EZB & Bank of England skeptisch über Erholung der Wirtschaft

 | 12.10.2020 11:02

"Freie Hand" war der Satz, der den Investoren in dem am Donnerstag veröffentlichten Minutes vom September-Treffen der politischen Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank entgegenkam.

Angesichts der Ungewissheit hinsichtlich des Verlaufs der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf die wirtschaftliche Erholung plädierten die Zentralbanker im Rat für "freie Hand", damit sie bei Bedarf geeignete Maßnahmen ergreifen können.

Die Anleger haben dies zu Recht so interpretiert, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die EZB noch in diesem Jahr weitere Impulse geben wird.

h2 Unsicherheit bleibt hoch/h2

Das Leitmotiv in den Protokollen war "Unsicherheit", das fast ausnahmslos als "erhöht", "überhöht", "hoch" oder "beträchtlich" beschrieben wurde. Ökonomen fanden heraus, dass in der Vergangenheit eine Hervorhebung der Unsicherheit - ein Wort, das etwa zwei Dutzend Mal in den Protokollen auftauchte - oft darauf hinwies, dass die EZB weitere Konjunkturmaßnahmen vorbereitet.

Der finanzpolitische Ausschuss der Bank von England äußerte sich in seiner Erklärung letzte Woche ähnlich vorsichtig. Während die Auswirkungen von Brexit auf die Finanzstabilität relativ gelassen gesehen wurden, zeigten sich die 13 Ratsmitglieder eher besorgt über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und geopolitische Spannungen.

Die globale Aktivität hat sich nach dem Corona-Crash wieder belebt, aber der weitere Weg bleibt "höchst ungewiss", so das FPC.

"Der Ausschuss stellte fest, dass die Risiken für die finanzielle Stabilität Großbritanniens auch von geopolitischen Entwicklungen abhängen", hieß es in der Erklärung weiter.

"Insbesondere vor dem Hintergrund der mit dem COVID-19 verbundenen Unsicherheit könnte eine Verschärfung der geopolitischen Spannungen zu einer Verschärfung der Risikostimmung und Volatilität auf den Finanzmärkten führen.

Der Ausschuss - bestehend aus den führenden Vertretern der Bank of England, Regulierungsbehörden und einer Handvoll externer Experten - bezeichnete die Handelsspannungen zwischen den USA und China und die Präsidentschaftswahlen in den USA als beunruhigende Unbekannte.

Die Zentralbanken haben eben auch keine Kristallkugel und sind skeptisch mit Blick auf das gegenwärtige Umfeld skeptisch. Das Wiederaufflammen der COVID-19-Infektionen in Europa hat eine scheinbar vielversprechende Erholung gedämpft.