Die EZB und die Inflation - was macht der Goldpreis draus?

 | 08.02.2022 13:00

Nach der hawkischen Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell zum Zinsentscheid des Offenmarktausschusses in der Vorwoche, die den Goldpreis nach unten hämmerte, bliess die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, am Donnerstag in das gleiche Horn. Der Zinsentscheid der EZB brachte auf den ersten Blick keine Änderungen, doch in Ihrer Rede machte sie dann doch einige längst überfällige Geständnisse, auf die der Goldpreis ebenso mit Abschlägen reagierte.

So konstatierte sie, dass „die Risiken für die Inflationsaussichten nach oben gerichtet sind“, während man bisher beschwichtigte und die hohen Teuerungsraten als nur „vorübergehend“ verkaufte. Sie fügte hinzu, dass der Vorstand angesichts der hohen Inflationszahlen „einhellig besorgt“ sei. Lagarde stellte zudem fest, dass sich die Inflation dem „Ziel der EZB annähert“, fügte aber hinzu, dass man die Zinsen erst dann anheben wird, wenn die Nettoanleihenkäufe beendet wurden. Während sie im Dezember noch sagte, dass Zinserhöhungen in 2022 „sehr unwahrscheinlich“ wären, wiederholte sie diese Aussage diesmal jedoch nicht.

Die EZB erwartet also weiterhin steigende Preise und tastet sich an Zinserhöhungen und einem Ende der Anleihenkäufe heran. Druckt man kein Geld mehr, dass die Kaufkraft des Euros entwertet, fehlt der Grund Gold als Absicherung gegen Inflation im Depot zu halten, so zumindest die Meinung vieler Investoren. Deshalb verkauften vergangene Woche kurzfristig agierende Spekulanten reflexartig erst einmal Gold und neue Käufer hielten sich zurück, was den Preis kurzzeitig unter Druck brachte.

Angesichts des historisch starken Anstiegs der europäischen Konsumentenpreise im Januar von 5,1 Prozent, sind Zinsanhebungen längst überfällig. Sobald die EZB ihre Anleihenkäufe beendet, wird der Markt diesen Inflationsausgleich anstreben und die Anleihenmärkte ihre Talfahrt fortsetzen, bis ein faires Marktniveau erreicht wurde oder die EZB erneut als Käufer aufs Parkett tritt. Insbesondere aufgrund der hochverschuldeten südeuropäischen Staaten, wird die Europäische Zentralbank den Zinsanstieg nicht dem Markt überlassen, da dies schnell zu einer neuen Belastungsprobe für die Europäische Union werden könnte.