Die Aktionärsquittung?

 | 20.05.2023 12:45

Gerne denken Menschen darüber nach, wie reflektiert und bewusst sie leben. Wenn man etwas macht, so denken viele, ist man sich über die Beweggründe und Konsequenzen im Klaren und agiert entsprechend. Leider ist dies nur bedingt der Fall. Oftmals kreieren Massentendenzen gewisse Dynamiken, die man im Vorfeld nicht wirklich absehen konnte oder zumindest nicht an die Entstehung solcher Dynamiken im Aggregat gedacht hätte. Ein Beispiel ist das Aktionärsverhalten gegenüber den Emittenten von Unternehmensanteilen.

In den Siebzigerjahren noch war der Anteil von institutionellen Anlegern sehr gering und der Markt dadurch von Privatanlegern dominiert. Beispielsweise kam der Kapitalverwaltungsgigant BlackRock (NYSE:BLK) erst 1988 auf den Markt; die Kollegen VanGuard und SoftBank (TYO:9434) betraten 1975 und 1981 das Finanzparkett. Seitdem wurde eine regelrechte Welle von institutionellen Anlegern losgetreten. Durch die Globalisierung konnten diese Kapitalverwaltungsgesellschaften dann auch im Ausland immer aktiver werden. Eine Reihe von technologischen Errungenschaften, wie das Internet oder die Kreditkarte, beschleunigten das Börsenwachstum immens.

Es taten sich ganz neue Welten für Geldgeber und Geldnehmer auf. Die Investoren konnten in den Neunzigern bis zur Dotcom-Blase und danach bis zur Finanzkrise 2008 massive Gewinne einfahren. Auch die 2010er Jahre waren von massivem Wachstum geprägt. Und so wurden die institutionellen Anleger immer größer und mit dem Einfluss kamen auch mehr Stimmrechte bei den Hauptversammlungen hinzu. Wir können über die letzten 20 Jahre eine erhöhte Aktivität bei den Hauptversammlungen nordamerikanischer und europäischen Unternehmen erkennen, wobei gerade die letzten fünf Jahre von starkem normativem Aktivismus geprägt sind. Je mehr Profit entsteht, desto größer wird auch der Druck der Investoren, dieses Level aufrechtzuerhalten. Dies geben sie dann an das Management der Unternehmen weiter, die ja durch die gehaltenen Anteile der Investoren ein wichtiges Mandat ausführen.

Damit entsteht ein Interessenkonflikt, denn das Management ist prinzipiell erstmal darauf ausgerichtet, das Unternehmen zu vergrößern, während die Investoren auf den Profit fokussiert sind. Weil aber die Institutionellen immer mehr Wertanlagen verwalten und die Anteile an den Unternehmen weiter wachsen, setzt sich oftmals die Profitorientierung durch, was nicht immer im nachhaltigen Sinne der Unternehmensentwicklung ist. Das Management neigt unter großem finanziellem Leistungsdruck dann dazu, das operative Geschäft eher auf Gewinne durch Finanzgeschäfte zu lenken, anstatt produktive Gewinne einzufahren. Heutzutage sind alle großen Konzerne selbst zum Teil wie Finanzinstitute, die investieren und Gelder umschichten, um die maximale finanzielle Performance herauszuholen. Das bringt kurzfristig mehr Profit als produktive Investitionen, die zudem noch risikobehafteter sind.

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Beispielsweise ist die Übernahme eines konkurrierenden Unternehmens oder eines Unternehmens in einem anderen Geschäftsfeld eine produktive Investition. Bis man sich aber eingespielt und das neue Zahnrad in den Konzern eingegliedert hat, kostet die Übernahme meist mehr als sie am Anfang einbringt. Als Unternehmen aber einen Kredit an einen anderen Akteur zu bewilligen, bringt imminenten Gewinn, da es als Asset in die Bilanz einfließt. Die Übernahme dagegen ist eine Liability in der kurzfristigen Bilanz und bleibt auch im operativen Cashflow so lange eine, wie die Akquisition unprofitabel ist. Ohne das operative Geschäft aber sind Finanzaktivitäten ja gar nicht erst möglich. Wenn es keine Einkommensbasis gibt, kann man auch nicht mit finanziellen Mitteln aktiv werden, auch wenn es den Aktionären natürlich lieb wäre, mit wenig Risiko und Kapitalaufwand den maximalen Profit zu erzielen.

Das Resultat ist in vielen Fällen, dass sich Unternehmen weniger auf den Ausbau von Maschinen, Equipment, Büros, Infrastruktur und Forschung konzentrieren, sondern die finanziellen Einkommensströme bedienen. Gerade bei kleineren Unternehmen an der Börse kann man dies über die letzten 20 Jahre beobachten, da sie ja am meisten auf das Kapital der großen Anleger angewiesen sind, die sich aber nur um Dividenden und Portfolio-Performance kümmern. Wichtig ist auch hier, dass eine gewisse Balance zwischen produktiven und finanziellen Investments gewahrt wird.

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