DAX: Politische Börsen haben kurze Beine!

 | 05.03.2014 09:30

Die Krise in der Ukraine hält trotz der Entspannung am heutigen Dienstag die Märkte im Griff. Aus weltwirtschaftlicher Sicht ist dabei besonders bedenklich, in welchem Ausmaß diese Krise das Verhältnis zwischen Russland und dem „Westen“ sowie seinen Nachbarstaaten insgesamt beeinträchtigt. Auch wenn die meisten politischen Experten eine militärische Eskalation dieses Konflikts für unwahrscheinlich halten, die Unsicherheit drückt die Kurse kräftig nach unten. Der DAX fiel am Montag um 3,5 Prozent unter die Unterstützung bei 9.400 Punkten zurück.

Markttechnik verstärkt den Kursrückgang

Für die Stärke des Kursrückgangs war jedoch auch die Markttechnik verantwortlich: Am Freitag sah es noch so aus, als würde der DAX einen Angriff auf sein Jahreshoch starten. Wer darauf mit Long-Positionen gesetzt hat, ist nun bemüht, den Schaden zu begrenzen und rasch auszusteigen. Das verstärkt den kurzfristigen Verkaufsdruck deutlich. Die eher mittel- und langfristig orientierten Anleger werden in der Ukraine-Krise bislang keinen Grund zum Ausstieg sehen, denn die blicken mehr auf die Konjunktur- und Unternehmensdaten – und die überraschten zuletzt wieder eher positiv.

Gute Konjunkturdaten aus den USA und Europa

So scheint das ungewöhnlich harte Winterwetter der US-Wirtschaft nicht nachhaltig geschadet zu haben. Das Konsumklima zeigt sich robust und auch die meisten anderen Konjunkturzahlen waren solide. Der am Montag veröffentlichte wichtige ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe stieg im März wieder an, ist allerdings mit 53,2 Punkten schon noch deutlich vom Niveau von Ende 2013 bei 56/57 Punkten entfernt. Die US-Wirtschaft hat etwas an Fahrt verloren, sie bleibt aber auf Wachstumskurs. Auch die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in den Ländern der Eurozone bestätigten das schwache Ergebnis der am 20. Februar veröffentlichten Vorab-Zahlen nicht. Speziell Frankreich und Spanien überraschten positiv.

Wichtige Zahlen zur deutschen Industrie

In den nächsten Tagen werden zahlreiche weitere Konjunkturdaten veröffentlicht und die könnten eher zur Beruhigung der Märkte beitragen. Am Mittwoch sind dies die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor in Europa und den USA und am Donnerstag und Freitag gibt es die Zahlen zu den Auftragseingängen und zur Industrieproduktion in Deutschland. Nach den schwachen Vormonatsergebnissen dürfte hier der Trend im Januar wieder nach oben gezeigt haben. Doch im Blickpunkt wird die EZB-Sitzung am Donnerstag stehen – wenn sie nicht von den politischen Ereignissen in den Schatten gestellt wird. Einige Volkswirte erwarten eine Senkung des Leitzinses, vielleicht sogar in den negativen Bereich. Grund: Die EZB müsse die Gefahr einer Deflation bekämpfen, vor der auch der IWF gewarnt hat. Einige Notenbanker und auch der Chef der EZB selbst haben diese Möglichkeit in den letzten Monaten nicht ausgeschlossen.

Das Pro und Kontra einer Zinssenkung

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Zielsetzung wäre es, durch einen „Strafzins für die Banken“, denn darum würde es sich letztlich handeln, die Kreditvergabe an die Unternehmen in Schwung zu bringen. Doch es gibt dafür auch andere Instrumente. Jedenfalls deuten die jüngsten Äußerungen von Draghi keine weitere Zinssenkung an, zumal auch die Inflationsrate der Eurozone im Februar überraschend wieder leicht auf +0,8 Prozent zulegte. Unseres Erachtens könnte eine weitere Zinssenkung derzeit von den Märkten eher als Panikreaktion der EZB ausgelegt werden. Wir rechnen daher nicht damit, es sei denn, die politische Lage in der Ukraine würde deutlich eskalieren. Ebenfalls für Bewegung am deutschen Aktienmarkt könnten die Quartalszahlen sorgen –sechs DAX-Unternehmen werden in dieser Woche ihre Berichte vorlegen. Auch der ab Mittwoch stattfindende Parteikongress in China könnte für Marktbewegung sorgen, wird dort doch u.a. das Wachstumsziel für 2014 festgelegt.

Fazit
Die langfristigen Auswirkungen von politischen Krisen auf die Märkte sind häufig geringer, als sie im ersten Moment scheinen. Das könnte auch jetzt der Fall sein. Ein weiterer Grund zur Sorge ist aber die Charttechnik: Der DAX ist wie übrigens auch der Euro Stoxx 50 Index an einem wichtigen Widerstand abgeprallt. Bleibt die Unsicherheit an den Märkten hoch, dann kann dies zu einem grundlegenden Stimmungswechsel der Anleger und damit zu weiteren Kursverlusten beitragen. Vorsicht ist angebracht.


Erfolgreiche Investments wünscht

Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor

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