DAX: Eingeschränkt bullish anstatt bearish

 | 17.09.2018 13:06

Im Laufe der vergangenen Monate erhielt ich hin und wieder Mails, in denen Leser anmerkten, dass ich zu bearish sei. Beispielsweise folgende Mitteilung vom 29. Januar:

„Hallo,
wird hier nicht von Sven ein zu bärisches Szenario vermittelt.
Seit Monaten trommelt er bärische Nachrichten? und wird immer wieder auf dem falschen Fuß erwischt. […]“

Im Nachhinein
Im Nachhinein wissen wir nun, dass die Aktienmärkte exakt zum Zeitpunkt dieser E-Mail einen massiven Kurseinbruch erlebten. So rutschte der DAX von 13.596,89 auf 11.726,62 Punkte um 13,76 % ab. Und auch ein halbes Jahr später am heutigen Tag notiert der DAX weiterhin mehr als 1.000 Punkte unter dem Niveau vom 29. Januar (ca. 13.300). Ich könnte nun also sagen: Schaut her, mein bearishes Szenario ist eingetreten.

Eine Antwort von früher
Doch darum geht es nicht, ich war nicht einmal wirklich bearish. Ich greife diese alte Nachricht nochmal auf, da mich eine solche Mail auch heute wieder erreichen könnte. Und wieder würde ich dieselbe Antwort darauf schreiben. Am 30. Januar lautete diese:

„Hallo [..],
[…] ich habe bislang stets von sehr positiven Wirtschaftsdaten geschrieben, insbesondere über die Einkaufsmanagerindizes, die ein perfektes Umfeld für steigende Aktienkurse darstellen. Mit der Börse-Intern vom vergangenen Freitag habe ich inzwischen erstmals eine mögliche Wende in den Stimmungsdaten gesehen, die es aber zunächst noch zu beobachten gilt und auf sehr hohem Niveau stattfindet ("Eine sehr frühzeitige Überlegung"). Zudem beschreibe dort lediglich eine mögliche "breite Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau" für den DAX. Die von mir erwartete Range soll in Nähe des Allzeithochs stattfinden.
Ich entnehme Ihrer Mail daher, dass einige Anleger derart von den positiven Wirtschaftsaussichten und den stark gestiegenen Kursen in den USA verwöhnt sind, dass selbst eine Seitwärtstendenz auf hohem Niveau bereits als bearish erachtet wird.

[…] Ich kann aber verstehen, dass einige meiner Analysen bei Ihnen insgesamt einen bearishen Eindruck hinterlassen. Denn ich weise natürlich kontinuierlich auch auf mögliche Risiken hin. Bei einem derartigen Anstieg, wie wir ihn in den US-Indizes schon seit längerem sehen, wäre es aber fahrlässig, die Leser nicht entsprechend zu informieren. Denn ich weiß aus meinen Börsenanfängen nur allzu gut, wie ein solcher, scheinbar nicht enden wollender Anstieg wirken kann. Viele Börsenneulinge, die dadurch erst seit einigen Wochen oder Monaten an die Märkte gelockt wurden, haben eine 10-Prozent-Korrektur noch nicht erlebt. Diese wird aber kommen - so sicher wie das Amen in der Kirche. Und das ist kein Crash, das ist eigentlich völlig normal.
Mit freundlichen Grüßen
Sven Weisenhaus

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Keine großen Veränderungen
Und genau das würde ich auch heute noch so schreiben. Schließlich berichtete ich erst diese Woche wieder von den positiven Wirtschaftsdaten, die eigentlich ein perfektes Umfeld für steigende Aktienkurse schaffen. Und auch der DAX steckt weiter in breiten Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau seit nun schon 1,5 Jahren.