Fawad Razaqzada | 08.12.2022 07:08
Europäische und US-amerikanische Aktien mussten in den letzten Tagen einen Teil ihrer beeindruckenden Gewinne der letzten Monate wieder abgeben. Die Anleger beginnen, sich wieder stärker auf Rezessionssignale zu konzentrieren als auf das Narrativ vom Höhepunkt der Inflation. Sie befürchten, dass eine schwächere Nachfrage im Jahr 2023 die Unternehmensgewinne beeinträchtigen könnte und dass die derzeitigen Marktbewertungen zu hoch sein könnten.
Zudem werden die Zentralbanken aufgrund der Tatsache, dass die Inflation in Europa nach wie vor bei etwa 10 % liegt und in anderen Teilen der Welt sehr hoch ist, weiterhin den Gürtel enger schnallen müssen, was sich negativ auf die Nachfrage auswirken sollte.
In den USA könnten die höheren Löhne und Beschäftigungsdaten der letzten Woche die Fed dazu ermutigen, die Zinssätze weiter bis über 5 % zu straffen, bevor der Zyklus unterbrochen wird. Das ist ein zusätzliches Risiko für die Aktienmärkte, insbesondere für Titel, die keine oder nur geringe Dividenden ausschütten.
Allerdings gab es in den letzten Tagen auch nicht viele neue pessimistische Impulse, weshalb der Abwärtstrend bisher begrenzt ist. Die Daten aus Europa waren gestern sogar etwas stärker.
Das BIP der Eurozone wurde leicht nach oben korrigiert, während die deutsche Industrieproduktion weniger stark als befürchtet fiel. Am Vortag waren die deutschen Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe im Oktober um 0,8 % gestiegen und lagen damit deutlich über dem erwarteten Anstieg von 0,1 %. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck stellte fest:
"Neben den leicht verbesserten Stimmungsindikatoren ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass die Rezession schwächer ausfallen könnte als befürchtet, auch wenn die Aussichten für die Industrie weiterhin gedämpft bleiben."
Dennoch würde ich angesichts des Bruchs einiger wichtiger Unterstützungsniveaus in den letzten Handelstagen zur Vorsicht raten.
Der DAX-Future hat nicht nur einen kurzfristigen Aufwärtstrend gebrochen, sondern auch die Unterstützung bei 14400. Obwohl wir uns noch in der jüngsten Konsolidierungsphase befinden, könnte das die Bären ermutigen, ihren Winterschlaf jetzt zu beenden.
Wenn der Bereich um 14142 nach unten gebrochen wird und der Index darunter bleibt, gilt dies als ein stärkeres Abwärtssignal. In diesem Fall könnte es zu neuen technisch motivierten Verkäufen kommen, die zu einem möglichen Rückfall auf die Basis des Ausbruchs im Bereich um 13710 führen.
Folglich sind die Signale, die wir auf dem DAX-Chart und anderen wichtigen Indizes sehen, noch keine konkreten Verkaufssignale, sondern vielmehr eine Warnung, dass die Situation kippen könnte. Wenn Sie bullish sind oder eine Long-Position halten, sollten Sie mit besonderer Vorsicht vorgehen. Pessimisten werden sich ermutigt fühlen, sich nach den harten Monaten, die sie sicher hinter sich haben, langsam wieder ins Geschehen einzusteigen.
Offenlegung: Der Autor ist derzeit in keinen der in diesem Artikel genannten Anlagen investiert.
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