Die Volatilitäten in den Schwellenmärkten bleiben

 | 19.12.2014 13:56

Der Handel an den Devisenmärkten bleibt vor dem Wochenende wechselhaft. Zudem belasten die niedrige Marktbeteiligung und die dünnen Liquiditätsbedingungen die eratisch reagierenden Devisenmärkte. In dieser Woche (bis 19. Dez.) waren die Lira-Märkte von einem starken Anstieg der Volatilität gekennzeichnet. Sowohl interne als auch externe Faktoren waren für die höhere Volatilität bei der TRY verantwortlich. Die Festnahmen von türkischen Journalisten, der Verfall der Ölpreise, der starke RUB-Abverkauf, die überraschende Zinsmaßnahme der CBT und das Zittern um die FOMC-Sitzung haben dazu beigetragen, dass der USD/TRY am 16. Dezember auf ein Rekordhoch von 2,4146 geklettert ist.

Die einmonatige implizierte Volatilität ist zum ersten Mal seit März auf 15% angestiegen. Der EUR/TRY testete den Widerstandsbereich bei 2,9488/3,00 (Fib 38,2% auf den Rückgang von Januar-November/psychologische Schwelle). Der Abverkauf von türkischen Anleihen (718 Mio. USD) in der letzten Woche (bis zum 12. Dezember) legte deutlich zu, was die Renditen der Staatsanleihen für alle Laufzeiten nach oben hievte, wobei sich die zunehmenden Sorgen auf das höhere vordere Ende ausgewirkt haben. Die Interbankenkredite haben den oberen Korridor der Zentralbank bei 11,25% erreicht. Momentum-Handelsstrategien zeigen weiter eine überdurchschnittliche Performance

Rückgang des Ölpreises war keine Hilfe

Der deutliche Rückgang der Ölpreise brachte der TRY keine Vorteile, auch wenn die niedrigeren Energiepreise für die Senkung des Leistungsbilanzdefizits und eine niedrigere Inflation positiv sind. Die umgekehrten Carryflüsse haben die Nachfrage nach hochverzinslichen Papieren stark negativ beeinflusst. Besonders wenn man berücksichtigt, dass das Zinsdifferential auch die Inflation von über 9% bei den türkischen Anlagen ausgleichen muss.

Die dreimonatige Cross Currency-Basis im TRY gegenüber dem EUR und dem USD erholte sich zusammen mit den FX-Volatilitäten kräftig, was bestätigt, dass die Lust an den Zinsspreads inzwischen vollständig von den TRY negativen Volatilitäten ausgeglichen wird. Wir glauben, dass sich das volatile Umfeld gegen Jahresende entspannen wird, da sich die Fed für eine Zinssatznormalisierung vorsichtig zeigt und die EZB eine vollständige QE vorbereitet.

Türkei gibt am 24. Dezember Statement ab

Die türkische Zentralbank wird sich am 24. Dezember zu ihrer Geldpolitik äußern. Am 12. Dezember sagte Präsident Erdogan, dass die Zinssätze weiter fallen sollten, um die Konjunkturerholung zu stützen. Trotz der aktuellen Unruhen an den Märkten glauben wir, dass der politische Druck die CBT davon abhalten wird, noch vor Jahresende Zinsmaßnahmen zu ergreifen. Der CBT sollten unkonventionelle Maßnahmen genügen, um die derzeitigen FX-Volatilitäten einzudämmen. Der Begleitkommentar sollte jedoch stark restriktiv ausfallen.

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Russlandkrise

Was macht man also, wenn das Anlegervertrauen verschwunden und die Währung zusammengebrochen ist? Wenn man der russische Präsident Putin ist, hält man ein informelles Treffen ab, bei dem ein ehemaliger KGB-Agent versichert, dass alles unter Kontrolle ist. Doch als der Rauch abgezogen war und alle "Fragen" beantwortet waren, standen die Händler ratlos da und wussten so gar nicht, wie sie der aktuellen Krise begegnen sollten. Nur eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse über den Zusammenbruch des Rubels. Mit dem Rückgang der Ölpreise stand auch der Rubel unter Verkaufsdruck.

Dies hat die russische Zentralbank dazu gezwungen, von ihrer Wechselkursregelung eines kontrollierten Floatings abzugehen, womit die Kursbewegungen des Rubel in einem kontrollierten Fall gehalten worden wären. Richtig schlimm wurde es, als die Zentralbank Prognosen abgab, dass ein Ölpreis unter 60 USD Russland in eine ernste Rezession schicken würde. Die schnell fallenden Ölpreise und das sanktionsbedingte Ausbleiben von ausländischen Währungsreserven führten zu einer wahnsinnigen Liquidierung des Rubels. In einer Verzweiflungsaktion hob die russische Zentralbank völlig überraschend den Leitzins von 10,5% auf 17% an. Eine Entscheidung, die nur für wenige Stunden Stabilität brachte, bevor die Händler in Panik gerieten und den USD/RUB bis auf 79,16 (-43% in drei Monaten) abverkauften. Seit der Schlappe vom Dienstag hat sich der Rubel gegenüber dem USD wieder auf 60 erholt.

Bisher waren die einzigen Lösungen unbedeutend und haben die wirklichen Probleme außen vor gelassen. Die Exporteure haben theoretisch zugestimmt, die ausländischen Währungsreserven auf das Niveau vom 1. Oktober zu limitieren und der Stellvertretende Gouverneur der russischen Zentralbank, Ksenia Yudayeva, sagte, sie wären bereit, 1 Bio. Rubel in den Binnenmarkt zu pumpen, um die finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Währenddessen machen Gerüchte um radikalere Optionen, wie strenge Kapitalkontrollen, die Runde.

Die russische Wirtschaft stagniert, was sich an der schwachen Industrieproduktion und an den schwachen Einzelhandelsumsätzen zeigt, und die Investitionen von einheimischen Unternehmen gehen zurück, da die westlichen Sanktionen ihre Auswirkungen zeigen (prognostizierter Rückgang von -4,5% im Jahr 2015). Zudem gibt es Sorgen, dass stark fremdverschuldete Unternehmen möglicherweise ihre Schulden nicht zurückzahlen können, und dass ihre Ratings wohl nach unten korrigiert werden könnten.

Politisch gesehen sind wir skeptisch, dass diese Ereignisse tatsächlich für Präsident Vladimir Putin eine Bedrohung darstellen. Wie bei jedem Politiker sind Stabilität und Wirtschaftswachstum wichtige Instrumente zur Aufrechterhaltung von Kontrolle, aber Putin hat die aktuellen Ereignisse als externen westlichen Angriff auf Russland dargestellt und nicht als ein Versagen oder eine Irreführung durch seine Führung. Ein weiterer Medienkrieg, den Putin wieder einmal für sich gewonnen hat.