HSH Nordbank | 10.01.2012 09:40
■ Finanzmärkte in Wartestellung
■ Merkel und Sarkozy sprechen sich für eine Transaktionssteuer in der Eurozone aus
■ SNB-Chef Hildebrand tritt zurück
■ Heute startet beiderseits des Atlantiks der Auktionsreigen – Merkel trifft IWF-Chefin
Marktkommentar
Der Wochenauftakt am Devisenmarkt war von Zurückhaltung geprägt. Größere Ausschläge sucht man in den Wechselkursverläufen der Hauptwährungen vergeblich. Immerhin konnte sich der EUR von den tiefen Niveaus gestern Morgen im weiteren Handelsverlauf etwas erholen. So näherte sich das Austauschverhältnis zum USD wieder der Marke von 1,28. Das Treffen von Merkel und Sarkozy brachte erwartungsgemäß wenig Neues. Man betonte, dass die Umsetzung der jüngsten Gipfelbeschlüsse vorangetrieben wird. Die Verträge für striktere Haushaltsdisziplin sollen spätestens am 1. März unterzeichnet und der ESM Mitte des Jahres
aktiviert werden. Am interessantesten ist der Vorstoß, die gewünschte Finanztransaktionssteuer im Zweifel auch nur in der Eurozone einzuführen. Bekanntermaßen verhindert die Weigerung Großbritanniens und Schwedens eine breitere Lösung. Zu Griechenland wurde nur ausgesprochen, was ohnehin schon klar war. Die Einigung auf eine freiwillige Beteiligung
privater Gläubiger sei eine notwendige Bedingung, um Griechenland auf einen gangbaren Weg zu bringen, und somit auch unverzichtbar für die Auszahlung weiterer Kredittranchen. Gemäß EU-Kommissar Rehn stünden die Verhandlungen in der Endphase und dürften den gewünschten Forderungsverzicht von 50% bringen. Konfliktpotenzial birgt aber scheinbar
das Verhalten der Gläubiger, die sich mit CDS abgesichert haben. Für diese könnte es günstiger sein, nicht mitzuziehen um einen technischen Default zu provozieren. Etwas nebulös war die Aussage von Monsieur Sarkozy, wonach man die EZB bitten wolle, alles zu tun, um den EFSF effizienter zu machen. Der Einfluss auf das Marktgeschehen war insgesamt mäßig. Etwas Rückenwind für die Gemeinschaftswährung ging vielmehr von den gestern rückläufigen Aufschlägen der Peripherie-Staatsanleihen aus. Damit steigt die Zuversicht, dass die bis zum Wochenende anstehenden Auktionen einiger Schuldenstaaten erfolgreich verlaufen.
Heute gilt es für die Marktteilnehmer erneut auf die politische Bühne zu schielen. Die Bundeskanzlerin tauscht sich mit IWF-Chefin Lagarde aus. Gerade nach der am Wochenende durchgesickerten Skepsis des IWF am griechischen Sanierungsplan darf man auf die Ergebnisse gespannt sein, wenngleich eine optimistische Erwartungshaltung unangebracht ist.
Nach wie vor lasten die bevorstehenden Refinanzierungsaktivitäten einiger Peripherie-Staaten und drohende Downgrades auf der Marktstimmung. Mit weiteren Avancen von EUR/USD ist daher heute nicht unbedingt zu rechnen.
In der Schweiz hat die Devisenspekulationsaffäre zum Rücktritt des SNB-Präsidenten geführt. Die anrüchigen USD-Käufe seiner Frau wenige Wochen vor der Einführung der Untergrenze für EUR/CHF, die auch den USD deutlich gegenüber dem CHF aufwerten ließen, wären einezu große Belastung für seine Amtsführung. Das Amt wird zunächst kommissarisch der bisherige
Vize Thomas Jordan übernehmen. Eine spürbare Änderung der Geldpolitik ist dadurch nicht zu erwarten. EUR/CHF führt derzeit weiter ein Eigenleben und ging gegen den Trend der anderen EUR-Währungspaare weiter zurück.
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