Die Zuckerindustrie Kubas kämpft ums Überleben

 | 17.05.2023 14:25

Seit im 16. Jahrhundert die ersten Zuckerrohrableger von den Spaniern in die Karibik gebracht wurden, hat die Pflanze und der aus ihr produzierte Zucker Kuba geprägt. Doch inzwischen muss die Zuckerindustrie dort ums Überleben kämpfen. Während das Land in den 1980er Jahren noch regelmäßig mehr als sieben Millionen Tonnen produzierte, waren es in der letzten Saison nur noch 480 000 Tonnen. Für dieses Jahr fallen die Prognosen sogar noch schlechter aus, steuert Kuba doch auf die schlechteste Zuckerernte seit mehr als 100 Jahren zu, weshalb nicht mehr Zucker exportiert werden soll, als im Land selbst konsumiert wird. Doch was hat die Ernte, die jedes Jahr von November bis Mai stattfindet, so drastisch reduziert?h3 Schlechte Erntebedingungen/h3

In dieser Saison haben die Landwirte mit besonders schlechten Erntebedingungen zu kämpfen. Es standen ihnen keine oder nicht genügend Unkrautvernichtungsmittel zur Verfügung, sodass durch vermehrten Unkrautwuchs die Zuckerrohrpflanzen nicht nur verdrängt wurden, sondern auch die Erntemaschinen bei ihrer Arbeit behindert werden – sofern sie diese überhaupt ausführen können. Denn seit Wochen herrscht in Kuba eine Benzin- und Diesel-Knappheit, wodurch viele für die Ernte relevante Maschinen gar nicht erst oder nur bedingt zum Einsatz kommen können.

h3 Raffinerien werden geschlossen/h3

Durch die geringen Erntemengen müssen mehr und mehr Zuckerraffinerien geschlossen werden. Diese werden größtenteils noch mit veralteter Technik betrieben, die im besten Falle regelmäßig am Laufen gehalten werden muss. Die Maschinen sind darauf ausgelegt, zwölf Tage am Stück durchzuarbeiten und anschließend zwölf Stunden lang zur Wartung abgeschaltet zu werden, doch dieser Rhythmus kann nur mit ausreichend Nachschub an Zuckerrohr aufrechterhalten werden. Immer wieder mussten die Maschinen außerplanmäßig abgeschaltet werden, weil zu wenig Zuckerrohr geliefert wurde, was zu Schäden in der Mechanik geführt hat. Und diese zu reparieren, ist teuer. Der Staat hat daher veranlasst, dass viele Raffinerien ihre Arbeit einstellen, damit einige wenige von den übrigen Maschinen-Ersatzteilen und den verbleibenden Zuckerrohrlieferungen profitieren können. Während also in der letzten Erntezeit noch 36 Raffinerien in Betrieb waren, sind es laut der kubanischen Regierung in diesem Jahr nur noch 23.