Der Zinseszinseffekt – oder wohin mit meinen Tradinggewinnen?

 | 15.06.2016 13:32

Jeder gute Investor kennt ihn: den Zinseszinseffekt. Dabei geht es darum, das verdiente Kapital einer Anlage zu reinvestieren, um auf dieses höhere Kapital entsprechend mehr zu verdienen. Angeblich bezeichnete Albert Einstein den Zinseszinseffekt als achtes Weltwunder.

Aber wie funktioniert das Ganze nun?
Nehmen wir an, ein Investor hat 100.000€ zur Anlage und erzielt darauf eine jährliche Rendite von 5%. Nun hat er am Ende des ersten Jahres 105.000€ auf seinem Konto. Lässt er nun diese 105.000€ „stehen“, ohne die 5.000€ Gewinn abzuziehen, verdient er im kommenden Jahr mit derselben 5%igen Rendite 5.250€. Die 250€ zusätzlicher Verdienst sind der sogenannte Zinseszinseffekt. Im Laufe der Jahre wird dieser Effekt immer größer. Nach 10 Jahren Anlagezeit hat der Anleger, der den Zinseszinseffekt ausnutzt, einen Profit von 62.889€ erzielt, während ein Anleger ohne Zinseszinseffekt im selben Zeitraum und derselben prozentualen Rendite lediglich 50.000€ Profit erreicht.

Ein kurzfristiger Trader kann diesen Effekt ebenso ausnutzen. Dafür muss er also die Frage beantworten, ob er seine Tradinggewinne regelmäßig vom Konto abzieht, oder ob er diese Gewinne auf dem Konto lässt.
Normalerweise arbeitet ein kurzfristiger Trader mit einem prozentualen Risiko pro Trade, gerechnet auf die aktuelle Kontogröße. Wenn der Trader mit einem durchschnittlichen Risiko von 2% arbeitet, dann riskiert er bei einem 50.000€ Konto im Durchschnitt 100€ pro Trade. Bei einem Kontostand von 60.000€ vergrößert sich das durchschnittliche Risiko schon auf 120€. Damit sind die potentiellen Gewinne dann auch entsprechend größer, und das Konto wächst schneller.

Meiner Meinung nach ist der Zinseszinseffekt das am meisten unterschätze Tool eines Traders. Vorausgesetzt man hat die Möglichkeit die Gewinne auf dem Konto zu belassen, kann man auch als angehender Vollzeit-Trader recht schnell eine ansehnliche Kontogröße erzielen, mit der man arbeiten – und von der man dann auch als Vollzeit-Trader leben kann. Dafür braucht man keine exorbitante Rendite, sondern kann sich vielmehr auf eine gute konstante Rendite verlassen, die man auch unter Berücksichtigung der überlebenswichtigen Gesichtspunkte wie Moneymanagement und Risikomanagement erreichen kann.

Abbildung 1: Entwicklung eines 50.000€ Kontos