Stockstreet GmbH | 15.08.2019 09:45
Zum Handelsstreit zwischen den USA und China gab es vorgestern Signale einer leichten Entspannung. Die US-Regierung teilte mit, die für Anfang September geplante Einführung von Sonderzöllen in Höhe von 10 % auf chinesische Güter wie Laptops oder Mobiltelefone zu verschieben.
Diese Nachricht reichte bereits aus, um an den Aktienmärkten einen Freudensprung auszulösen. Anleger wechselten in den „Risk-On“-Modus und griffen vermehrt zu Aktien, während sie sich zeitgleich aus „sicheren Häfen“ wie Anleihen und Gold verabschiedeten. Der Goldpreis stürzte dabei vom Tageshoch um mehr als 50 US-Dollar bzw. 3,4 % auf 1.483 Dollar ab.
Passenderweise hatte ich vorgestern noch dazu geschrieben, dass „die Phase sinkender Anleiherenditen bald eine Pause einlegen“ könnte – „vielleicht genau zu dem Zeitpunkt, zu dem der Goldpreis auf Widerstand stößt – also aktuell. Der Goldpreisanstieg könnte, genau wie die Tendenz der Anleiherenditen, eine Weile pausieren und konsolidieren“, hieß es.
Als ich diese Zeilen für die Börse-Intern schrieb, war die Meldung über die Verschiebung einiger Zölle noch nicht über die Nachrichtenticker gelaufen. Ich konnte also noch nicht wissen, dass es für die Anleger schon wenig später einen triftigen Grund geben würde, wieder in den Aktienmarkt einzusteigen und sichere Häfen wie Anleihen oder Edelmetalle zu verlassen. Aber ich will mich deshalb jetzt gar nicht loben, sondern einfach nur darauf hinweisen, dass es gar nicht so selten vorkommt, dass fundamentale Meldungen genau dann auf die Märkte treffen, wenn diese wichtige charttechnische Marken erreicht haben.
Die Märkte neigen dann aber auch nicht selten zu Überreaktionen. Und so auch dieses Mal. Denn es war vorgestern noch völlig unklar, ob tatsächlich alle Zölle auf die restlichen Importe aus China im Volumen von 300 Milliarden US-Dollar verschoben werden. So teilte das Büro des US-Handelsbeauftragten nämlich meinen Informationen nach lediglich mit, dass die Zölle für Produktgruppen wie Computer, Spielekonsolen, Monitore sowie einige Bekleidungsstücke erst ab Mitte Dezember erhoben werden. Zudem sollen zwar sogar einige Produkte dauerhaft von den Zöllen ausgenommen werden, eine Aufstellung darüber, welche Waren dies betrifft, solle aber erst in Kürze veröffentlicht werden.
Und daher erkannten die Börsen letztlich, dass die neuen Zölle nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben wurden und dass die genaue Ausgestaltung dieses Aufschubs unklar ist. Und so kehrten sie gestern wieder in den Korrekturmodus zurück. Da kam natürlich die Meldung über den Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sehr gelegen.
Deutsche Wirtschaft auf Rezessionskurs
Wie das Statistische Bundesamt gestern Morgen (MESZ) nach vorläufigen Berechnungen mitteilte, schrumpfte die deutsche Wirtschaft im 2. Quartal 2019 gegenüber dem Vorquartal um 0,1 %.
Schuld an der Wachstumsschwäche war, eifrige Börse-Intern-Leser wissen dies längst, die deutsche Industrie. In diesem Sektor verringerte sich die Wirtschaftsleistung im 2. Quartal um fast 2 %. Allein dies kostete rund 0,6 Prozentpunkte BIP-Wachstum. Und Besserung ist – auch das wissen Sie vielleicht schon aus vorangegangenen Analysen – nicht in Sicht.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland wurden vorgestern sogar mit dem niedrigsten Stand seit Dezember 2011 gemeldet. Mit einem aktuellen Rückgang um 19,6 Punkte von -24,5 auf -44,1 brachen sie förmlich ein.
In diesem Index werden zwar „nur“ Finanzexperten zur Lage und den Aussichten befragt, deren Stimmung meist mit dem Verlauf der Aktienkurse zusammenhängt, doch auch in den Unternehmen ist der Pessimismus hoch, wie unter anderem der Ifo-Index zuletzt zeigte (siehe Börse-Intern vom 25. Juli ). Daher dürfte das BIP in Deutschland auch im 3. Quartal 2019 rückläufig sein und die Wirtschaft damit das erste Mal seit dem Jahreswechsel 2012/13 wieder in einer technischen Rezession (= zwei aufeinanderfolgende Quartale mit sinkendem BIP) stecken.
Kein Wunder also, dass sich der Goldpreis von seinem vorgestrigen Einbruch sehr schnell erholen konnte und die Aktienmärkte ihre Kursgewinne wieder abgegeben haben. Dem DAX ist es damit nicht gelungen, den Widerstandsbereich bis zur 11.880er Rechteckgrenze vollständig zu überwinden (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Sie konnten somit nicht einmal die 1. von 4 Aufgaben lösen, die ich am Donnerstag vergangener Woche beschrieben habe (siehe „Diese Hürden stehen dem DAX kurzfristig im Weg “), und zeigen damit anhaltende Schwäche. Zumal der DAX gestern auch noch unter die Mittellinie bei 11.525 Punkten zurückgefallen ist. Wie am vergangenen Donnerstag dazu beschrieben, muss man daher nun „noch mit weitaus stärkeren Kursverlusten rechnen“.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
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