Darum könnte sich die Talfahrt im EUR/USD bald fortsetzen

 | 13.02.2019 10:07

Die Aktienmärkte konnten gestern erneut zulegen. Die Kurse werden auch durch die Meldung getrieben, dass eine Einigung im nach wie vor laufenden US-Haushaltsstreit näher gerückt ist. Demokraten und Republikanern hätten eine grundsätzliche Einigung erzielt, Details seien jedoch noch zu klären, hieß es in diversen Medien. Sollte sich Trump aber mit einem ausgehandelten Kompromiss nicht einverstanden erklären, droht am Freitag ein neuerlicher Government Shutdown. Dieser könnte die Wirtschaft der USA dann wieder belasten, wie zuvor schon der „Shutdown“ vom Jahreswechsel 2018/2019, der mit einer Dauer von fünf Wochen der längste in der Geschichte der Vereinigten Staaten war (siehe auch Grafik der Börse-Intern vom 23. Januar).

Weil daher noch immer alles offen ist, waren die Kursgewinne an den Aktienmärkten wohl heute auch eher noch moderat.

Schulden der USA vorerst kein Problem
Ob es nun zu einer Einigung im Haushalsstreit kommt oder nicht, die Schulden der USA werden über kurz oder lang fast ungebremst und vorerst mit relativ hohem Tempo weiter steigen. Für die Märkte scheint dies aber derzeit kein akutes Problem zu sein. Und das kann ich durchaus verstehen. Denn für die Börsen waren steigende Schulden in den vergangenen Jahren offensichtlich nur selten und nur in bestimmten Situationen ein Problem. Schließlich kann durch steigende Schulden auch ein höheres Wachstum entstehen. Und das führt wiederum zu höheren Unternehmensgewinnen und damit zu steigenden Aktienkursen. (In der Börse-Intern vom 5. und 6. April 2017 hatte ich diesen Zusammenhang schon einmal ausführlicher beleuchtet, weshalb ich in diesem Zusammenhang die Lektüre dieser beiden Ausgaben noch einmal empfehle.)

Italien auf dem Weg zum neuen Griechenland?
Aber Griechenland hatte vor einigen Jahren eindrucksvoll gezeigt, dass die Märkte durchaus auch in größere Turbulenzen geraten können, wenn die Verschuldung eines Landes aus dem Ruder läuft. Und Italien könnte vielleicht das nächste Griechenland werden.

In der Börse-Intern vom Mittwoch vergangener Woche hatte ich eher beiläufig erwähnt, dass eine Rezession es der Regierung in Rom erschweren wird, die mit der EU-Kommission im Dezember ausgehandelten Haushaltsziele für 2019 einzuhalten. Seitdem bestätigte am Freitag der abermalige Rückgang der Industrieproduktion im Dezember um 0,8 % gegenüber dem Vormonat (November: -1,7 %) die aktuelle Schwäche der italienischen Wirtschaft.

Experten erwarten daher bereits, dass sich das geplante Haushaltsdefizit in Italien auf 2,4 % des BIP ausweiten und die Staatsschuldenquote auf 132,4 % ansteigen wird. Kurioser Weise sind dies genau die Werte, die vor den Verhandlungen mit der EU-Kommission eingeplant waren.

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Im Hinblick auf die Einhaltung des Euro-Stabilitätspaktes dürfte dies über kurz oder lang nicht nur für neue Konflikte mit der EU-Kommission sorgen, sondern vor allem auch die Bewertung durch die Ratingagenturen weiter negativ beeinflussen.

Anleihenmärkte zeigen bereits wieder erhöhte Nervosität
Die zunehmende Gefahr einer Herabstufung des Kreditratings spiegelt sich bereits in der Renditeentwicklung 10-jähriger italienischer Staatsanleihen wider. Am Freitag stieg die Zinsdifferenz zu Bundesanleihen auf über 2,90 % und damit in die Nähe des 5-Jahreshochs vom vergangenen November. Dieses wurde markiert, als die italienischen Haushaltspläne zuletzt wieder die Märkte nervös machten.

Die Ausweitung des Renditeabstands rührt auch daher, dass sichere Häfen wie Bundesanleihen wegen der zunehmenden Investoren-Sorgen stärker gefragt sind. So ist die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen im Januar auf 0,15 % gefallen, den niedrigsten Stand seit April 2017. Und auch die Umlaufrendite ist schon längst von einem Aufwärtstrend (grün im folgenden Chart) in einen Abwärtstrend (rot) umgeschwenkt und notiert inzwischen wieder bei 0. Dies war ebenfalls im April 2017 zuletzt der Fall.