Andreas Bernstein | 19.11.2017 18:11
Für die Bullen war dies keine gute Woche. Es mutet fast wie ein „Déjà–vu“ in Richtung Oktober bei der Beobachtung des DAX an. Dabei dachten sich die meisten Marktteilnehmer zum Novemberstart, mit der Überwindung dieser Marke sei die Jahresendrally eingeleitet und es gibt nur noch steigende Kurse. Doch wenig später wurden die Bären geweckt und haben erst einmal bei 13.525 Punkten einen Gegenangriff eingeleitet. Im Ergebnis stehen wir nun wieder dort, wo wir vor einem Monat fast schon „verzweifelten“. Wie geht es weiter?
Rückblick zur Vorwoche
Gleich am Montag stand die Unterstützungslinie zur Disposition. Lange hielt sie dem Druck nicht stand, den der DAX nach dem Rücklauf in der Vorwoche, vom letzten Allzeithoch kommend, hier aufgebaut hatte. Im Ausblick auf die Woche hatte ich den Bereich hier skizziert und dort mein Hauptaugenmerk hingelenkt. Das Zitat füge ich gleich ins Bild ein:
So titelte auch die Vorwochenanalyse „Nur eine Konsolidierung im DAX?". Danach ging alles sehr schnell. Nicht nur die Unterstützung brach, sondern die 13000 wirkt im DAX sofort nach. Wenn, dann richtig, sagten sich die Marktteilnehmer und steuerten auf die untere Range-Kante direkt durch:
Denn erneute Zweifel an Trumps Steuerplänen und durchmischte Quartalszahlen sorgten für Unruhe. Einen Halt gab es erst wieder bei der unteren Range-Kante aus Oktober, wie hier mit dem Kreis eingefärbt zu sehen. Ab da startete dann auch schon die Gegenbewegung am Nachmittag und führte den DAX noch einmal zurück über dieses gezeigte Unterstützungsniveau. Denn in den USA liefen die Kurse sogar in die Pluszone. Die Tagesspanne war am Montag mit 203 Punkte auch die volatilste für den Rest der Woche.
Dennoch war die alte Range nun wieder im Fokus der Trader und mit den Erinnerungen an Oktober im Nacken, wurden hier auch alte Reflexe geweckt:
Diese Reflexe hießen: Magnetismus an der 13.000 einschalten – dieser Preis war auch der Tiefstkurs am Dienstag – und bei Kursen knapp über 13.000 abverkaufen sowie bei Kursen knapp unter 13.000 kaufen. Wir kennen dieses „Spiel“ um die Marke aus dem Oktober nur zu gut.
Einige Bären reizten dies sogar noch aus und sorgten mit einem GAP am Mittwoch auf der Unterseite für Verwirrung und weiteren Abgabedruck:
Dieser ging bis 12.847 Punkte nach unten und traf dort auf eine sehr spannende Zone. Denn im Mai lagen dort die Hochs im Markt. Man sieht dies im Tageschart recht deutlich:
Gründe waren schnell gefunden: Der Euro-Dollar stieg auf fast 1,19 und damit um rund 3 Cent gegenüber den Notierungen vor wenigen Tagen. Das folgende Reversal führte dennoch bis knapp über die eingangs gezeigte Unterstützungszone hin zurück und setzte Hoffnungen frei. Denn dort befand sich der Abwärtstrend ab dem Allzeithoch, wie ich am Donnerstag in Vorbereitung der World of Trading und das Livetrading in meinem Kanälen teilte:
Knapp darüber zum XETRA-Ende aber am Folgetag wieder darunter – so heiß wurde diese Linie umkämpft. Und letztlich am Freitagnachmittag abverkauft. Denn dort sank der DAX erneut unter die 13.000er-Marke und schloss letztlich auch auch darunter. Das Wochenminus hielt sich mit einem Prozent in Grenzen, aber eben der Rückfall unter 13.000 Punkte könnte Nachwehen haben.
Ausblick für die neue Handelswoche
Das große Bild könnte ein wenig Hoffnung geben. Allerdings ist der Abwärtstrend im Stundenchart weiterhin intakt. Ausgehend vom Allzeithoch bei 13.525 Punkten und in Anlehnung an das letzte Chartbild hier kann dieser nun bis fast 13.000 Punkten hinab wie folgt eingezeichnet werden und bedeutet: die 13000 wirkt im DAX weiter nach:
Erst eine Überwindung dieser Linie in Kombination mit dem einem Schlusskurs über 13.080 Punkten würde hier die Bullen wieder ins Spiel bringen:
Dann steht aus diesem Chartbild heraus der 13.200 nichts mehr im Wege und mit steigender Wall Street vielleicht auch ein neuer Angriff auf die Allzeithochs bis Jahresende.
Bis diese Linie allerdings bricht, ist ein weiterer Kampf um die 13.000 sehr wahrscheinlich. Die Bären werden versuchen, den Markt erneut zur 12.850 zu ziehen und den Abwärtstrend fortzusetzen. Dort ist die aktuell größere Unterstützung im Markt zu sehen. Auf dem Weg dahin kann man sicherlich intraday auch auf die 12.930 als untere Range-Kante des Oktobers schauen. Sie hat jedoch nicht so starke Relevanz wie die 12.850 hier im Stundenchart:
Ob wir dort ein Doppeltief und eine Jahresendrally starten oder vorher die Abwärtstrendlinie brechen, vermag ich nicht abzuschätzen. Im Grunde ist dies auch nicht wichtig, da die Aussichten auf steigende Kurse nicht durch diese Woche pauschal eingetrübt wurden. Auf Sicht eines Monats sind wir genau wieder bei Plusminus Null und im laufenden Jahr etwa 13 Prozent im Gewinn.
Zudem ist noch immer das vierte Quartal für die Aktienmärkte historisch betrachtet ein positives Quartal. Bei den jüngsten Unternehmenszahlen wurden zumindest die Erwartungen erfüllt. Damit kann man durchaus weiter positiv gestimmt bleiben. Dazu kam, dass es dann doch einen Gesetzesentwurf von Donald Trump zur Steuereform gab. Hier muss „nur noch“ der Senat zustimmen. Und es steht der Cyber Monday vor der Tür, ein Gradmesser für die Konsumlaune weltweit!
Ich selbst halte mich an die Charttechnik und suche dann intraday nach Trading-Chancen auf Basis der hier erarbeiteten großen Signale und Charteinstellungen. Zur Orientierung sind noch folgende Termine wichtig. Am Montag spricht EZB-Chef Mario Draghi, am Mittwoch FED-Chefin Janet Yellen und das Notenbankprotokoll wird zudem veröffentlicht. Hochspannung also am Währungsmarkt, der sicherlich wieder auf die Aktienmärkte Auswirkungen haben wird.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse und einen erfolgreichen Wochenstart,
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)
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