Michael Kramer | 23.08.2022 07:20
Der US-Dollar-Index ist weiter auf dem Vormarsch und nähert sich langsam seinen jüngsten Höchstständen. Offenbar hat der USD jetzt eine neue Währung gefunden, gegenüber der er seine Stärke beweist, diesmal ist es der Chinesische Yuan.
Im Jahr 2022 bekamen insbesondere der Euro und der Yen die Stärke des Greenback zu spüren. Der sinkende Wert des Euro gegenüber dem USD ist auf die abflauende europäische Konjunktur und eine Europäische Zentralbank zurückzuführen, deren Zinspolitik der viel aggressiveren Federal Reserve hinterherhinkt. In Japan hat das Bekenntnis der Bank of Japan zu niedrigen Zinsen den Dollar gegenüber dem Yen ansteigen lassen.
Angesichts der nachlassenden Dynamik der chinesischen Wirtschaft, neuer Konjunkturprogramme und sogar einer Zinssenkung hat der Dollar gegenüber dem Yuan zugelegt. Zwischen April und Mai hatte der Dollar zum Yuan erheblich an Wert gewonnen und der Wechselkurs war von rund 6,35 auf 6,75 gestiegen, kam dann aber zum Stillstand.
Das änderte sich Anfang August aufgrund schwächerer Wirtschaftsdaten und der Entscheidung der PBOC, ihren Einjahres-Zinssatz für Refinanzierungsgeschäfte mit Banken um 10 Basispunkte auf 2,75 % zu senken. Der Dollar stieg daraufhin gegenüber dem Yuan von 6,74 auf rund 6,80 an. Bislang ist diese Bewegung nicht dramatisch, wenn aber die chinesische Wirtschaft weiterhin schwach bleibt und die chinesische Zentralbank die Zinsen weiter senkt, könnte dies den Dollar gegenüber dem Yuan zunehmend stärken.
Ein stärkerer Dollar gegenüber dem Yuan könnte für viele multinationale Unternehmen, die in China tätig sind, neue Probleme mit sich bringen. Eine solche Entwicklung würde wahrscheinlich die Umsätze und Gewinne dieser Unternehmen, die in diesem Jahr bereits unter Währungseinflüssen gelitten haben, noch mehr belasten.
Da China aber auch der wichtigste Handelspartner der USA ist, kann ein stärkerer Dollar sogar für andere Unternehmen von großem Vorteil sein. Je stärker der Dollar gegenüber dem Yuan wird, desto billiger werden die Einfuhren aus China. Dies kann einigen Unternehmen helfen, den Inflationsdruck in den USA auszugleichen.
Je stärker der Dollar gegenüber allen Währungen wird, desto größer ist allerdings auch der Schaden für den gesamten Aktienmarkt. Ein starker Dollar wird einen Schatten auf die Gewinn- und Umsatzschätzungen für die breiteren Indizes werfen. Für viele Unternehmen waren die Wechselkurse in diesem Jahr bereits ein Problem, und wenn dieser Trend anhält, wird der Druck noch größer.
Die US-Notenbank dürfte ihre Leitzinsen noch einige Zeit weiter anheben, während die Volkswirtschaften in Europa und China schwächeln. Vor diesem Hintergrund sollte der Dollar in absehbarer Zukunft die Unternehmensgewinne und die Aktienmärkte negativ beeinflussen.
Für den Moment gilt es, den Dollar genau zu beobachten, da er die Entwicklung der Märkte maßgeblich beeinflussen wird.
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