Andreas Bernstein | 17.06.2018 17:33
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Der Kampf um die 13.000 Punkte im DAX scheint vorerst wieder in Richtung der Bullen entschieden worden zu sein. Nach einer erst richtungslosen Woche gab es dafür am Donnerstag den notwenigen Impuls seitens der Europäischen Zentralbank. Ist diese Bewegung nachhaltig oder nur als kurz Hochwetterphase zu werten? Folgende Chartanalyse möchte dies näher erläutern.
h2 EZB verhilft dem DAX über 13.000 Punkte/h2Die Vorwoche startete eher ruhig und bildete in den ersten Tagen die Unterstützung von 12.800 Punkten weiter aus. Hierbei kam es zu einem ersten positiven Signal, als die in der Vorwochenanalyse gezeigten Widerstände überwunden werden konnten (Chartrückblick):
Im ersten Schritt der kleine Abwärtstrend im Stundenchart und später die horizontale rote Linie. Nicht etwa durch die FED-Zinssitzung am Mittwoch, bei der erneut der Leitzins angehoben wurde, sondern vielmehr durch die Impulse aus Europa selbst. In der „Woche der Notenbanken“ richtete sich das Hauptaugenmerk nämlich auf die Europäische Zentralbank und deren Ausblick. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Regierungsbildung und Aussagen aus Italien, wurde ein klares Zeichen erwartet. Überraschungen gab es allerdings nicht. So wird eine Zinsanhebung wohl erst im Herbst 2019 erwartet aber die Anleihenkäufe sollen bereits in diesem Jahr enden, wie n-tv berichtete . Es handelt sich hier um monatlich 30 Milliarden Euro, die sich in Summe nun schon auf 2,55 Billionen aufaddieren!
Am Markt wurde dies sehr positiv aufgenommen und verhalf dem DAX zum größten Anstieg in dieser Handelswoche. Im XETRA-Chart sieht man die große 4-Stunden-Kerze, welche nachbörslich fast bis an die Hochs aus dem Vormonat reichte. Den Bereich habe ich entsprechend rot markiert und den Chart auch im Forum eingestellt:
Nachbörslich war der Abstand noch geringer und belief sich auf rund 15 Punkte. Damit hatten die Bullen ordentlich Gas gegeben und mit 1,7 Prozent auf XETRA und in der Spitze 2,5 Prozent nachbörslich den stärksten Handelstag der Woche ausgebildet. Immerhin 335 Punkte Handelsspanne umfasst der Donnerstag, im Vergleich zu den 103 bis 133 Punkten bis zum Donnerstag war dies fast eine Verdreifachung!
Leiden mussten hierbei jedoch die Bankentitel im DAX. Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank (DE:CBKG) haben unter der Niedrigzinspolitik der EZB weniger Spielraum für Gewinne und Zinsgeschäfte. Darüber schrieb u.a. Der Aktionär .
Unterstützend kam der fallende Kurs des Euro hinzu, der zum Dollar nach den Aussagen der EZB stark verlor. Das Währungspaar EUR/USD steuerte sogar auf die Tiefs des Vormonats zu, wie ich in diesem Chartbild darstellte:
Dabei wirkte also die Korrelation: Schwacher Euro und starker DAX.
Doch letztlich stand damit kein großer Ausbruch an der Tagesordnung, sondern vielmehr ein Abprall am Widerstand um 13.200 Punkte. Bereits am Folgetag wurden die Hochs nicht mehr überschritten und der Deutsche Aktienindex geriet unter Druck. Sicherlich auch durch die Spekulationen am Terminmarkt ausgelöst, kam es dann vor allem um die Mittagszeit im DAX zu einem Abschwung. Ich nahm dies mit Trading-Kollegen in eher entspanntem Rahmen wahr, da sich mir ein Handel direkt am Verfall der Terminkontrakte aus Sicht des Moneymanagements verbot.
