Andreas Bernstein | 24.06.2018 22:05
Original abrufbar auf Deutschen Aktienindex recht geradlinig in einer Spanne von bis zu 500 Punkten nach unten. Mit 12.472 Punkten stand das Wochentief letztlich erst am Donnerstag fest. Doch was geschah dazwischen?
Die Euphorie der Vorwoche nach der EZB-Zinssitzung führte, wie in der Vorwochenanalyse beschrieben, recht genau bis zur Oberkante der Range bei 13.200 Punkte heran. Mit der Unterschreitung der 13.000 kündigte sich ein „Verpuffen“ dieser Bewegung an. Schon am Montag wurde dies vollzogen, als der DAX wieder am Chartbereich vor der EZB-Sitzung notierte:
An solchen Punkten sind dann auch die letzten Bullen geerdet, denn jede Kaufposition, die im Zusammenhang mit der EZB-Sitzung long eingegangen wurde, befindet sich dort im Minus. Die Folge ist ein letztes hektische Aussteigen der Käufer und eine sich damit herausbildende Bullenfalle. Oftmals geht somit diese Bewegung danach weiter. So geschehen direkt am Dienstag. Nach dem XETRA-Ende konnte man den Test der Juni-Tiefs sehr gut beobachten. An dieser Stelle ein Ausschnitt aus meinem Facebook-Kanal mit entsprechendem Chartbild:
An dieser Stelle konnten Trader von einer dynamischen Gegenbewegung profitieren. Sie änderte jedoch am Trend des Marktes wenig, denn das Momentum war weiterhin auf der Unterseite stärker.
Direkt aus Deutschland gesellten sich am Donnerstag weitere negative Meldungen. So sorgte die Gewinnwarnung bei Daimler (DE:DAIGn) in Folge des Handelskonfliktes mit den USA für erneuten Druck auf die Automobilbranche. Gekoppelt mit dem noch immer nicht vollständig aufgeklärten Abgasskandal, der sich nicht nur auf das Unternehmen Volkswagen (DE:VOWG) beschränkt, ist hier nur schwer ein Boden erkennbar. Rückrufaktionen in Millionenhöhe und Strafzahlungen drücken erheblich auf die Gewinnmargen. So kündigte Daimler bereits jetzt an, im Gesamtjahr das Ergebnis des Vorjahres nicht erreichen zu können. Die Daimler-Aktie und die Aktien der Mitbewerber gehörten in der zweiten Wochenhälfte zu den größten Verlierern und drückten den DAX auf seine Juni-Tiefs zurück. Dies war im Forum ein großes Thema:
Hinzu kam hierbei, dass US-Präsident Trump einmal mehr via Twitter Drohgebärden äußerte. Er beabsichtigt die EU-Autoexporte mit so genannten „Sonderzöllen“ zu belegen. Frei übersetzt aus dem Manager-Magazin war der Wortlaut:
Wenn diese Zölle und Barrieren nicht bald beseitigt werden, werden wir 20 Prozent Zoll auf alle ihre Autos erheben, die in die USA kommen
Dies war eine direkte Reaktion auf die Einführung von Schutzzöllen in der EU auf rund 400 US-Waren in dieser Woche. Sie betreffen vorrangig Whiskey, Nahrungsmittel und Industriegüter in einer Gesamthöhe von 2,8 Milliarden Dollar. Eine genaue Liste finden Sie an dieser Stelle:
Ebenfalls „hausgemacht“ war erneut das Thema Bankenlandschaft. Der amerikanische Bankensektor scheint auf den ersten Blick solide aufgestellt zu sein, wie der in dieser Woche abgeschlossene Stresstest der US-Notenbank FED insgesamt 35 Großbanken bescheinigte. Darunter fiel auch die US-Tochter der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Für den Gesamtkonzern scheint dies jedoch nicht zu gelten. Denn die Ratingagentur Fitch senkte den Ausblick für die Deutsche Bank auf negativ und prüft die aktuelle Bonitätsstufe. Standard & Poor’s hatte bereits von A- auf BBB+ abgewertet und Moody’s senkte ebenfalls den Ausblick. Sie finden diese Informationen ausführlich im Handelsblatt vor. Dabei wartet die Deutsche Bank nun mit einem Rekord auf:
h2 Einschätzung zur neuen Handelswoche im DAX/h2Mit der Bewegung von rund 500 Punkten im Wochenverlauf nach unten hat der DAX die Tiefs aus Juni und Mai zumindest kurzzeitig unterboten. Per Schlusskurs XETRA liegen wir wieder genau auf diesem Bereich. Ich habe dies einmal im Stundenchart XETRA optisch verdeutlicht und eingekreist:
Für den größeren Überblick ist zudem der Tageschart heranzuziehen. Hier ist das Mai-Tief ebenfalls eingekreist und zu erkennen, dass sich dieser Bereich bis in den September 2017 zurückverfolgen lässt. Hier stand er für eine Konsolidierungszone vor dem Anstieg zur Jahresendrally:
Es ist somit für einen positiven Sommer an der Börse sehr wichtig, diesen Bereich nicht zu unterschreiten. Aus Sicht der Bullen betrachtet, denn genau darauf spekulieren nun die Bären am Aktienmarkt. Ordentlich angeschlagen ist der Markt, keine Frage, und Unsicherheit bezüglich China und den Handelsbeziehungen zu den USA sind nur ein Faktor, der weiteren Druck erzeugen könnte.
Charttechnisch ist ein direkter Durchbruch zur 12.300 somit einzukalkulieren und dann wäre die Zone aus dem Sommer des Vorjahres wieder im Fokus der Anleger. Im laufenden Handelsjahr ist der DAX-Gewinn bereits ausgelöscht und man muss die Möglichkeit einer weiteren Abwärtsbewegung somit in Betracht ziehen. Für diese Spekulation wäre der Trigger 12.480 ein guter prozyklischer Einstiegspunkt.
Positiv würde sich das Chartbild erst wieder über dem Bereich 12.800 bis 12.900 Punkten aufhellen. Auf dem Weg dahin ist jedoch schon die Überwindung des kleinen Abwärtstrends ein positiver Impuls. Ich verbinde beides einmal im Stundenchart für die mögliche Long-Ausrichtung im Trading zum Wochenstart auf der Oberseite:
Einen ersten Impuls für die Märkte wird sicherlich die Wahl in der Türkei heute darstellen. Rückt Europa dadurch näher zusammen oder „kapselt“ sich dieses Land, dessen Währung Lira stark leiden musste, weiter von der EU ab? Vor ein paar Wochen hatte ich dazu einige Gedanken hier vermerkt:
Weiterhin wird das Bruttoinlandsprodukt der USA am Donnerstag eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie die Verbraucherpreise der EU am Freitag. Alle wichtigen Termine sind übrigens im Wirtschaftskalender verzeichnet und nach erwarteter Volatilität filterbar.
Somit wünsche ich Ihnen einen gelungenen Wochenstart und hoffe, diese Vorbereitung hat Ihnen einen Mehrwert geboten.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)
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