Draghi deutet weitere Lockerung im Dezember an

 | 20.11.2015 13:49

EZB-Präsident Mario Draghi klang bei seiner heutigen Rede bereit, weitere Lockerungsmaßnahmen durchzuführen, und er sagte "wir werden das tun, was wir tun müssen, um die Inflation so schnell wie möglich anzuheben." Der EUR/USD reagierte schnell und rutschte um 40 Pips auf 1,0664 ab. Die hohe Überzeugung klang sehr nach „Was auch immer nötig ist", was die EU seit 2012 zusammen gehalten hat. Der Rest der Rede war entschieden gemäßigt, da das Risiko für die Preisstabilität auf der Unterseite liegt. Wir erwarten, dass wir im Dezember erweiterte Anlagenkäufe, eine Senkung des Einlagensatzes und verbale Interventionen sehen werden. Wir bleiben zum EUR/USD bärisch und konzentrieren uns auf einen erneuten Test des Tiefs vom März bei 1,0458. Kurzfristige Erholungen sollten als Chancen gesehen werden, um neue Short-Positionen im EUR/USD einzugehen.

Mexikanisches BIP fürs 3. Quartal (von Yann Quelenn)

Heute wird das mexikanische BIP für das 3. Quartal veröffentlicht. Es wird wohl im Jahresvergleich bei 2,4% liegen und somit höher als die 2,2% aus dem 2. Quartal, aber niedriger als die 2,5% im 1. Quartal. Der mexikanische Peso hat sich im Vergleich zum letzten Quartal gegenüber dem Greenback leicht verbessert. Er handelt aktuell durchschnittlich bei 16,50, und wir denken, dass der USD/MNX noch weiter ansteigen wird.

Das Hauptproblem für Mexiko ist, dass es ihm schwer fällt, Anleger zur Erschließung seiner riesigen Ölreserven zu finden. In den letzten zwanzig Jahren hatte das Land nicht die Möglichkeit, in seine eigenen Infrastrukturen zu investieren. Deshalb war Mexiko gezwungen, sein Petroleumgeschäft privaten und ausländischen Investoren zu öffnen. Leider wurde das Land von den niedrigen Ölpreisen stark getroffen. Das WIT-Rohöl hat Dienstagnacht die Schwelle von 40 USD pro Barrel durchbrochen, bevor es sich erholen konnte. Das Abwärtsmomentum dominiert das Geschehen.

Zudem ist der Peso gegenüber dem Dollar seit vier Jahren ständig gefallen. Die Erwartungen an eine Zinserhöhung der Fed führen zu einem Anstieg der Dollarnachfrage. Als Folge glauben wir, dass der Peso weiter fallen wird. Falls die Fed jedoch die Zinsen im Dezember nicht erhöht, würde dies der Währung eine Atempause verschaffen. Aber eine solche Pause wäre nur kurzlebig, bevor Erwartungen an eine Erhöhung im März 2016 aufkommen. Eine unendliche Geschichte für Mexiko, das nicht nur mit seiner eigenen Wirtschaft genug zu tun hat, sondern auch die hohen Erwartungen einkalkulieren muss, die der Markt an die US-Wirtschaft hat.

Vorbereitung auf eine "Zinsanhebung" durch die Fed

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Vizepräsident Stanley Fischer von der Fed bot den Märkten weitere verbale Unterstützung für eine Zinserhöhung im Dezember. Er wiederholte, dass es weiter keine Entscheidung zum genauen Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit zehn Jahren gäbe, sagte jedoch, dass in "relativ naher Zukunft einige wichtige Zentralbanken wahrscheinlich damit beginnen werden, schrittweise von der Nullzinssatzpolitik abzugehen." Die Mehrheit der Analysten erwartet, dass der USD nach der ersten Zinserhöhung unter Verkaufsdruck kommen wird. Das ist in der Vergangenheit immer der Fall gewesen. Doch die Korrelation zwischen dem USD/JPY und dem kurzen Ende des US-amerikanischen/japanischen Renditespreads (dem höchsten innerhalb der G10) lässt vermuten, dass selbst nach einer ersten Zinserhöhung die Rendite suchenden Teilnehmer, den USD/JPY weiter in die Höhe treiben werden. Auch wenn die Empfindlichkeit zwischen dem USD/JPY und den globalen Aktienmärkten hoch bleibt, wird die traditionelle Rolle der Renditen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch wenn die US-Renditekurve weiter steiler werden sollte, wird die Entwicklung der japanischen Zinsen aufgrund der zusätzlichen Maßnahmen der BoJ weiter beschränkt bleiben.

In der letzten Woche hat die BoJ das aktuelle Tempo der monetären Lockerung beibehalten, obwohl es Belege gibt, dass die Wirtschaft zum Stillstand gekommen ist. Aufgrund des bereits bestehenden massiven Anreizprogramms ist die BoJ mit einer weiteren Ausweitung zurückhaltend, zumindest soweit dies nicht unbedingt erforderlich ist. Gouverneur Haruhiko Kuroda versuchte, ein optimistisches Bild zu zeichnen, indem er andeutete, dass die angespannten Arbeitsmärkte die japanische Wirtschaft beflügeln würden. Im Hintergrund ist die BoJ allmählich auf eine Beurteilung der Inflation mit einer breiter gefassten Messzahl übergegangen, wodurch sie nun weniger zurückhaltend klingt. Die Begründung liegt darin, die Strategie flexibel zu halten, und sich mehr auf die Schaffung einer Inlandsinflation zu konzentrieren, als der Wirtschaft über eine importierte Inflation Adrenalinschübe zu verpassen (über wettbewerbsfördernde Devisenabwertungen). Die inländischen Preise haben deutlich positivere Prognosen gezeigt, womit es die BoJ nicht mehr so eilig haben wird, zusätzliche Anreize zu setzen. Im Zuge der Entwicklung dieser Dinge kann man sagen, dass die japanische Wirtschaftserholung wieder in eine technische Rezession zurückgefallen ist. Eine drastische Änderung der politischen Taktik ist so lange unwahrscheinlich, bis sich die Wirtschaftsdaten erholen, daher können wir weitere Anreize der BoJ erwarten (Januar).