Folker Hellmeyer | 20.08.2019 09:43
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1085 (07:16 Uhr), nachdem der
Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1077 im US-Geschäft markiert
wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.57. In der Folge notiert EURJPY bei 118.13. EUR-CHF oszilliert bei 1.0872.
Derzeit dominieren temporär Entspannungssignale in einer ausgeprägten
Spannungslage für Realwirtschaft und Märkte. Entsprechend reduzierten die
Finanzmarktteilnehmerihre zuvor ausgeprägte Risikoaversion gestern in Teilen.
Beginnen wir in den USA:
1. Lohnsteuersenkungen werden derzeit trotz der prekären öffentlichen
Haushaltslage erwogen, um der Konjunktur Antrieb zu verleihen.
2. Donald Trump fordert die US-Notenbank zu einem Zinsschritt um 100
Basispunkte auf, um der Konjunktur Antriebskräfte zu verleihen.
Beide Positionen der US-Regierung belegen, dass die Folgen der eigenen Geo- und
Handelspolitik die US-Wirtschaft erreicht haben, US-Narrativ hin oder her!
Ob die Wirtschaftsdaten, die uns aus den US-Statistikbehörden feilgeboten werden,
wirklich die Inhaltsschwere haben, die an Märkten unterstellt wird, sei
dahingestellt. Dazu verweisen wir auf das Buch Seiten 137 172.
Aus der Eurozone erreichen uns Signale der EZB. Man ist dort bereit, im Zweifelsfall
Anschub zu leisten, damit die Inflationsziele der EZB auch erreicht werden (EZB,
Madis Müller, Estland).
In Italien beruhigt sich die Lage. Derzeit ergeben sich auf der politischen Bühne
Roms Signale, dass die Lega aus der Regierung ausgebootet wird und es zu einer
Koalition zwischen der 5-Sterne Par
China:
Huawei darf weitere 90 Tage mit einer Sondergenehmigung Produkte aus den USA
importieren.
In Hongkong wird wieder friedlicher demonstriert. Rechtsbrüche der Demonstranten,
die zuvor ausgeprägt waren, nahmen ab.
Die chinesische Zentralbank impliziert mit ihrer strukturellen Veränderung (Leitzins)
eine Politik, die grundsätzlich die Stabilität und die Wirtschaft Chinas fördert.
Im Rahmen des Brexits liefert und die Regierung Johnson Zuckerbrot und Peitsche.
Johnsons Team bemüht sich um eine Lösung zur Irlandgrenze außerhalb des
vereinbarten Vertrags. Der Brief an Herrn Tusk schlägt freundliche und versöhnliche
Töne an. Man will eine Verpflichtungserklärung bezüglich der Grenze zu Irland, um
alternative Lösungen umzusetzen. Der freundliche Ton ändert nichts daran, dass der
Kontext extrem schwach und inhaltsleer ist und für die EU nicht annehmbarist.
Vielleicht wird aus diesem Grund an einer anderen Ecke die politische Peitsche seitens
des UK bemüht. Nach dem Brexit will die Johnson-Regierung umgehend die EU-Regeln
zum Einreise- und Aufenthaltsrecht kassieren. Man würde ein neues System, das keine
Rücksicht auf Herkunft, sondern auf den Nutzen für das UK nimmt, einführen. Die
britische Handelskammer reagierte irritiert, da damit die bisherige Leitlinie der
Regierung für einen ungeregelten Brexit obsolet ist und Verunsicherung zunähme.
Ob sich Boris Johnson mit diesen in Teilen unberechenbaren Politikansätzen
(Ähnlichkeiten zu Trump) belastbare Partner oder Freunde außerhalb der Gruppe der
Brexiteers in Europa und der Welt machen kann, sei dahingestellt
In der laufenden Woche erwarten uns zwei Veranstaltungen, die sowohl positive, oder
auch negative Katalysatorwirkung für Realwirtschaft und Finanzmärkte entwickeln
können.
1. G-7 Treffen in Biarritz
2. Jackson Hole: Treffen der Zentralbanker
Fazit:
Vor dem G-7-Treffen ist unverkennbar, dass die USA isolierter und konjunkturell als
auch strukturell schwächer sind als noch vor12 oder 6 Monaten.
Es ist auch erkennbar, dass mit jedem weiteren Tag die Kosten der US-Geo- und
Handelspolitik nicht nur für die Welt, sondern vor allen Dingen auch für die USA
zunehmen.
Das Zurückrudern der Trump-Regierung bei Huawei, die Verschiebung mancher Zölle
von September auf Dezember, die Notwendigkeit, weitere Steuersenkungen erwägen
zu müssen und historisch einmalig die eigene Notenbank zu nötigen, sind Ausdruck
von Stärke oder von Schwäche, von Souveränität oder Nervosität der US-Regierung?
Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:
Eurozone:
Der Leistungsbilanzüberschuss stellte sich per Juni auf 18,4 Mrd. Euro nach zuvor 30,2
Mrd. Euro in der saisonal bereinigten Fassung.
Die Verbraucherpreise sanken per Juli gemäß finaler Berechnung um 0,5% im
Monatsvergleich (Prognose -0,4%) und stiegen im Jahresverglich um 1,0% nach 1,1%
(Prognose 1,1%).
Der Anstieg der Kernrate (das, was die EZB beeinflussen kann, nicht Ölpreise!) stellte
sich im Jahresvergleich unverändert auf 0,9%.
Die deutschen Erzeugerpreise legten per Juli im Monatsvergleich um 0,1% und im
Jahresvergleich um 1,1% nach zuvor1,2% zu.
Russland:
Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Juli im Jahresvergleich um nur 1,0% nach zuvor
1,4% (Prognose 1,5%) zu.
Reale Löhne verzeichneten per Juli im Jahresvergleich einen recht sportlichen Anstieg
um 3,5% nach zuvor 2,9% (Prognose 2,3%).
Die Arbeitslosenquote stellte sich perJuli erwartungsgemäß auf 4,5% nach zuvor 4,4%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD
favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1020 40 negiert den
positiven Bias des EUR.
Viel Erfolg!
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