Emre Şentürk | 22.04.2022 10:13
Viele Filme, wie „The Wolf of Wallstreet”, glorifizieren die Tätigkeit von Investmentbankern. Viel Getümmel auf dem physischen Handelsplatz, 5 klingelnde Telefone, aggressive Rhetorik und Chaos sind nur einige wenige Elemente, die sich bei uns vor dem geistigen Auge auftun, wenn wir an diesen Beruf denken. Hinzu kommen dann die finanziellen Vorzüge, wie Yachten, Sportwagen und Privatjets und ein, sagen wir mal, aktives Nachtleben. Nach der Wirtschaftskrise 2008 scheint sich aber der Trubel um diesen Beruf gelegt zu haben. Das Image vom Aktien-Hai verschwimmt immer weiter.
Jedoch kamen wieder zwei Fälle vor Gericht, die uns Einblicke in diesen Beruf geben. Was wir da sehen, zeigt uns, dass es nicht weniger unschuldig zugeht als in den frühen 2000er Jahren. 2019 wurde der Chef der Derivaten-Sparte der Bank, BNP Paribas (ETR:BNPP), entlassen, weil er eine Mitarbeiterin vor versammelter Mannschaft wegen eines $800 000-Fehlers niedergemacht hat. In der Aufregung hat er sie als „nutzlos“ und „inkompetent“ bezeichnet. Aus einem internen Bericht kam zudem hervor, dass dies nicht der einzige Fall eines Ausrasters in dieser Form war.
Nun steht der ehemalige BNP-Chef vor Gericht und klagt gegen seinen alten Arbeitgeber wegen unfairer Entlassung. Dabei fordert er Entschädigung in Höhe von $4 Millionen. Seine Reaktion auf Fehler seitens der Mitarbeiter waren, laut ihm, „temperamentvoll“, aber nicht beleidigend. Dagegen beschrieben Mitarbeiter sein Verhalten als „emotionalen Terrorismus“.
Ein ähnliches Szenario spielte sich wohl auch bei der UBS (SIX:UBSG) Bank ab, wo Trader das Umwelt auf dem physischen Handelsplatz als äußerst toxisch bezeichnen und das Herumschreien von Beleidigungen durch die Räume wohl nicht gerade selten vorkommt. Gegen die UBS wird vor einem Londoner Gericht vorgegangen. Die Anwälte der Bank sagen aber, dass die Natur des Geschäfts einen gewissen Druck unumgänglich macht.
Druck wurde auch anderweitig auf Mitarbeiter der JPMorgan (NYSE:JPM) Chase Bank gemacht. Der CEO persönlich sagte im Januar noch, dass man nicht ungeimpft in sein Büro zurückkehren darf. Die Option des Home-Office wurde immer weiter in den Hintergrund gestellt und vom CEO mit der Aussage begründet, dass man die Angestellten nicht dafür bezahlt, nicht im Büro zu arbeiten. Auch die Citibank (NYSE:C) übte ähnlichen Druck aus und drohte mit Kündigungen. Gerade die Investmentbanking-Sparte ist als Flaggschiff-Sparte dieser Banken im Fokus, um die Performance aufrechtzuerhalten.
Somit kann man sagen, dass es in den Großbanken noch immer sehr offensiv zugeht, auch wenn das heute nicht mehr so in den Vordergrund rückt.
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