Eisenerz: Kein Ende des Abwärtstrends in Sicht

 | 18.04.2024 13:25

Der Preis für Eisenerz erholt sich kurzfristig. Auf lange Sicht aber zeichnet sich kein Ersatz für die rückläufige Nachfrage aus China ab. Das Angebot dürfte dagegen steigen. Der Trend zu grünem Stahl rückt die Bedeutung der Erzqualität wieder stärker in den Mittelpunkt.

Der Eisenerzpreis hat sich in den letzten Wochen wieder ein Stück weit erholt und notiert mit gut 106 USD pro t rund 6 % über dem letzten Tief. Ursächlich für den kurzfristigen Preisanstieg – dem ein Preisrückgang von 144 USD bis auf 100 USD vorausging – waren Marktteilnehmern zufolge der sich verbessernde Stahlmarkt und die Erwartung einer Aufstockung der Lagerbestände der Stahlhersteller im Hauptverbraucherland China vor den Feiertagen.

Das mittel- und langfristige Bild aber zeigt keinerlei Anzeichen für deutlich steigende Preise. Im Gegenteil: Das Londoner Research-Unternehmen Capital Economics schätzt, daass der Eisenerzpreis bis zum Ende des Jahres wieder die Marke von 100 USD passiert und bis Ende 2025 sogar auf 85 USD pro t fällt.

h2 Prognose sieht Eisenerzpreis Ende 2025 bei 85 USD/h2

Als Grund führen die Analysten eine schwache Nachfrage aus China an. Der Immobilienmarkt der Volksrepublik stecke nach wie vor in einer Krise. Die sinkende Stahlproduktion und die Emissionskontrollen an hochverschmutzenden Hochöfen dürften die chinesische Eisenerznachfrage im Jahr 2024 um 1 % und in den Folgejahren um 2 % schrumpfen lassen.

Gleichzeitig planen dem am Dienstag veröffentlichten Bericht zufolge große Bergbauunternehmen im Saldo eine Produktionssteigerung. Dadurch entstehe ein Überschuss, den das Nachfragewachstum anderswo auf der Welt angesichts des Anteils Chinas am Weltmarkt von fast 70 % nicht auffangen könne.

Die Capital Economics Analysten sind sehr pessimistisch im Hinblick auf die weitere Entwicklung des chinesischen Immobilienmarktes. Die diesbezüglichen Prognosen verhießen "nichts Gutes für die Pläne der Eisenerzproduzenten, die Produktion hochzufahren".

h2 Nachfragerückgang in China "unvermeidlich"/h2

Andere Analysten vertreten ähnliche Standpunkte im Hinblick auf die chinesische Nachfrage. So schrieben etwa Simon Blumen und David Cachot von Wood Mackenzie in einem Bericht im Oktober: "Ein Rückgang der Eisenerznachfrage in Chinas Stahlwerken ist unvermeidlich. Eine Kombination aus sinkender Roheisenproduktion aus Hochöfen und der zunehmenden Verwendung von Schrott wird im nächsten Jahrzehnt zu einem Rückgang der chinesischen Eisenerznachfrage um rund 270 Mio. t führen, was 20 % des aktuellen Verbrauchs des Landes entspricht".

Ein Ersatz für die Nachfrage aus China ist vorerst nicht in Sicht, auch wenn Indien und südostasiatische Länder weiterhin hohe Wachstumsraten bei der Nachfrage nach Eisenerz verzeichnen. Indien jedoch kann seine Nachfrage weitgehend aus inländischer Produktion decken.

h2 Rio Tinto (LON:RIO) bringt mit Simandou viel Angebot an den Markt/h2
Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Die Probleme sind bei den Produzenten bekannt. Rio Tinto etwa meldete am Mittwoch die Produktionsdaten zum zweiten Quartal. Die Produktion lag mit 77,9 Mt um 2 % niedriger als im Vorjahresquartal, die Verkäufe gingen allerdings um 5 % auf 87 Mt zurück.

Dennoch arbeitet Rio Tinto im großen Maßstab an der Erschließung eines Megaprojekts. Der Vorstand hatte Anfang Februar endgültig die Investition in das seit Jahrzehnten überfällige Projekt Simandou in Guinea beschlossen. Simandou soll zur größten und hochwertigsten Eisenerzmine der Welt werden und 5 % der weltweiten Nachfrage decken.

Vale meldete am Dienstag für das erste Quartal eine Produktion von 70,8 Millionen Tonnen, was einem Anstieg um 6,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht und die Überwartungen der durch Bloomberg befragten Analysten (68,2 Mt) übertraf.

h2 Der Trend geht zu hochwertigen Erzen/h2

Doch neben der nachlassenden Nachfrage aus China gibt es noch einen weiteren übergeordneten Trend auf dem Eisenerzmarkt: Die wachsende Nachfrage nach möglichst umweltfreundlich erzeugtem Stahl. Die Käufer, so glaubt Wood Mackenzie, werden "von Quantität auf Qualität" umsteigen.

"Der langfristige Übergang zu grünem Stahl bringt Anbieter hochwertiger, verunreinigungsarmer Erze in die Spitzenposition". Produzenten von Erzen mit geringerer Qualität müssten dagegen in Technologien für DRI-Prozess investieren.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert