Die kommende Woche: Öl teurer nach Nate? USD tiefer nach Lohndaten?

 | 08.10.2017 14:20

von P. Cohenh2 Die Woche im Rückblick/h2 h3 Vereinigte Staaten/h3

Seit Ende August, als Hurrikan Harvey an der US-Golfküste anlandete, haben wir gewarnt, dass er und der nachfolgende Wirbelsturm Irma, der vor allem Puerto Rico und Florida heimsuchte, ein weites Spektrum von US-Konjunkturdaten verfälschen werden, sowohl nach oben, als auch nach unten. Und so kam es auch, mit dem Erscheinen der US-Arbeitsmarktdaten vom September, sind die Folgen sichtbarer geworden.

Der Report berichtete von einem Abbau von 33.000 Jobs, während eine Zunahme der Beschäftigung um 90.000 erwartet worden war, und verzeichnete damit den ersten Rückgang seit 2010. Blickt man aber hinter die vordergründigen Daten, so sieht man, dass die Arbeitslosenquote in Wirklichkeit um 4,2% gefallen ist und noch wichtiger, es gab einen 2,9 prozentigen Anstieg der Stundenlöhne gegenüber dem Vorjahr, was das höchste Lohnwachstum in mehr als acht Jahren ist.

Steigende Löhne könnten ein Anzeichen sein, dass die Inflation nach langer Zeit wiederkommt, insbesondere, nachdem ISM in der vergangenen Woche das höchste Wachstum der Industrieproduktion der vergangenen 13 Jahre berichten konnte, zwei Monate vor dem Ende eines Jahres, in dem die Händler auf verlässliche Zeichen einer wirtschaftlichen Expansion gewartet haben. Nach Erscheinen der Daten, stieg der Dollarindex um 0,3% und die Rendite der US-10-Jährigen zog um 1,6% an.

Am Freitag beschlossen die Händler, das Glas halbvoll zu sehen und konzentrierten sich auf den Anstieg der Durchschnittslöhne, die so schnell wie seit mehr als acht Jahren nicht mehr gestiegen sind, anstelle das Glas als halbleer zu sehen, wegen des ersten Rückgangs der Beschäftigung in sieben Jahren. Natürlich ist die Inflation der eigentliche Schlüssel und der Grund, dass wir das Stellenwachstum so aufmerksam verfolgen, ist, dass es ein Frühindikator für die Lohnentwicklung ist.

Allerdings, während der Rückgang der Beschäftigung den Verwüstungen durch die Wirbelstürme zugeschrieben werden kann, könnte der Anstieg der Löhne auch deren Folge gewesen sein. Wie wir gewarnt haben, die nächsten Monaten werden für Ökonomen und insbesondere Notenbanker für eine Herausforderung sein. Konjunkturdaten könnten sich als wenig belastbar erweisen.

Während Anleger in Dollar und US-Staatsanleihen die Aussichten auf US-Zinserhöhungen wegen des Ausbleibens einer Beschleunigung der Inflation pessimistisch gesehen haben, auch wenn ihre Kollegen am Aktienmarkt die Indizes mit einem von jeglichen Nachrichten, die eine Zinserhöhung wahrscheinlicher machen könnten, angeheizten Optimismus immer weiter in die Höhe getrieben haben, so waren es diesmal sinnigerweise die Anleiheinvestoren, die die schlechten Nachrichten zum Arbeitsmarkt vom Freitag beiseite schoben und statt dessen das Lohnwachstum in den Vordergrund stellten. Und der Rollentausch ging weiter: Am Freitag beschloss der Aktienmarkt sich auf die enttäuschenden Beschäftigungszahlen zu konzentrieren und es kam zu einem Ausverkauf.

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Aber für die Dollar-Investoren gab es keine kurze Verschnaufpause: die jüngste Androhung eines Raketentest aus Nordkorea hat die Händler aus Wachstumsanlagen in Fluchtburgen umschichten lassen.

Wohin geht die Reise also? Schwer zu sagen, aber selbst nach dem jüngsten Säbelrasseln Nordkoreas und dem Kursrutsch des S&P 500 am Freitag, hat der Index die Woche immer noch im Plus beendet. Es war seine vierte gute Woche in Folge und er steht jetzt nur noch 0,10% von seinem Allzeithoch entfernt.

Wir rechnen allerdings mit Volatilität. Jeder Report, Tweet oder Gerücht im Hinblick auf die Ernennung des nächsten Fed-Chefs wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit starke, wenn auch kurzzeitige Marktbewegungen auslösen.

h3 Europa/h3

In einer weiteren ironischen Wende—die erste war der oben geschilderte Rollentausch zwischen Aktien- und Anleihehändlern—hatten die USA eine im großen und ganzen eher gute Woche. Europa, welches derzeit der globale Wachstumsmotor ist, hatte auch wirtschaftlicher Sicht eine schlechte Woche, die außerdem noch von politischen Unwägbarkeiten an mehreren Fronten überschattet war.

Etwa 90% derjenigen, die an dem inoffiziellen Referendum zur katalanischen Unabhängigkeit teilnahmen, stimmten dafür. Die Region steht für etwa 20% der spanischen Wirtschaftsleistung und ist die Heimat mehrerer Banken. Während die Abstimmung in Spanien keine Rechtswirkung hat, macht sie das Umfeld für den Euro – zusammen mit spanischen Aktien und Anleihen – unsicherer. Ähnlich dem Folgen des Brexits, hat das politische Chaos schon jetzt zwei führenden Banken aus Katalonien – Sabadell (MC:SABE) und Caixabank (MC:CABK) – dazu veranlasst, einen Verlagerung ihres Geschäftssitzes in Erwägung zu ziehen.

Die Konjunkturdaten aus dem Euroraum der vergangenen Woche waren schlechter als erwartet ausgefallen, da sowohl die Arbeitslosigkeit und die Einzelhandelsumsätze enttäuschten. Diese werden aber als nur temporäre Rückschläge angesehen, da das Verbrauchervertrauen auf einem 16-Jahreshoch ist.

h2 Die kommende Woche /h2

Alle Zeitangaben sind Mitteleuropäische Zeit.

Montag

02:45: China – Caixin Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe (September): steigt der Prognose nach von 52,7 auf 53,1.

US: Kolumbustag (Feiertag)

Kanada: Thanksgiving Feiertag

7:00: Deutschland– Industrieproduktion (August): erwartet wird ein Anstieg um 0,7% gegenüber dem Vormonat, nach 0,0%, was Deutschlands Position als Motor des globalen Wachstums bestätigen würde.