Dax, Evotec, Nordex – ein unfreundlicher Aktien-Sommer?

 | 03.07.2018 09:01

Bald beginnt wieder die schönste Zeit des Jahres, die Urlaubszeit. Aber auch vor der Ferienzeit will sich die angespannte Stimmung am Markt nicht legen. CDU und CSU führen Krisengespräche und die Sorgen um einen Handelskrieg wollen nicht abbrechen. Die Frage, ob sich die Finanzmärkte im Sommer auch mal entspannen können, bleibt offen. Immerhin müssen Anlegerinnen und Anleger viele Tiefs aushalten, die die Hochs zu vertreiben drohen. Die Auswahl der richtigen Anlageprodukte wird so immer wichtiger. Unsere Anlagetipps: der Dax Bonus

Donald Trump geht in seiner Rolle als Rächer der handelspolitisch Enterbten in Amerika auf. Nicht nur im hintersten Teil des Mittleren Westens bekommt er dafür den Oscar. Leider ist sein Auftritt nicht nur gespielt. Seine Mobilmachung gegen China soll auch den europäischen Exportnationen knallhart zeigen, dass er es ernst meint. Tatsächlich würde Trump mit kalter Berechnung in einen Handelskrieg ziehen. Für sein eigenes Kriegsziel – die Beibehaltung der republikanischen Mehrheit im Kongress nach der Wahl im November – nimmt er selbst eine amerikanische Konjunkturdelle in Kauf.

Für ihn wäre es eine Schmach, wenn er zum Regieren auf die Demokraten angewiesen wäre, die dann alles daransetzten, aus dem entscheidungswütigen Rotfuchs eine lahme Ente zu machen. Da die Exportnationen von einer weltweiten Wirtschaftsabschwächung jedoch ungleich stärker betroffen sind, geht er davon aus, dass sie ihm früher oder später auf den Knien kriechend jede Handelserleichterung gewähren, die die US-Wirtschaft anschließend hell strahlen lässt. Dann ist er zu einem Handels-Frieden zu seinen Bedingungen gerne bereit.

Vorerst zumindest scheint die scheinbar ewig währende Happy Hour deutscher Exporttitel durch die Trumpsche Handels-Sperrstunde jäh beendet zu sein. Es gibt mittlerweile keinen Frühindikator in Europa mehr, der etwas Anderes als Wirtschaftsabschwächung signalisiert.

Wird selbst der Polit-Fels zum Marshmallow in Europa?

Aus dem aktuelle Dissens der brüderlichen Schwesterparteien CDU und CSU in der Flüchtlingspolitik – Kain und Abel passt wohl besser – könnte sich mit ein bisschen Phantasie eine waschechte Regierungskrise entwickeln. Bislang war Deutschland immer der politische Fels von Gibraltar, so ziemlich das stabilste aller EU-Länder. Sollte aber selbst der bislang zugkräftige deutsche Polit-Motor stottern, muss man sich fragen, wie Europa überhaupt noch nach vorne kommen will. Was will denn eine EU, die schon den Brexit nicht ansatzweise im Griff hat, Trumps westlichen Allmachtphantasien entgegensetzen? Stabile politische Verhältnisse als notwendige Rahmenbedingungen für intakte Aktienmärkte sehen anders aus. Grundsätzlich scheinen die politischen Krisenzutaten für einen verregneten Aktien-Sommer vorhanden zu sein.

Aufhellungen am Aktien-Himmel dennoch unverkennbar

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Zunächst erwarte ich keine deutsche Regierungskrise. Selbst bei einem Zerwürfnis der Unionsparteien würden sich mit FDP oder Grünen schnell eine Partei finden, die einer neuen Koalition aus Rest-Union und SPD ohne Neuwahl – die mit Blick auf die aktuellen Umfragen kaum einer will – aus der Patsche hilft. Die neue Ménage-à-trois wäre vielleicht keine wirtschaftliche Traumkombination. Aber hier wurden wir ja bereits in der Vergangenheit nicht verwöhnt. Und die Finanzmärkte haben ihre diesbezüglichen Erwartungen längst auf das Niveau „Kurzhaardackel“ zurechtgestutzt.

Entscheidend ist für die Finanzmärkte mittlerweile nur noch, dass Deutschland eine Regierung hat. Die möge bitte weiter wie Pattex dafür sorgen, dass Europa irgendwie zusammenhält. Eine politische Eurosklerose wäre angesichts der immer unsicherer werdenden Weltgemengelage der Super-GAU. Und selbst wenn dafür eine Stabilitätsunion mehr und mehr zugunsten einer Schuldenunion aufgegeben wird, schlucken die hart gesottenen Finanzmärkte diese Kröten mittlerweile ohne das Gesicht zu verziehen.

Das Positive an einem Handelskrieg

Eine sich über Handelskonflikte abschwächende Weltwirtschaft sorgt immerhin für nachlassenden Inflationsruck, weil z.B. die Rohstoffpreise wegen schwächerer Nachfrage fallen. Doch wo keine Inflation, da keine restriktive Geldpolitik. Es ist absurd, aber eine fulminante Konjunkturerholung in Europa wäre für Aktien sogar fatal. Denn dann müsste selbst die EZB ihre Liquiditätssause, die die Aktienmärkte in den letzten 10 Jahren maßgeblich gestützt hat, beenden. Doch mit Trumps Handelsgemetzel hat Mario Draghi keinen Anlass, den Liquiditätsmörder zu spielen. Zinsvermögen als Alternative zu Aktien scheidet also weiter aus. Diese Zinsentspannung kommt über den Euro der börsennotierten Exportindustrie zugute.

Steherqualitäten des Aktienmarkts nicht unterschätzen

Bislang hat der Aktienmarkt nach kurzer Konsolidierung alles weggesteckt. Solange es nicht zum finalen Systemzusammenbruch kommt, ist weiter mit robusten Aktienmärkten zu rechnen. Um die heutigen Aktienmärkte zu verstehen, muss man ohnehin politisch denken. (Geld-)Politiker haben die Erfahrung gemacht, dass ein Aktieneinbruch heute, der über Medien jedem und jeder vors Auge geführt wird, morgen über Verunsicherung zu einem Konjunktureinbruch führt. Ein gebranntes Politiker-Kind scheut das Feuer. Der Aktienmarkt ist weit davon entfernt, zusammenzubrechen. Im Trend ist über den Sommer von einem volatilen Seitwärtstrend auszugehen. Dem kann man mit regelmäßigen Sparplänen gut begegnen.

Insgesamt wird der Aktien-Sommer freundlich, auch wenn ab und zu ein paar Wolken zu sehen sind.

Quelle: Ophirum, eigene Recherche

Feingold Research

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