DAX: Top-Formation oder ABC-Korrektur?

 | 15.10.2018 10:21

Ein Hauptgrund für den aktuellen Handelsstreit ist für US-Präsident Donald Trump das hohe Defizit seines Landes im Handel mit anderen Nationen. In den acht Monaten bis einschließlich August summiert sich das Defizit auf rund 391 Milliarden Dollar - ein Plus von 8,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei stößt Trump insbesondere das große Ungleichgewicht im Handel mit China negativ auf. Und daher werden ihm die folgenden Zahlen ganz sicher nicht gefallen.

China erzielt rekordhohen Exportüberschuss
Denn Chinas Exportüberschuss aus dem Handel mit den USA ist auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Im September lag er bei 34,13 Milliarden Dollar und damit gut drei Milliarden Dollar höher als im Vormonat. Seit Jahresbeginn summiert sich der Überschuss auf 225,79 Milliarden Dollar. Vor einem Jahr waren es in diesem Zeitraum 196,01 Milliarden Dollar und im Gesamtjahr 375 Milliarden Dollar.

Trumps Zölle wirken (noch) in die entgegengesetzte Richtung
Paradoxerweise könnten ausgerechnet Trumps Zölle für diese Entwicklung verantwortlich sein. Denn Verbraucher und wahrscheinlich vor allem Unternehmen scheinen mehr Waren gekauft haben - quasi auf Lager - um den durch die Zölle und Gegenzölle steigenden Preisen zuvorzukommen. Daher könnten in den aktuellen Handelsdaten Vorzieheffekte stecken.

Die Vorzieheffekte gelten allerdings wohl weniger für Waren aus den USA. Denn die US-Exporte nahmen im August im Vergleich zum Vormonat sogar um 0,8 % ab, besonders wegen des sinkenden Absatzes von Sojabohnen, die China mit Gegenzöllen belegt hat.Der Wettlauf der Strafzölle schadete den USA also bislang mehr als den Chinesen.

Die US-Importe legten derweil um 0,6 % zu und erreichen mit fast 263 Milliarden Dollar einen Rekordwert. Dabei wurden so viele Autos aus dem Ausland importiert wie noch nie. Und auch dies könnte den angedrohten Zöllen auf Autos aus der EU geschuldet sein, weil eventuell Auto-Importe in die USA im Hinblick auf diese Zollandrohung vorangetrieben wurden.

Der Handelsstreit wird noch über Monate anhalten
Ob sich die Zölle auch noch wie von Trump gewünscht auswirken, wird man erst frühestens in den Oktoberdaten sehen. Denn die jüngsten US-Zölle auf chinesische Produkte im Umfang von 200 Milliarden US-Dollar sind erst ab dem 24. September in Kraft getreten. Daher wird sich der Handelskonflikt auch noch eine Weile hinziehen. Denn sowohl Trump als auch China werden die tatsächliche Wirkung dieser Zölle wohl erst abwarten, bevor gegebenenfalls neue Zölle beschlossen werden bzw. China einlenkt. Jedenfalls hat Trump jüngst Gespräche mit China abgelehnt mit dem Hinweis, dass China zwar angeblich verhandeln wolle, aber „noch nicht so weit“ sei.

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Über den Börsen wird der Belastungsfaktor Handelsstreit wohl noch Monate lang schweben. Aber er dürfte in seinem aktuellen Ausmaß längst in den Kursen eingepreist sein. Daher sehe ich die Zinsentwicklung derzeit als das viel größere Problem.

Sorgen vor einem steileren Zinspfad sind unbegründet
Die jüngsten Diskussionen und Sorgen über einen möglicherweise steileren Zinspfad der US-Notenbank halte ich allerdings für völlig unbegründet. Auch die Inflationsdaten vom 11. Oktober aus den USA zeigen, dass es kaum einen Grund gibt, den Zinsturnus zu beschleunigen. So legten die Konsumentenpreise im September nur um 0,1 % gegenüber dem Vormonat zu. Und auch die Kernrate zog lediglich um 0,1 % an. Entsprechend verharrte die Jahresrate der Kernrate bei 2,2 %, während die gesamte Inflationsrate auf 2,3 % nachgab.