Das Erfolgsrezept für Börsianer: No News!

 | 27.07.2021 09:04

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

der Schweizer Erfolgsautor und Kolumnist Rolf Dobelli predigt den totalen Verzicht auf News. Was er damit genau meint, können Interessierte in seinem Buch „Die Kunst des digitalen Lebens“ nachlesen. Aus meiner Sicht ist das vor allem ein Erfolgsrezept für Börsianer. Jetzt sind Sie verblüfft, oder?

h2 Warum Nachrichten oft desinformieren/h2

Gut, vermutlich wird mich Jochen Steffens wegen dieses Aufhängers in der Luft zerreißen, schließlich lesen Sie gerade einen News-Letter – und sollen dies auch weiterhin tun. Aber sofern dies nicht Ihr einziger Newsletter ist, werden Sie wissen, wie zeitfressend Newsletter, Nachrichten, soziale Medien und, und, und sein können.

Doch Zeit ist dabei gar nicht der entscheidende Faktor. Viel schwerwiegender ist, dass Sie durch News desinformiert werden!

Jetzt sind Sie bestimmt zum zweiten Mal verblüfft, stimmt’s? News konsumiert man doch, um sich zu informieren! Ja, soweit die Theorie. Aber in der Praxis sind wir kaum in der Lage zu entscheiden, ob eine Nachricht, die wir lesen, tatsächlich eine oder die relevante Information enthält. Oder nicht nur ein Bruchstück. Oder etwas völlig Falsches.

Und das kann fatal sein – vor allem, wenn wir darauf Entscheidungen gründen. Das gilt besonders für die Börse. Hier entscheiden wir in der Regel über Kauf und Verkauf von Wertpapieren und damit über unser Vermögen. Aber wer sagt uns, dass unsere Entscheidungen auf den richtigen Informationen basieren?

h2 Wer macht die (Börsen-)Nachrichten? Die Kurse!/h2

Bevor Sie jetzt kopfschüttelnd abschalten, will ich das vermeintlich schiefe Bild geraderücken, das ich gezeichnet habe: Sven Weisenhaus und ich belegen hier und in unseren anderen Börsenbriefen immer wieder, wie insbesondere „News“ zu Kursbewegungen entstehen. Vor gut einem Jahr hat Sven Weisenhaus mal einen seltenen Einblick in den Mechanismus erhalten, wie in den Nachrichtenagenturen „News“ entstehen.

Und auch das Börsen-Bonmot „Kurse machen Nachrichten“ unterstreicht, dass es an der Börse mit den News nicht so weit her sein kann.

h2 Ein aktuelles Beispiel für den unseligen Einfluss falscher „News“/h2

Wie fatal es werden kann, wenn man den falschen News folgt, hat jüngst erst der Juli-Verfallstag gezeigt. Am Montag zuvor hatte ich hier die möglichen Ablaufpläne für den DAX zum Verfallstag skizziert. Das logische Kursziel war die 15.600-Punkte-Marke, aber bei einem Ausbruch über 15.800 Punkte hätte es zu einem dynamischen Ausbruch nach oben kommen können, der durch die nötigen Absicherungen der Stillhalter verstärkt worden wäre.

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Der DAX machte aus beiden Szenarien eins: Erst probten die Bullen den Aufstand und trieben den DAX bereits am Montag der Verfallstagswoche auf 15.800 Punkte, um die Stillhalter aus der Reserve zu locken. Letztere konnten den DAX aber auf diesem Niveau deckeln, so dass er dort oben – am alten Allzeithoch bei 15.802,67 Punkten – bis Mittwoch dahindümpelte (siehe rote Linie im folgenden Chart). Und wie erläutert fiel er dann bereits am Donnerstag (am Optionsschein-Verfallstag) auf sein Kursziel zurück (siehe gelbe Ellipse) und verharrte dann auch bis zum Verfallstermin am Freitag (senkrechte gestrichelte Linie) auf diesem Niveau.