Danke Paris und Rom! - Kommission zuversichtlich - Stabilitätspakt

 | 06.09.2021 09:33

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1868 (06:02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1866 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.83. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.34. EUR-CHF oszilliert bei 1,0858.

Am Finanzmarkt kommt es nach dem enttäuschenden US-Arbeitsmarktbericht zu zarten Neuausrichtungen. Am Aktienmarkt ist Asien gefragt. Europa dümpelt. US-Märkte mäandern nahe oder an historischen Hochs. Bei Zinsen tut sich wenig. 10-jährige Bunds rentieren mit -0,37%, 10-jährige US-Staatsanleihen liegen bei 1,32%. Gold, Silber und Krypto-Anlagen haben gegenüber dem USD an Boden gewonnen. 

Danke Paris und Rom!  

Frankreichs Finanzminister Le Maire bezeichnete die Entwicklung in Afghanistan als einen Weckruf für Europa. Europa müsse neben China und den USA die dritte Supermacht werden. Er sagte, dass Europa Bedrohungen ausgesetzt sei, man könne sich nicht mehr auf die USA verlassen. Le Maire rief Europa auf, den gemeinsamen Markt zu vertiefen, um technologisch unabhängig von Konzernen in Drittländern zu werden. Man könne politisch nicht souverän sein, wenn man bei Halbleitern, Batterien und Satelliten von Ausländern abhängig sei. 

Ähnlich hatte sich zuvor Italiens Innovationsminister geäußert. Le Maire nannte Bereiche, in denen Europa mit dem Ziel einer Führungsrolle investieren soll: Wasserstoff- und Cloud-Technologie, Künstliche Intelligenz, Halbleiter, die Erforschung des Weltraums, Satelliten und Bio-Technologie.

Ich freue mich, dass Paris und Rom diese Positionen (u.a. IT-Airbus) vertreten, die Sie aus diesem Report seit 2015 kennen und die eine Aufforderung an Berlin und Brüssel darstellten. Warum ist Berlin zögerlich? Hört man die falschen "Experten"?

Kommission zuversichtlich

Die EU-Kommission bleibt für das Wirtschaftswachstum in Europa zuversichtlich. Mit Blick auf die derzeitigen Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren könnte das Wachstum noch stärker ausfallen als bisher prognostiziert Die Stimmung bei den Firmen sei gut. Die Wirtschaft hätte offenbar gelernt, mit den geringeren Pandemie-Einschränkungen zu leben. Die Kommission hatte ihre Wachstumsprognosen für die EU/Eurozone zuletzt im Juli um 0,6%/0,5% auf jeweils 4,8% erhöht.

Kein Widerspruch meinerseits, die aufgeschobene Produktion wird 2022 ff. stärken!

Stabilitätspakt: Rationale Anpassungen auf Agenda

Bei der Reformdebatte über den Stabilitätspakt will Gentiloni für Flexibilität werben. Die Regeln für die Haushaltsführung sehen vor, dass der Schuldenstand nicht mehr als 60% des BIP betragen darf. Gentiloni sagte, als die 60% Obergrenze eingeführt wurde, sei dies mehr oder weniger der Durchschnittswert bei den Schulden der EU-Staaten gewesen. Der Durchschnitt der Eurozone läge nun aber bei mehr als 100% (Krisen, Corona). 60% müsse das Ziel bleiben. Man müsse über den Pfad zu diesem Ziel diskutieren, über die Regeln, die für Staaten gelten, die deutlich darüber lägen.

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Kommentar: Die Regeln wurden gemacht, als die Welt weitaus geringer vernetzt war (Risiko Dominoeffekte). Es war ein Spiegelbild des Ist-Zustands Anfang der 90er Jahre. Es ist gut, das Ziel von 60% festzuschreiben. Das ermöglichte auf sehr lange Sicht normale Zinskurven am Kapitalmarkt. In der Tat ist der Weg dahin flexibel zu gestalten wegen der massiven Komplexität durch den aktuellen Status der Globalisierung.

Milliarden-Vergleich in US-Opioid-Streit nimmt Hürde 

Zwischen 1999 und 2019 sind in den USA circa 500.000 Menschen durch Überdosen von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln und illegalen Drogen ums Leben gekommen. Hier dreht es sich um einen der größten Skandale in der US-Historie. 

Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) und weitere US-Arzneimittelgroßhändler treiben einen 26 Mrd. USD Vergleich voran, mit dem sie die Klagen wegen ihrer Rolle in der Opioid-Krise beilegen wollen. Sie teilten mit, für die Einigung gebe es Rückhalt unter den Bundesstaaten. Das war Bedingung für eine Umsetzung des erzielten Vergleichs.

Die realen Schäden durch diesen Skandal und die daraus erwachsene gesellschaftspolitische Krise sind nicht in Ansätzen mit den unterstellten Schäden durch Bayer (DE:BAYGN) oder Volkswagen (DE:VOWG) zu vergleichen. Die Strafzahlungen stehen in keinem kausal vertretbaren Maße zu den bisher verfügten Strafen für VW und Bayer. 

Ist das eine Facette von "America first" für die elitären US-Wirtschaftszirkel?  

Wie in den 70er Jahren

Volkswagen kann nach eigenen Angaben nicht mehr alle Bestellungen seiner Elektroautos der ID-Baureihe im laufenden Jahr erfüllen. Man läge in etwa bei drei bis sechs Monaten Lieferzeit für die Modelle der ID-Familie (Hintergrund Halbleitermangel). Das erinnert an die 70er und 80er Jahre als Wartezeiten ganz normal waren. Was heute nicht produziert wird, wird dann morgen produziert! Wie heißt es so treffend: Vorfreude ist die schönste Freude!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown (Basiseffekte) und Relativitätsgrundsätze bei Stimmungsindikatoren werden in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen als auch hohe Indexstände bei Stimmungsindikatoren keinen Bestand haben können.

Eurozone: Enttäuschender Einzelhandel

Gemäß finaler Berechnung stellte sich der Markit PMI des Dienstleistungssektors per August auf 59,0 Punkte (Prognose/vorläufiger Wert 59,7). In der Folge ergab sich für den Composite Index ein Stand von 59,0 Zählern (Prognose/vorläufiger Wert 59,5).

Die Einzelhandelsumsätze sanken per Juli im Monatsvergleich unerwartet stark um 2,3% (Prognose 0,1%) nach zuvor 1,8% (revidiert von 1,5%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,1% (Prognose 4,8%) nach zuvor 5,4% (revidiert von 5,0%). 

UK: PMIs schwächer

Gemäß finaler Berechnung stellte sich der Markit PMI des Dienstleistungssektors per August auf 55,0 Punkte (Prognose/vorläufiger Wert 55,5). In der Folge ergab sich für den Composite Index ein Stand von 54,8 Zählern (Prognose/vorläufiger Wert 55,3).

USA: Arbeitsmarktbericht per August enttäuscht

  • Arbeitslosenquote U-1: 5,2% nach zuvor 5,4% (Prognose 5,2%)
  • Arbeitslosenquote U-6: 8,8% nach zuvor 9,2% (nahe an Qualität der EU)
  • Nonfarm Payrolls: 235.000 (Prognose 728.000) nach zuvor 1.053.000
  • Partizipationsrate: 61,7% nach zuvor 61,7%
  • Wochenarbeitszeit: 34,7 Std. (P. 34,8) nach zuvor 34,7 (revidiert von 34,8)
  • Löhne (M/J): 0,6%/4,3% (Prognose 0,3%/4,0%) nach 0,4%/4,1%

Gemäß finaler Berechnung stellte sich der Markit PMI des Dienstleistungssektors per August auf 55,1 Punkte (vorläufiger Wert 55,2). In der Folge ergab sich für den Composite Index ein Stand von 55,4 Zählern (vorläufiger Wert 55,4).

Der vom ISM ermittelte PMI des Dienstleistungssektors sank per August von zuvor 64,1 auf 61,7 Zähler (Prognose 61,5).

Der Kfz-Absatz (total) sank per August wegen der Halbleiterproblematik von zuvor annualisiert 14,62 Mio. auf 13.05 Mio. Fahrzeuge.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungszone bei 1.1640 - 1.1670 negiert den positiven Bias des EUR.  

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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