Das Volumen am Verfallstag war gewohnt hoch und erzeugte mit mehr als 16 Milliarden Euro auf XETRA eine ordentliche Dynamik. Im Vergleich zu anderen Handelstagen fällt dies ins Auge:
Am Ende konnte der DAX die 13.000 Punkte mit nur 10 Punkten knapp verteidigen, auch wenn er auf dem Tagestief im XETRA-Handel geschlossen hatte. Damit bleibt eine Wochenperformance von 1,9 Prozent stehen, die den Monat Juni nun wieder deutlicher in die Pluszone tragen konnte:
Was kann man als Trader daraus für die kommende Handelswoche ableiten?
h2 Ausblick auf das Trading in der 25. Kalenderwoche/h2Man kann diese Spitze am Donnerstagabend mit rund 15 Punkten Annäherung an die Hochs des Monats Mai durchaus als Anlaufen an den Widerstand interpretieren. Im Chartverlauf von 8 bis 22 Uhr (Future-Handelszeiten) sieht dies wie folgt aus:
Schaut man sich dies im größeren Zeitrahmen und nun wieder der Handelszeit XETRA an, fällt der Bereich ebenfalls ins Auge. Dafür nutze ich den Tageschart mit einem Zeitausschnitt von Oktober 2017 bis Freitagabend. Man sieht deutlich das Interesse der Marktteilnehmer an diesem Bereich, in dem der Markt immer wieder im November und Dezember 2017 abprallte und im Januar einen Halt suchte:
Nun muss sich zeigen, ob der Widerstand sich als solcher manifestiert, oder ein Durchbruch erzielt werden kann. Für den genaueren Blick schalte ich die Zeiteinheit auf den 4-Stundenchart zurück. Dort sieht man den roten Widerstand natürlich ebenso, aber auch die steigenden Tiefs am Markt:
Die dadurch sichtbare kleine Aufwärtstrendlinie ist jedoch vom aktuellen Kurs zu weit entfernt, um als Signaltrigger herangezogen zu werden. Aus diesem Grund suche ich im Chartbild nach einer direkteren Linie und finde mit der 12.950 eine weitere horizontale Marke:
Auch wenn in den Medien häufig die optisch runden Marken genannt werden, so sieht man hier deutlich, dass die 12.950 stärkere Relevanz aufweist. In der aktuellen Konsolidierung würde ich daher auf diese Marke abzielen und dort die nächste Unterstützung sehen.
Erst ein Durchbruch unter 12.950 würde den EZB-Tag negieren und vermutlich auch umkehren können. Ernüchterung und ein Gegensignal wären dann ein optimaler Nährboden für die Bären, um schnell zur 12.800 und dann auch mit Momentum darunter den Markt zu verkaufen. Doch so weit sind wir noch nicht.
Auf der Oberseite gilt es weiterhin auf die 13.200 zu achten. Sollte der DAX darüber schließen, ist dies ein sehr bullishes Signal und könnte damit die Allzeithochs schnell in den Blickpunkt rücken. Hierzu update ich Sie aber umgehend in den entsprechenden Kanälen.
Terminlich ist nach dem Verfallstag natürlich vor dem Verfallstag. Doch der nächste große Hexensabbat findet erst im September statt. In der kommenden Woche ist dennoch der EZB-Chef Mario Draghi wieder aktiv und spricht Montag, Dienstag und Mittwoch zu uns. Hinzu gesellt sich inhaltlich am Dienstag noch FED-Chef Powell. Hier wird auch das Protokoll der Notenbanksitzung der Bank of England veröffentlicht. Weitere Anhaltspunkte also, um nicht nur am Forex-Markt, sondern auch an den Aktienmärkten für Volatilität zu sorgen. Mehr Termine finden Sie im Wirtschaftskalender .
Behalten Sie den Überblick und kommen Sie gut in die neue Handelswoche.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)
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