Disney: Eine bessere Performance allein reicht vielleicht nicht aus

 | 18.08.2022 06:59

  • Selbst unter Berücksichtigung der aktuellen Verluste - und künftigen Gewinne - aus dem Streaming-Geschäft ist Disney nicht gerade preiswert bewertet
  • Mit Blick auf die Zukunft gibt es offene Fragen zu jedem Aspekt des Unternehmens, auch wenn Third Point wieder eine Beteiligung hält
  • Das DIS-Argument "für Qualität bezahlen" greift nur, wenn das Geschäftsmodell tatsächlich Qualität bietet. Darüber lässt sich aber streiten
  • Nach der Konsensschätzung der Wall Street wird die Aktie der Walt Disney Company (NYSE:DIS) mit dem 31-fachen des Gewinns für das Geschäftsjahr 2022 (Ende September) und dem 22-fachen für das Geschäftsjahr 2023 gehandelt. Beides ist nicht gerade preiswert.

    Natürlich sind Disneys Gewinnzahlen im Moment nicht besonders berauschend. Das Unternehmen erlitt erhebliche Verluste durch Investitionen in seine verschiedenen Streaming-Dienste. Laut dem von Disney bei der Börsenaufsicht eingereichten Formblatt 10-Q (siehe S. 49) hat Disneys Direct-to-Consumer-Segment in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022 2,54 Mrd. USD verloren.

    Nach Steuern sind das mehr als 1 USD pro Aktie und fast 1,50 USD auf das Gesamtjahr hochgerechnet. Addiert man dies zu den geschätzten 3,94 USD pro Aktie für dieses Jahr, ergibt sich eine aktuelle Ertragskraft von Disney von etwa 5,40 USD pro Aktie oder fast 10 Mrd. USD jährlich. Und selbst diese Zahl berücksichtigt noch nicht die Rentabilität des Streaming-Geschäfts, die nach Einschätzung der Unternehmensleitung im Geschäftsjahr 2024 eintreten wird.

    Das Problem mit DIS-Aktie ist jedoch, dass die Aktie selbst unter Berücksichtigung des Streaming-Geschäfts immer noch mit einem Kurs von weit über dem 20-fachen des Gewinns gehandelt wird. Aus einer Blickrichtung mag dieser Multiplikator für eines der größten amerikanischen Unternehmen aller Zeiten womöglich angemessen erscheinen. Und tatsächlich sehen das viele Anleger in letzter Zeit so: DIS ist allein im letzten Monat um 32 % gestiegen. In der Nähe dieser jüngsten Höchststände hat der angesehene aktivistische Investor Third Point eine beträchtliche Beteiligung an dem Entertainment-Riesen erworben.

    Aus einer anderen Perspektive ist diese Art von Multiple angesichts der sehr realen Sorgen, mit denen der Rest des Unternehmens konfrontiert ist, jedoch fragwürdig. Aufgrund dieser Bedenken bin seit einiger Zeit skeptisch gegenüber Disney, und nach dem jüngsten Kursanstieg ist meiner Meinung nach eine gewisse Vorsicht geboten.

    h2 Das spricht für die Disney-Aktie/h2
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    Sicherlich spricht derzeit einiges für DIS, selbst nach der kräftigen Kursrallye. Das Geschäft außerhalb des Streamings sollte in diesem Jahr einen Nettogewinn von rund 10 Mrd. USD erwirtschaften. Bei einem 20-fachen Multiplikator ist das Non-Streaming-Geschäft 200 Mrd. USD wert.

    Netflix (NASDAQ:NFLX) wird einschließlich Schulden abzüglich Barmittel mit 118 Mrd. USD bewertet. In Anbetracht der Tatsache, dass Disneys Streaming-Dienst Disney+ im zweiten Quartal Netflix bei den Kundenzahlen überholt hat, halten Optimisten das Disney-Geschäft für mindestens so wertvoll wie das von Netflix.

    Nach dieser zugegebenermaßen simplen Analyse der Summen müsste Disney etwa 320 Mrd. USD wert sein. Das Unternehmen schloss sein drittes Geschäftsquartal mit einer Verschuldung von rund 38 Mrd. USD ab. Unser Modell signalisiert daher, dass Disney eine Marktkapitalisierung von 282 Mrd. USD haben sollte - oder einen Aktienkurs von 152 USD, was einem Renditepotenzial von etwa 25 % gegenüber der aktuellen Notierung entspricht.

    Sicherlich können sich die Investoren über die genauen Faktoren bei der Berechnung streiten. Aber es ist wichtig, das übergeordnete Argument zu verstehen. Die kurzfristigen Gewinnmultiples der Disney-Aktie sind nicht besonders attraktiv - aber sie erzählen auch nicht die ganze Geschichte.

    Wenn man die Verluste aus dem Streaming berücksichtigt, ist die Bewertung zumindest angemessen. Und auch hier gilt: Wenn ein Unternehmen wie Disney zu einem vernünftigen Preis zu haben ist, sollten die Anleger zuschlagen.

    h2 Disney vs. Netflix/h2

    So einfach und attraktiv das auch klingt - es stimmt nicht ganz.

    Betrachten wir zunächst das übergeordnete Argument. DIS ist schon seit geraumer Zeit keine gute Aktie mehr. Die Aktie ist im letzten Jahr und in den letzten drei Jahren gesunken. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat sich DIS deutlich schlechter entwickelt als der S&P 500 und der Dow Jones Industrial Average (Disney ist in beiden Indizes enthalten). Selbst über ein Jahrzehnt betrachtet liegt DIS, wenn auch nur knapp, im Rückstand.