Die Börse im Bann der WM

 | 19.06.2018 11:57

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

die letzte Woche bescherte uns eine Reihe wichtiger Ereignisse für die Börsen (ZEW-Konjunkturerwartungen, Notenbanksitzungen von Fed und EZB, Verfallstag), die hier in der Börse-Intern ordnungsgemäß abgehandelt wurden. Über ein besonderes Ereignis haben wir bislang aber noch nicht gesprochen: den Beginn der Fußball-WM in Russland. Und so wird es heute darum gehen, was Sie als Anleger zu diesem Thema wissen sollten.

Die wichtigste Nebensache der Welt

Wie heißt es so schön: Fußball ist die wichtigste Nebensache der Welt. Sogar Papst Johannes Paul II. sagte bereits: „Unter allen unwichtigen Dingen ist Fußball bei weitem das Wichtigste.“ Zu den Fußball-Fans zählen aber nicht nur Päpste und viele Kolumnisten, sondern auch Wissenschaftler und Banker. Und so wird dieses Großereignis gerne als Anlass genommen, mehr oder weniger ernsthafte Untersuchungen über den Einfluss von WM-Fußballspielen auf die Börse durchzuführen.

Dafür lassen sich zunächst zwei Ansätze unterscheiden. Der Erste vertritt die ökonomische Sichtweise. Demnach sorgt die Fußball-WM für einen Investitionsschub im austragenden Land durch den Bau von Stadien, Unterkünften, Infrastruktur usw. Die ausführenden (Bau-)Firmen profitieren dadurch ggf. auch an der Börse, genauso wie Sportartikelhersteller, wie Adidas und Nike, die an dem Verkauf neuer Fan-Trikots usw. verdienen. Dies kann man immer weiterdenken und so alle möglichen „Profiteure“ eines solchen sportlichen Großereignisses finden.

Tatsächlich lassen sich im Musterdepot meiner Stockstreet-Investment-Strategie drei bis vier Aktien von Unternehmen finden, die mit ihren Produkten oder Leistungen direkt oder indirekt an der WM beteiligt sind. So stellt Covestro z.B. für den traditionellen Adidas-WM-Ball Polyurethanbeschichtungen her. Im Lushniki-Sportpark wurden die Aufzugssysteme und Rolltreppen vom Aufzughersteller Kone installiert und der Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft wird vom Großküchengerätehersteller Rational mit Hochleistungs-Zubereitungssystemen beliefert. Zudem hat Munich Re (DE:MUVGn) vielleicht einige der Versicherungskontrakte zur Rückversicherung übernommen, die unter anderem der Versicherungskonzern Allianz (DE:ALVG) für die WM in großem Umfang abgeschlossen hat.

Die ökonomischen Folgen einer WM

Wie aber diese kurze Aufzählung bereits verdeutlicht: Solche Projekte bei den genannten Großkonzernen sind für eine merkliche Umsatz- und Gewinnsteigerung bei den Unternehmen einfach viel zu klein. Sie bringen zwar Prestige, aber das Geld wird anderswo verdient. Da die Fußball-WM auch nur alle vier Jahre ist, bietet sich das auch an.

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Sogar bei den Sportartikelfirmen lässt sich nur schwerlich ein wirtschaftlicher Effekt ausmachen, der an der Börse konkret und eindeutig reproduzierbar messbar wäre. Dazu der folgende Chart: