Dollar nimmt wieder Fahrt auf – Delle statt Abkühlung der US-Konjunktur

 | 14.05.2013 08:52

Wenn zur erwarteten Euro-Schwäche noch eine Dollar-Stärke hinzukommt

Es war für mich nur eine Frage der Zeit, wann der Euro gegenüber dem US-Dollar wieder unter die Marke von 1,30 fällt. Und aktuell spricht auch vieles dafür, dass wir zumindest das Tief aus dem November vergangenen Jahres unter 1,27 EUR/USD in den nächsten Wochen erneut testen werden. In welchem Tempo die Abwärtsbewegung erfolgt, wird auch von wichtigen Daten zur Konjunktur in der Eurozone abhängen, die am morgigen Mittwoch veröffentlicht werden. Das erwartete Minus von 0,1 Prozent für den gesamten Währungsraum kann dabei in zwei Richtungen interpretiert werden. Optimistisch betrachtet käme man damit nach einem Minus von 0,6 Prozent noch in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres der Nulllinie wieder sehr viel näher. Allerdings halte ich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Eurozone im zweiten Quartal die dann schon anderthalb Jahre dauernde Rezession endlich verlassen kann, für sehr gering und bleibe im Lager der Pessimisten.

Frankreich noch ohne Weg aus der wirtschaftlichen Misere
Interessant wird vor allem der Blick auf zwei Länder der Eurozone, Deutschland und Frankreich. Das Zugpferd Deutschland sollte sich auch in den ersten drei Monaten noch viel stärker als andere präsentiert haben, hier ist ein Plus von 0,3 Prozent die Messlaste der Volkswirte. Sorgen mache ich mir dagegen um Frankreich. Eine Rezession bei unseren westlichen Nachbarn ist für mich ausgemachte Sache, ein stärkeres Minus als die erwarteten 0,1 Prozent würde mich hier auch nicht überraschen. Noch sind für mich keine Rezepte des französischen Premiers Hollande erkennbar, die die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone wieder aus dem Stimmungstief führen könnten. Apropos Stimmung: Die ist gerade in Deutschland in den vergangenen Wochen gekippt, weshalb eher der Blick nach vorn gerichtet sein sollte und mich an einer schnellen und nachhaltigen Erholung der deutschen Konjunktur in der zweiten Berichtsperiode des laufenden Jahres zweifeln lässt.

US-Dollar-Index auf Allzeithoch repräsentiert die Dollar-Stärke
Was den Euro in den vergangenen Wochen salopp formuliert am Leben gehalten hat, war die weiterhin sehr hohe Risikoneigung der Investoren, die wie auch ich an eine Fortsetzung der Rally an den Aktienmärkten glauben und sichere Varianten aufgrund nur sehr magerer Renditen mehr und mehr aus den Augen verlieren. Gefährlich wird es für den Euro, wenn zu der von mir oben beschriebenen erwarteten Schwäche noch eine Stärke des US-Dollar hinzukommt, die sich gerade in den letzten beiden Handelstagen der vergangenen Woche am von Dow Jones und FXCM berechneten US-Dollar-Index ablesen lässt. Die Stärke des Greenback gegenüber dem Japanischen Yen, aber auch dem Australischen Dollar stellt die Euro-Schwäche in den Schatten. Vierte Währung im Bunde ist das Britische Pfund, welches mit weiteren 25 Prozent in die Berechnung eingeht. Mit knapp 10.700 Punkten notiert der seit Anfang 2011 berechnete Index damit auf einem Allzeithoch. Die Pause in Form einer Seitwärtsbewegung in den vergangenen zwei Monaten spiegelt die Unsicherheit darüber wider, ob die sich in diesem Zeitraum verschlechterten US-Konjunkturdaten eher als erneute Konjunkturabkühlung oder nur als kleine „Wachstumsdelle“ auf dem Weg nach oben interpretieren lassen.

US-Notenbank wird als erste die geldpolitischen Zügel wieder anziehen
Beides war meiner Meinung nach bis zu den US-Arbeitsmarktzahlen von Anfang Mai möglich, spätestens aber seit dem für mich sehr überraschenden Ausmaß der positiven Korrekturen der Zahlen der Vormonate befindet sich die US-Konjunktur auf einem sehr guten Weg in Richtung alter Dynamik. In der aktualisierten und von mir schon einige Male hier präsentierten Grafik der Non Farm Payrolls (NFPs, neu geschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft) lässt sich nun schon langsam wieder von einem stabilen Trend sprechen. In dieses Bild passt auch, dass Charles Plosser, seines Zeichens Präsident der lokalen Vertretung der Federal Reserve (Fed), also der US-Notenbank, in der vergangenen Woche erneut seine Sympathie für eine Reduzierung der Anleihekäufe von monatlich 85 Milliarden US-Dollar gegenüber Journalisten bekundete.

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Das allein ist nicht neu, aber sich wieder mehrende Stimmen aus dem Lager der Falken, also der Verfechter einer restriktiveren Geldpolitik, sind für mich ganz klar ein Indiz dafür, dass sich die Planungen innerhalb der sehr spendablen US-Notenbank für eine Exit-Strategie, also den ganz klar langsamen, aber kommenden Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik in den nächsten Monaten konkretisieren werden. Es wird wie gesagt nicht schnell gehen, aber die Fed wird diese restriktiven Schritte vor allen anderen wichtigen Notenbanken ankündigen und auch anwenden. Während in Japan noch lange keine Anzeichen für den ja auch gerade begonnenen Geldsegen der Notenbank erkennbar sind, die Europäische Zentralbank erst Anfang des Monats die Zinsen auf ein historisches Tief von 0,5 Prozent gesenkt hat und weitere Bereitschaft zum Handeln ganz klar bestätigt hat, werden die Erwartungen an ein Umdenken in New York dem US-Dollar ganz klar Unterstützung geben.

Ein Engagement im US-Dollar-Index mit einem für mich auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten erwarteten Potenzial von 11.000 Punkten und darüber würde ich momentan einem Einzel-Investment im EUR/USD vorziehen. Zu geringeren Transaktionskosten aufgrund eines nur einmal zu bezahlenden Spreads gesellt sich eine sehr vorteilhafte Diversifizierung auf vier verschiedene Währungen mit einer einhergehenden Reduzierung des Einzelrisikos.

US-Dollar-Index; Wochenchart; 2 Jahre

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