen Aufwärtsdruck für den Schweizer Franken bringen.