Wochenausblick Rohstoffe: Alles ist möglich nach Trumps-Zolldrohung gegen China

 | 06.05.2019 09:19

Einer der Gründe, aus denen Rohstoffe sich innerhalb eines Jahres nach der Finanzkrise wieder berappelten, war die optimistische Ansicht, dass umfassende Eingriffe des Staates die Unsicherheit und die systemischen Risiken im Finanzsektor abgemildert haben. Sollte uns eine Neuauflage der Finanzkrise ins Haus stehen, mit Donald Trump im Weißen Haus, dann dürfte sich solche Zuversicht rar machen.

Die Neigung des amerikanischen Präsidenten politische Entscheidungen auf die Schnelle über seine Präsenz auf Twitter zu treffen, ist jetzt zu einer der Hauptquellen von Instabilität am Markt geworden. Von Twitterbotschaften an die OPEC, das Ölkartell solle dies oder das tun, zu konstantem Druck auf die Fed, die Zinssätze zu reduzieren, hat sich Trump als Unsicherheitsfaktor wie sonst keiner über verschiedene Märkte hinweg erwiesen, so auch am Rohstoffmarkt.

Er war am Sonntag einmal wieder zu Hochform aufgelaufen, als er auf Twitter verkündete, er werde die Zollsätze auf chinesische Waren im Wert von 200 Mrd USD anheben, noch bevor die Woche zu Ende ist und “bald” Importe aus China im Umfang von hunderten Milliarden Dollar mehr aufs Korn nehmen, da er durch die Versuche Chinas vergrätzt wurde, die Verhandlungen zu einem Handelsabkommen in die Länge zu ziehen und “neuzuverhandeln”, was in den letzten fünf Monaten vereinbart worden war. Seit der Waffenruhe bei den wechselseitigen Zollerhöhungen, die die beiden Seiten im November vereinbart hatten, hat es mehrere Gesprächsrunden gegeben und beide Regierungen haben sich positiv zu den Chancen für einen Deal geäußert.

h3 Trumps Zug erhöht dramatisch die Preisrisiken für Öl, Kupfer und Soja/h3

Daher hat Trumps jüngste Salve gegen China in starkem Maße die Preisrisiken für Öl, Kupfer und Sojabohnen steigen lassen, von denen China gigantische Mengen verbraucht. Die Rohöl- und Sojapreise fielen am Montag im asiatischen Handel um rund 2%, während Kupfer mehr als 1% verloren hat, womit sie an einer globalen Talfahrt teilnahmen, bei der der Dow an der Wall Street um 450 Punkte abstürzte und es an den chinesischen Märkten zu einem 5 prozentigen Einbruch der Kurse kam.

Angesichts dessen wie launisch Trump sein kann, könnte er in einem Tag oder auch zwei einen beruhigenden Tweet zu China abgeben, besonders wenn die chinesischen Unterhändler ihre US-Kollegen davon überzeugen können, dass sie es mit der Unterzeichnung eines Vertrags, wie ihn der US-Präsident wünscht, ernst meinen.

Trumps Team könnte auch versuchen den Schaden zu begrenzen—Larry Kudlow, Berater im Weißen Haus ließ schon am Sonntag durchblicken, dass der Präsident eher beabsichtigte, die Chinesen zu einem höheren Verhandlungstempo anzutreiben, statt seine Drohungen gegen sie tatsächlich umzusetzen. Derartige Gegenaktionen könnten die Märkte wieder auf ihre Füße bringen und sie ihre gesamten Verluste aufholen lassen, bevor die Woche vorbei ist.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden