Das Rauschen am Anleihemarkt übertönt eine goldene Kaufgelegenheit

 | 20.10.2023 06:54

Die Renditen von Staatsanleihen sind hauptsächlich eine Funktion der Inflation. Kurzfristig kann jedoch eine Vielzahl von Einflüssen zu Diskrepanzen zwischen Renditen und Inflation führen. Diese Faktoren, die wir als "Rauschen" bezeichnen, sind für kurzfristig agierende Händler wichtig, können aber für langfristig orientierte Investoren große Chancen verschleiern.

Wie wir gesehen haben, kann das Rauschen am Anleihemarkt ohrenbetäubend sein. Die Horrorgeschichten, mit denen der plötzliche Renditeanstieg erklärt wird, sind durchaus überzeugend. Sie können selbst den besten Händler von einer einmaligen Chance ablenken.

Für diejenigen, die auf eine positive Entwicklung der Rentenmärkte setzen, ist es schwierig, das Rauschen vom eigentlichen Signal zu trennen. Nur so lässt sich aber der kurzfristige Stress mildern, wenn sich die Anleihekurse negativ entwickeln. Diese Differenzierung trägt auch dazu bei, das Vertrauen in langfristige Fundamentalprognosen zu erhalten.

In diesem Artikel stellen wir eines unserer bevorzugten Modelle für den fairen Wert von Anleihen vor, das Ihnen das wahre Renditesignal für den Anleihemarkt zeigt.

Das Signal ist die wichtige Information, die Sie sehen und verstehen wollen. Das Rauschen ist die zufällige, unerwünschte Variation oder Fluktuation, die dieses Signal stört.

h2 Was ist Rauschen?/h2

Das Marktrauschen ist der wichtigste Faktor für die stündlichen und täglichen Preisänderungen. Obwohl es für die kurzfristige Orientierung sehr wichtig ist, lässt sein Einfluss oft schnell nach.

Es gibt heute unzählige Erklärungsversuche, warum die Bondrenditen steigen. Auf den ersten Blick mögen sie logisch erscheinen und uns beunruhigen. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, die Dinge genauer unter die Lupe zu nehmen, wird feststellen, dass es sich bei vielen der jüngsten Meldungen über den Anleihemarkt um unbedeutendes, vorübergehendes Rauschen handelt.

Rauschen lässt sich in echtes Rauschen und falsche Narrative unterteilen.

h3 Echtes Rauschen/h3

Echtes Rauschen sind Einflüsse, die die Nachfrage und/oder das Angebot von Anleihen verändern.

Die Risikoprämie beschreibt beispielsweise die Präferenz der Anleger für Bonds mit längerer Laufzeit gegenüber einer Reihe von Kurzläufern. Diese Präferenzen spielen eine Rolle, aber die Entwicklung der Risikoprämie korreliert stark mit der Inflation und den Inflationserwartungen. Unser Signal, die Inflation, fängt also dieses Rauschen auf.

Ein anderes Beispiel ist die Fed. Durch die Steuerung der Fed Funds Rate und Maßnahmen wie QE oder QT beeinflusst sie das Angebot und/oder die Nachfrage nach Anleihen. Die Auswirkungen der Geldpolitik spiegeln sich jedoch auch in unserem Inflationssignal wider.

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Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist die Flucht in US-Staatsanleihen aufgrund des Krieges zwischen Israel und der Hamas. Der Nachfrageschub dürfte nur von kurzer Dauer sein, da sich die Marktteilnehmer an die Situation gewöhnen werden.

Sollte sich der Krieg jedoch auf den Iran oder andere ölproduzierende Länder ausweiten, könnte es zu einer ölbedingten Inflation kommen. Auch dies wird sich in unserem Inflationssignal niederschlagen.

h3 Falsche Narrative/h3

Falsche Narrative sind bedeutungsloses Rauschen. Es sind Geschichten, die von selbsternannten Marktkennern erzählt werden, um das Marktgeschehen irgendwie zu rechtfertigen. Falsche Narrative können den Rentenmarkt zwar kurzfristig bewegen, ihre Nachhaltigkeit ist aber oft gering.

In unserem aktuellen Tageskommentar entlarven wir ein aktuelles Fake-Narrativ. Lesen Sie selbst:

Hört man sich in den Medien oder auf Twitter um, könnte man meinen, die Emission von Staatsanleihen sei in den letzten sechs Monaten explodiert. Solche Meldungen sind weit von der Wahrheit entfernt, wenn man sie aus der richtigen Perspektive betrachtet. Schauen Sie sich die folgenden Grafiken an. Die Grafik oben links zeigt, dass die Staatsverschuldung etwas schneller wächst als in den Jahren vor der Pandemie, aber deutlich langsamer als in den Jahren davor.

Die rechte Abbildung stellt das Schuldenwachstum auf einer logarithmischen Skala dar, um zu zeigen, dass die derzeitige Wachstumsrate sogar leicht unter dem Trend der letzten fünfzig Jahre liegt. Die Abbildung unten zeigt schließlich den starken Schuldenanstieg im Verhältnis zum BIP während der Pandemie. Seitdem ist sie jedoch wieder zurückgegangen. Ein hoher Schuldenstand im Verhältnis zum BIP, wie wir ihn haben, ist sehr problematisch. Das Narrativ, die jüngsten Emissionen lägen weit über dem Durchschnitt, ist jedoch schlichtweg falsch.