DAX, S&P 500 und Öl- Blick auf die Charts

 | 18.01.2016 17:09

Gerne würde ich Ihnen sagen, dass das, was gerade an den Märkten passiert, nur eine größere Korrektur darstellt und im Laufe der Woche alles wieder gut wird. Doch das kann ich nicht, denn ich kenne die Zukunft nicht, sondern versuche mögliche Szenarien für den weiteren Verlauf zu identifizieren.

Ist die Lage äußerst unübersichtlich, so lohnt definitiv ein Blick auf die Markttechnik, denn der Markt zeigt uns in solchen Situationen mehr als jede andere geschriebene Information.



DAX und Co. weiter abwärts


Was wir hier auf technischer Basis sehen, ist nicht gut. Der DAX Future pendelt um die 9.500 Pkt. herum und das Momentum nach unten hin hat definitiv an Fahrt aufgenommen.
Auch der S&P 500 Future hat deutlich Federn lassen müssen.

Wir sind der großen Top-Bildung also einen Schritt näher. Technisch gesehen befinden wir uns auf einem kritischen Terrain, Punkt. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Fundamental gesehen und tendenziell gehe ich mittelfristig (3-6 Monate) weiterhin (Noch!) von einem divergierenden Kurs der Notenbanken EZB und FED aus.

Nebenbei, korrekt sollte es heißen: Ich gehe davon aus, dass der Markt diese Erwartungen einpreisen wird.

Nach den Aussagen einiger EZB- und FED-Mitglieder scheint sich dennoch etwas Gegenwind in diesen Erwartungen zu etablieren.

Auf der fundamentalen Seite muss man die Erwartungshaltung des Marktes nach den Risiken aufbröseln, was die Einschätzung deutlich schwerer macht.

  1. Die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik und Erwartungen an den nächsten Schritt
  2. Stagnierender Ölpreis und Default-Risiken
  3. Chinas Yuan-Problem

Risiko Nr. 1: Die Glaubwürdigkeit der Notenbanken

Die Skepsis, die viele Marktteilnehmer nun hinsichtlich der nächsten Schritte der Notenbanken haben, kommt nicht von ungefähr.
Ob das von den Notenbanken so gewollt ist, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass sich sowohl die EZB als auch das FED ihre Glaubwürdigkeit im letzten Jahr verspielt haben.

Will man laut einem Reuters-Bericht den Aussagen einiger EZB-Mitglieder in der letzten Woche Glauben schenken,
so sind sich innerhalb der EZB viele einig darüber, dass eine weitere Lockerung (z.B. QE-Volumen oder weiterer Zinsschritt) nicht notwendig ist.

Das steht den letzten EU-Inflationsdaten und dem Ölpreis entgegen
. Mario Draghi könnte sich auf das rechtliche Mandat Deflationsrisiken zu vermeiden stützen um sich durchzusetzen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass es im Rahmen des Meetings in dieser Woche passiert. Die Pressekonferenz und die Inflationserwartungen stellen die wichtigen Elemente des Meetings dar. Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar nach der Veröffentlichung des Reuters-Bericht gestiegen.

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Aussagen von James Bullard weckten Erinnerungen an Oktober 2014, die die Jahresendrally einleiteten. Demnach wäre der Ölpreis und damit Inflationserwartungen sehr gering, was definitiv gegen den dynamischen Anstieg der Zinsen sprechen würde. Kurzfristig konnten die Aussagen den S&P 500 und den Ölpreis stützen. Wie gesagt kurzfristig. Das zeigt, dass die Risiken nicht nur seitens der steigenden Zinsen, sondern auch vom Ölpreis ausgehen.

Gleichzeitig scheinen die Inflationserwartungen den Goldpreis zu bremsen
. Selbst aus risikotechnischen Gründen, will das gelbe Edelmetall nicht mehr hoch. Man kann es wenden wie man will, als Investor scheint sich ein Umfeld zu etablieren, dass Cash als Anlageklasse neben US-Anleihen am attraktivsten macht.

Risiko Nr. 2: Stagnierender Ölpreis


Zerohedge ironisch wie immer zu Bullards Aussagen (frei übersetzt):

  • Bullard: der Ölpreis müsste nun langsam einen Boden finden
  • Bullard: Wasser ist nass, der Himmel ist blau (nur ein Scherz)


Ich persönlich lehne mich bei der Bewertung des Ölpreises nicht weit aus dem Fenster
, sondern will noch mal das hervorheben, was ich im letzten Beitrag Der Iran ist seit heute mit seinem Öl-Anteil auf dem Markt und will den Output um weitere 500k. Barrel pro Tag in den nächsten Monaten steigern. Der Output in den USA liegt weiterhin auf höchstem Niveau. Auch Russland fördert mehr denn je. Dass der Ölpreis heute steigt, könnte auch damit zusammenhängen, dass Gerüchte über ein Angreifen der OPEC zur Stabilisierung die Runde machen.

Wer mir jetzt dennoch mit Prognosen kommt, den nehme ich überhaupt nicht ernst, selbst wenn es die EIA ist. Ich erinnere nur an Aussagen wie „Peak-Oil“ oder „60 US-Dollar Ende 2015“. Hüten Sie sich vor Prognosen. Wer nicht sieht, dass im aktuellen Umfeld die treibenden Kräfte wenig mit einer normalen Marktbewertung zu tun haben, der muss entweder etwas an den Augen haben, wenig Erfahrung oder er verfolgt Absichten, die mit Ihrem Erfolg an den Märkten nichts zu tun haben.