Die Tücken der Marktbreite

 | 14.12.2021 09:22

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

Sven Weisenhaus hat in den vergangenen Wochen mehrfach darauf hingewiesen, dass die relative Stärke der US-Indizes in der jüngsten Korrektur nur wenigen Aktien zu verdanken war. Die Fragen, die auch einige Leser bewegt, sind nun natürlich: Wie viele Aktien sind „wenige“? Und kann man das messen? Wenn ja, wie?

h2 Die Marktbreite und wie man sie messen kann/h2

Ich beginne mit den Antworten auf die letzten beiden Fragen: Ja, das kann man „messen“, und zwar mit der sogenannten Marktbreite. Dieser Begriff beschreibt sehr anschaulich, worum es dabei geht: Ein Kursanstieg, der von möglichst vielen Aktien getragen wird, ist nach allgemeiner Ansicht gesünder als einer, der nur von wenigen Aktien getrieben wird. Nach dem Motto: „Die Flut hebt alle Boote.“

Schwieriger ist es schon, passende Kriterien zu finden, wie man diese Marktbreite bestimmen kann. Die klassische Methode, die in den USA schon seit den 1940er Jahren betrieben wird (so lange gibt es jedenfalls schon die entsprechenden Daten), ist es, täglich die Zahl der Aktien zu zählen, die zusammen mit dem Index gefallen bzw. gestiegen sind.

Der Indikator, der daraus berechnet wird, ist die sogenannte A/D-Linie, genauer die Advance/Decline-Linie (Anstieg/Rückgang-Linie). Für sie wird täglich der sogenannte Netto-Anstieg ermittelt. Das ist die Anzahl der Aktien (eines Index, einer Börse usw.), die an einem Tag gestiegen sind, minus der Anzahl der Aktien, die am selben Tag gefallen sind. Diese Differenz wird fortlaufend aufsummiert und als Kurve dargestellt. Diese Kurve steigt also, wenn diese Differenz positiv ist, und fällt, wenn sie negativ ist.

h2 Welchen Nutzen soll ein „Kursfolgeindikator“ haben?/h2

Im Allgemeinen ist es so, dass bei einem steigenden Index mehr Aktien steigen als fallen. Also steigt nicht nur der Kurs, sondern auch die A/D-Linie. Bei fallenden Kursen ist es umgekehrt. Die AD-Linie sollte also den Kursen folgen. Und das tut sie, wie gesagt, in der Regel auch, wie der folgende Chart zeigt: