E.ON – Im Idealfall Kurspotential zwischen 65% und 126%

 | 25.09.2015 12:23

Atomenergieaktien und Automobilwerte scheuen die Anleger derzeit wie der Teufel das Weihwasser. Schon vor einer Woche hatten wir Sie auf dieses aktuelle Verhalten hingewiesen (siehe „Atomenergie- und Automobilaktien massiv unter Druck – Märkte neigen zur Übertreibung“). Dabei beschrieben wir auch ein typisches Börsenphänomen, wonach die Märkte häufig zur Übertreibung neigen.

Hohe Kursverluste führen zu günstiger Bewertung
Am Beispiel des Automobilzulieferers SHW AG zeigten wir auf, dass im Zuge der derzeit sehr negativen Stimmung bezüglich dieses Industriezweigs der aktuelle Börsenwert der SHW-Aktie weit unterhalb einer fairen Bewertung gefallen ist (siehe „SHW AG – Im Panik-Modus nach negativem Analystenkommentar“). Zudem kündigten wir an, mit E.ON auch ein Beispiel für Atomenergieaktien zu haben. Werfen wir also nun den Blick auf die Zahlen, Daten und Fakten von E.ON:

Kurscrash wegen Spekulationen um Höhe der Rückstellungen

Die in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren ohnehin schon stark gebeutelten Aktien von Atomkraftwerk-Betreibern wie RWE und E.ON litten jüngst unter neuen Spekulationen über zusätzliche Milliardenlasten durch den Atomausstieg. Nach Berechnung der „Rheinischen Post“ droht E.ON eine weitere Rückstellung von 9 bis 12 Milliarden Euro (4,70 bis 6,30 Euro je Aktie) und RWE von 7,5 bis 10 Milliarden Euro (12 bis 16 Euro). Spiegel Online berichtet, dass den vier großen Versorgern Rückstellungen von bis zu 30 Milliarden Euro fehlten. Das sei das Ergebnis eines Gutachtens, das Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in Auftrag gegeben hatte.

Bundesregierung dementiert genannte Horrorzahlen

Das Bundeswirtschaftsministerium hat diesen Bericht dementiert: „Das BMWI kennt keine der genannten Zahlen“, teilte das Ministerium mit. Anfang Juli gab die Bundesregierung bei Düsseldorfer Wirtschaftsprüfern einen „Stresstest“ in Auftrag, um die Tragfähigkeit dieser Rückstellungen zu ermitteln. Ein Ergebnis des Stresstests zur Angemessenheit der Rückstellungen der Konzerne liege noch nicht vor und werde erst im Herbst erwartet.

E.ON und RWE gehen von ausreichenden Rückstellungen aus

E.ON und RWE gehen weiter davon aus, dass ihre Rückstellungen für den Abriss der Kernkraftwerke und die Entsorgung des atomaren Mülls ausreichen. Die Versorger haben bislang Rückstellungen in Höhe von insgesamt 38,6 Milliarden Euro gebildet. Dabei entfallen auf E.ON 16,6 Milliarden Euro, auf RWE 10,4 Milliarden, auf EnBW 8,1 Milliarden und auf Vattenfall etwa 3,5 Milliarden Euro.

E.ON büßt ein Drittel an Börsenwert ein

Wer nun Recht hat und welche Zahlen stimmen, lässt sich nicht sagen. In jedem Fall ließen sich die Anleger von den Medienberichten verunsichern und warfen ihre Aktien auf den Markt. Die Aktien von E.ON fielen aus ihrer Seitwärtsrange (blaues Rechteck im Chart) heraus und brachen alleine vom 17. bis 24. August binnen einer Woche um fast 18 Prozent ein (oberes rotes Rechteck). Am 9. September begann der nächste Kursrutsch – innerhalb von 5 Handelstagen rutschte der Kurs noch einmal um bis zu 24,6 Prozent ab (unteres rotes Rechteck).